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Das Turnier

Das Turnier

Titel: Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anu Stohner
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›Huhuuuuu!‹«
    Ich machte es nur ganz leise, aber im ersten Augenblick kriegten sie trotzdem so einen Schreck, dass ich schon dachte, sie springen auf und rennen davon. Dabei wussten sie genau, dass nur ich es war, der ein bisschen huhu gemacht hatte. Und gleich darauf war es ihnen natürlich peinlich. Sie taten, als wäre nichts gewesen, und ich sagte nichts. Für unseren Plan war es schließlich nur gut, dass sie in der Ritterzeit alle so einen Bammel vor Gespenstern hatten.
    Kuno war es dann, der als Erster wieder was sagte. Er runzelte die Stirn und fragte:
    »Und du meinst, das klappt?«
    Im Stillen dachte ich: Es klappt, wenn die Fieslinge genauso einen Bammel vor Gespenstern haben wie ihr – wenn nicht, sind wir im Eimer. Aber das sagte ich natürlich nicht. Ich fragte nur:
    »Hat jemand eine bessere Idee?«
    Die hatte natürlich niemand. Aber Kuno fiel noch was ein:
    »Was, wenn die Leute in den Zelten aufwachen von dem Lärm, den wir machen?«
    »Dann werden sie schön bleiben, wo sie sind, und hoffen, dass der Drache und die Gespenster sie nicht holen kommen«, sagte ich.
    Und damit war es beschlossen. Sogar die Mädchenwollten mitmachen, aber das erlaubte Kuno nicht. Da war er als großer Bruder und künftiger Burgherr ganz streng, obwohl die Mädchen echt sauer waren. Ich konnte sie ja verstehen, und Mädchen aus unserer Zeit, Nina und Klara zum Beispiel, hätten ihm wahrscheinlich was gepf iffen. Aber ich war andererseits auch froh, dass die Mädchen nicht mitmachten. Wenn die Sache nämlich schiefging …
    Die Mädchen motzten noch eine Weile, und Irmtraud schaute mich an, als sollte ich mich gef älligst einmischen, aber ich tat einfach so, als merkte ich es nicht. Zum Schluss wollten sie wenigstens die weißen Tücher besorgen, und das war in Ordnung. Für die Schlacht gegen die Weißen mussten wir jetzt nur noch warten, bis es dunkel wurde.
    Blieb nur noch Robert, den wir natürlich nicht vergessen hatten. (Falls das jemand gedacht hat, soll er sich gef älligst schämen!)
    Was unternahmen wir bloß wegen Robert? Der saß bei den Weißen in Gefangenschaft. Und so blöd, dass sie heute Nacht alle auf einmal loszogen, waren die bestimmt nicht. Sowieso war sich der Weiße Ritter selber für die Drecksarbeit bestimmt zu schade. Der würde also in jedem Fallauf Robert aufpassen. Und sein großmäuliger Herold wahrscheinlich auch. Außerdem konnten wir nicht beides machen: die Weißen zwischen den Zelten abpassen und Robert befreien. Dazu waren wir viel zu wenige. Und wenn das eine klappte, nämlich die Weißen zurückzuschlagen, würde das andere, also Robert zu befreien, umso schwerer.
    Es war verzwickt und verzwackt, und wie wir es auch drehten und wendeten, es fiel uns einfach keine Lösung ein. Wir konnten nur abwarten, ob sich was ergab, dass wir vielleicht zu Robert vordringen konnten. Und wenn nicht, mussten wir morgen Kunos Vater um Hilfe bitten, dass er als Burgherr eingriff und die Weißen zwang, Robert herauszugeben. Was es dann für einen Megaärger geben würde wegen dem Quatsch, den wir alle zusammen verzapft hatten, mochte ich mir lieber nicht vorstellen. Schon zu Hause hätte es für so was drei Tage Computerspielverbot gegeben, und in der Ritterzeit ging es garantiert härter zur Sache. Wenn morgen früh nicht sowieso alles zu spät war …
    »Gleich gibt’s Abendessen«, riss Kuno mich aus meinen Gedanken. »Kein Sterbenswörtchen zu niemand! Wenn die merken, was wir vorhaben,sperren sie uns über Nacht in unsere Kammern ein.«
    (Eingesperrt werden, bevor man überhaupt was gemacht hatte – da könnt ihr euch vorstellen, was hinterher los gewesen wäre!)
    Wir nickten alle, damit war das Schweigegelübde besiegelt. Dann hörten wir auch schon Kunos Mutter rufen, und wir machten uns auf den Weg in die Burg.
    Als wir drinnen die Treppe zum Rittersaal hochstiegen, waren meine Beine schwer wie Blei. Ich war auf einmal unendlich müde, dabei stand uns das Schlimmste erst noch bevor. Wie hatten Rigobert und Dagobert gesagt: Wir wollten den fiesesten Fieslingen im ganzen christlichen Abendland die Stirn bieten. Und wie? Mit weißen Tüchern überm Kopf und Huhu-Geschrei wie bei den Kindergeburtstagen zu Hause, als wir zu den Erwachsenen noch »Onkel« und »Tante« sagten. Mit jedem Schritt auf der Treppe wurde mir klarer, dass wir keine Chance hatten. Irmtraud hielt meine Hand. Als sie sie vor der Tür zum Rittersaal losließ, kam ich mir vor wie der müdeste und einsamste Mensch auf dem

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