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Das Turnier

Das Turnier

Titel: Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anu Stohner
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als wir anderen mit acht Menschenaugen sahen.
    Ein paarmal dachten wir schon, es wäre so weit und alle schliefen, aber dann kam doch wieder jemand aus einem Zelt und schaute in die Sterne oder verschwand im Zelt nebenan. Als wieder einmal eine ganze Weile nichts zu hören war, spürte ich plötzlich einen Schubs. Wuschel hatte sich aufgerichtet und stand vor mir wie zu Hause, wenn er Gassi gehen will. Das war das Zeichen zum Auf bruch.
    Wir schlüpften aus der Hecke und liefen geduckt zu den Zelten. Die Gespenstertücher wollten wir uns erst dort überwerfen, wo man sich schnell verstecken konnte.
    In den Zelten war alles ruhig. In der Ritterzeit blieben die Leute nicht so lange auf wie heute, wahrscheinlich weil es kein Fernsehen und all so was gab. Hier und da hörte man es leise schnarchen.
    Die Mitte zwischen dem weißen und dem schwarzen Zelt war ungef ähr da, wo der Eisenbieger mit dem kleinen Kopf aufgetreten war. Dort blieben wir stehen.
    »Jeder sucht sich schnell einen Platz zum Verkleiden, dann wieder hier!«, flüsterte Kuno.
    Verkleiden war vielleicht ein bisschen übertrieben, aber wir wussten ja, was er meinte. Wuschel kam mit mir hinter ein Zelt und machte keinen Mucks, als er mich mit übergeworfenem Gespenstertuch sah. Ich musste es vorne ein Stück anheben, wenn ich was sehen wollte, weil die Mädchen keine Löcher für die Augen hineingeschnitten hatten. Wahrscheinlich waren Tücher in der Ritterzeit zu wertvoll dafür.
    Mit dem Gespenstertuch über mir und Wuschel neben mir schlich ich zurück zu dem Eisenbiegerplatz. Mit mir zusammen kam aus der entgegengesetzten Richtung Kuno dort an. Dann kamen von links Rigobert und von rechts Dagobert. Dass sie es waren, konnte man daran sehen, dass ihre Tücher auf der Erde schleiften, aber wer von den beiden wer war, sah man natürlich nicht. So weit war alles glatt gegangen. Jetzt mussten wir uns nur noch so verteilen, dass wir eine Kette quer durch das Zeltlager bildeten, durch die uns keiner durchschlüpfen konnte. Ich schaute nach links und rechts und zählte ab, ob wir für jedes Zelt auf der Linie einer waren.
    Wir waren vier und mit Wuschel fünf: vierGespenster und ein fürchterlicher Drache, jedenfalls solange man ihn nicht sah. Es waren ein … zwei … drei … vier … fünf … sechs … sieben Zelte auf der Linie. Mist, dann waren wir zwei zu wenig! Ich schaute in die Runde, und was ich da sah, konnte ich erst gar nicht glauben. Ich dachte erst, ich hätte mich verzählt, und zählte noch mal nach: eins, zwei, drei, vier, Wuschel, sechs, sieben …
    Das gab’s doch nicht: Wir waren plötzlich zwei Gespenster zu viel!

Das neunzehnte Kapitel mit Gespenstern, die nicht vorgesehen waren
    (Man kann eben nicht alles planen!)
    Und jetzt machten sie: »Huhuuuu!«, ganz leise nur, aber das reichte, um die drei Wackerburger Jungs in Panik zu versetzen. Ich sah, wie die drei Gespenstertücher sich unten so weit hoben, dass ich Kunos Knie und Rigoberts und Dagoberts Knöchel sehen konnte. Die wollten türmen!
    Da konnten die zwei überzähligen Gespenster nicht mehr und mussten kichern.
    Wahrscheinlich habt ihr’s längst erraten: Es waren die Mädchen. Jetzt hoben sie die Tücher und schauten drunter vor, aber witzig fanden wir das nicht. Ich meine, sie sahen klasse aus mit den großen Pupillen, in denen sich die Mondsichel spiegelte, aber so was machte man einfach nicht. Kuno war echt sauer, das sah man, als er ebenfalls das Tuch hob. Die Mädchen hatten Glück, dass wir leise sein mussten, sonst hätte es jetzt wahrscheinlich Zoff gegeben. Andererseits …
    »So sind wir genauso viel, wie wir für die Kette brauchen«, sagte ich im Flüsterton.
    »Darum sind wir ja hier«, flüsterte Ingrid.
    »Das konntet ihr überhaupt nicht wissen!«, zischte Kuno.
    »Doch«, flüsterte Irmtraud. »Wir haben’s vom Kammerfenster aus abgezählt.«
    »So was macht man nämlich besser vorher«, flüsterte Ingrid.
    Ups! Das saß. Und es konnte stimmen: Vom Kammerfenster der beiden konnte man gut über die Burgmauer sehen.
    Kuno zögerte noch einen Augenblick, dann gab er sich geschlagen. Es war auch höchste Zeit, dass wir an unsere Plätze gingen. Ich bin kein guter Himmelsgucker, der vom Stand der Sterne und des Monds die Zeit ablesen kann, aber nach meinem Gefühl ging es allmählich gegen Mitternacht.
    Wir teilten uns so auf, dass Wuschel in der Mitte blieb, dann kamen links Irmtraud, Rigobert und Kuno und rechts Ingrid, Dagobert und ich. Es sollte so sein,

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