Das Trumpf-As der Hölle
liegen. »Jetzt!« zischte er und drehte die Karte blitzschnell herum.
Kaum war sie in Bewegung, als er seine Hand zurücknahm und anfing zu sprechen. »Die Todeskarte«, flüsterte er. »Ihr kann keiner entrinnen, sie schaffte jeden, Sinclair, hörst du?«
»Ja…«
Eine andere Antwort bekam er von mir nicht, denn ich schaute auf die Karte, die sich rasend schnell um ihren Mittelpunkt drehte. Auch auf mich übte sie eine Faszination aus, denn wie von einem Magnet angezogen waren meine Blicke, und ich konnte sie einfach nicht mehr von der Karte lösen.
Arsenius hatte in seine Drehung sehr viel Kraft hineingelegt. Und hätte er das Doppelte aufgewendet, die Karte hätte längst schon zur Ruhe kommen müssen. Das geschah nicht, sie drehte sich weiter wie ein Kreisel, und sie zog mich immer stärker in ihren Bann. Arsenius hockte leicht vornüber gebeugt. Seine Hände lagen auf der Kante des gläsernen Tischs, die Fingernägel sahen aus wie mit Blutstropfen übermalt, ebenso das Gesicht.
»Sinclair«, flüsterte ich, »mit dir habe ich etwas anderes vor, als mit meinen anderen Freunden. Nicht alle, die mir gegenübersaßen und auf die sich drehende Todeskarte starrten, hatten dieses Gefühl, wie du es bekommst. Bei ihnen brauchte ich eine nicht so starke Magie einzusetzen, doch bei dir ist es etwas anderes, Geisterjäger. Etwas anderes, hörst du…?«
Ich hob den Kopf. Ja, ich hatte ihn verstanden. Seine Stimme hatte sich bei den letzten Worten verändert. Oder kam es mir so vor? Sie war hallend geworden, als würde er weit weg in einem Schacht sitzen und hätte von dort aus zu mir gesprochen. Ich öffnete die Augen weiter als gewöhnlich, wollte sehen, was geschehen war und ob Arsenius wirklich in einem Schacht saß.
Ja, er war nach hinten gerutscht. Klein, beinahe winzig kam er mir vor, aber sein Lachen schallte mir durch den unheimlichen Trichter entgegen. Ich hatte meine Zweifel, wirklich noch Arsenius gegenüberzusitzen. Der hockte weit vor mir, das war ein Teufel, das war nicht mehr der Hellseher und ich glaubte, Asmodis Fratze zu sehen.
Das Lachen donnerte mir entgegen, als wäre es nur auf mich konzentriert. Ich schloss die Augen und ballte die Hände, während sich die Karte noch immer drehte.
Mein Gott, das Zimmer veränderte sich auch. Zum Glück hatte ich die Wand angeschaut, da waren nicht mehr die Augen zu sehen, sondern aus einer geheimnisvollen Tiefe schälten sich die Gesichter von schrecklichen Monstern.
Wie im Vorhof der Hölle…
Ja, so war es. Ich konnte in den Vorhof der Hölle schauen, in dem ich mich selbst einmal an dem Massen-Galgen befunden hatte und nur mit großer Mühe wieder freikam.
Durch Schwarze Magie hatte sich dieses normale Zimmer in eine wahre Hölle verwandelt. Und ich war der Mittelpunkt! Um mich herum begannen die Wände zu tanzen. Arsenius rückte immer weiter von mir weg, die Karte drehte sich schneller, sie bohrte sich regelrecht in den Tisch hinein und formte eine Spirale, die immer mehr in die Tiefe stieß. Als wären unsichtbare Gegner an mich herangetreten, so spürte ich plötzlich den Druck in meinem Rücken. Ich wurde nach vorn geschoben, und mein Kopf senkte sich dem Tisch entgegen.
Ein Vampir sollte ich werden, ein verdammter Blutsauger!
Das wurde mir in diesen Momenten klar. Und es schnitt wie mit einem scharfen Messer gezogen in mein Bewußtsein.
Nein! Auf keinen Fall. Ich wollte, und ich durfte einfach nicht nachgeben. Zentnergewichte schienen auf meinen gefesselten Händen zu liegen. Es bereitete mir Mühe, sie in die Höhe zu wuchten. Ich atmete mit offenem Mund, schnappte dabei nach Luft und merkte genau, dass der äußere Druck sich vervielfältigte.
Arsenius war dabei, seine teuflischen Kräfte noch mehr zu aktivieren. Er hatte den bisher stärksten Gegner vor sich. Ich war nicht so einfach zu besiegen wie die anderen, in meinem Hirn befand sich eine geistige Sperre, die auch durch Schwarze Magie nicht so leicht zu öffnen war. Hände und Füße waren gefesselt. Und doch konnte ich mich bewegen. Da sich meine Arme vor dem Körper befanden, gelang es mir, sie in die Höhe zu heben. Das kostete Kraft. Dabei hielt ich den Blick auf die Karte gerichtet, die sich in einem rasenden Wirbel um die eigene Achse drehte, noch immer auf dem Tisch lag und nicht zur Ruhe kam. Solange sie dich drehte, war ich zwar von anderen Kräften umgeben, aber noch ziemlich frei.
Nutze es aus! schrie eine Stimme in mir. Verdammt, nutze es aus!
In Brusthöhe bekam ich
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