Das Trumpf-As der Hölle
sich vor und stützte seine Hände auf die Platte. Dabei senkte er den Kopf. Sein Blick vergrub sich in das Augenpaar des anderen, als wollte er bis in die Seele des Mannes schauen. »Sie tun genau, was ich ihnen sage, Randall. Verstanden?«
»Ja«, kam es tonlos zurück.
»Gut, dann werde ich einige Fragen stellen. Wer ist John Sinclair?«
»Ein Gefangener.«
»Das stimmt. Aber wer ist er wirklich?«
»Ein Polizist.«
Arsenius lächelte. Endlich hatte er den Mann so weit, wie er ihn haben wollte. »Gut, ein Polizist. Ich freue mich, dass du es zugegeben hast. Du hast also geholfen, ihn einzuschmuggeln.«
»Ja.«
»Und weiter?«
»Er sollte das Verschwinden der Gefangenen aufklären.«
»Hat er schon etwas geschafft?«
»Nein«, hauchte Randall. »Ich habe in den letzten Tagen nicht mehr mit ihm gesprochen. Er hat sich auch nicht gemeldet.«
Arsenius war zufrieden. Er wusste, dass Randall die Wahrheit gesprochen hatte, denn unter Hypnose log niemand, das stand fest.
»Welche Informationen besitzt er?«
»Das weiß ich nicht.«
»Du hast ihm doch welche gegeben?«
»Nein, nie…«
Dann hat er sie mit auf den Weg bekommen, dachte Arsenius und hielt seinen Blick unverwandt auf Randall gerichtet. Wie eine Statue hockte der Direktor auf dem Stuhl. Er rührte sich nicht. Kalkig war sein Gesicht, auf der Haut lag ein dünner Schweißfilm, die Augen standen offen, und doch sah er nichts.
»Wie soll es weitergehen mit Sinclair?« wollte der Hellseher wissen.
»Ich habe keine Ahnung«, lautete die schwache Antwort. »Es existiert kein Plan. Sinclair will sich mit mir in Verbindung setzen, falls es etwas Neues gibt.«
»Das hat er nicht getan?«
»Nein.«
Arsenius überlegte. Seine Gedanken drehten sich dabei um Mord. Er hatte lange genug gewartet, denn heute wollte er das Zuchthaus in seine Gewalt bringen. Dabei würde er Hilfe von draußen bekommen. In einer Höhle im Moor lauerten sieben seiner Helfer. Fünf Vampire und zwei Werwölfe. Die Blutsauger schliefen tagsüber in den Särgen. Sobald die Dunkelheit über das Land fiel, würden sie die Totenkisten verlassen, zum Zuchthaus kommen, um sich mit denen zu verbünden, die Arsenius zu seinen Diener gemacht hatte. Denn auch innerhalb des Komplexes lauerten die Bestien. Und nur er wusste, wo…
Stand ihm der Direktor bei seinen Plänen nicht im Wege? Er schaute sich den Mann an. Der Direktor war Wachs in seinen Händen, er konnte mit ihm machen, was er wollte. Er dachte auch daran, ihn in eine Bestie zu verwandeln, kam jedoch davon ab. Es gab eine einfachere, glattere Lösung.
Arsenius griff in seine Tasche und förderte ein Kartenspiel hervor. Er mischte die Karten, und seine Hände bewegten sich dabei ungemein schnell. Auch die Karten wirbelten, er ließ sie von einer Handfläche in die andere fallen und drückte sie dann wieder zu einem Päckchen zusammen, das er vor dem Direktor auf die Schreibtischplatte legte. Thomas Randall hatte die Mischerei zwar gesehen, doch sie interessierte ihn nicht. Dieser Vorgang ging spurlos an ihm vorüber, und erst als Arsenius ihn ansprach, wurde er aufmerksam.
»Sieh dir die Karten an!«
Randall senkte den Kopf. Arsenius streckte seine Hand vor, berührte mit zwei Fingerkuppen den Kartenstapel und fächerte ihn gedankenschnell auseinander, so dass die Karten jetzt in einer Reihe vor dem Zuchthausdirektor lagen.
»Nimm eine Karte! Wenn es das Kreuz As ist, bedeutet das den Tod für dich!«
Randall bewegte den Kopf. Sein Arm bewegte sich, wie an der Schnur gezogen, vor, und die Finger der rechten Hand näherten sich dem Kartenstapel.
»Eine Karte!« zischte Arsenius, »nur eine!«
Im Zimmer war es still. Auch aus dem Nebenraum drang kein Laut durch die schalldichte Tür. Randall griff zu. Mit einem Ruck zog er die von ihm erfasste Karte unter dem Stapel weg. Noch behielt er sie verdeckt in seiner Hand.
»Dreh sie um!«
Der Direktor zögerte, und Arsenius musste seine Aufforderung wiederholen. Da war irgendeine Sperre in der Psyche des Direktors, die jedoch mit dem zweiten Befehl überwunden wurde.
Randall drehte die Hand mit der Karte. Das Blatt lag jetzt oben. Es war das Kreuz As!
Niemand erschrak. Arsenius hatte es gewusst und steckte gelassen die anderen Karten ein. Er behielt die Hand in der Tasche und holte statt dessen einen anderen Gegenstand hervor. Es war ein Messer mit einer langen dünnen Klinge, die mehr einer Stricknadel glich, allerdings wesentlich härter war als diese.
Das dünne Messer
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