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Das Turnier

Das Turnier

Titel: Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anu Stohner
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dass die Schwächsten am nächsten bei Wuschel in der Mitte waren und die Stärksten am weitesten von ihm entfernt an den Flanken. Dass Rigobert und Dagobert über die Reihenfolge nicht motzten, wundert mich heute noch. (Und okay, ich hätte lieber Irmtraud auf meiner Seite gehabt, aber ich wollte nicht motzen,wenn selbst die beiden Obermotzkis Ruhe gaben.)
    Dann hieß es warten. Dachten wir. Aber es ging alles ganz schnell. Und bei mir fing es an: Ich hörte leise Schritte. Schon ziemlich nah. Es war nur einer. Nein, zwei! Sie näherten sich dem Zelt, hinter dem ich kauerte! Ich spannte die Muskeln an, damit ich schnell aufspringen konnte. Einer ging links ums Zelt und einer rechts …
    Jetzt!!!
    Ich sprang auf und wedelte mit den Armen und machte: »Huhuuu!«
    Aber leider kam nur ein dumpfes »Hmpfff !« heraus, denn kaum hatte ich unterm Tuch den Mund geöffnet, hielt ihn mir eine Riesenpranke wieder zu. Keine Ahnung, woher der Fiesling so genau wusste, wo mein Mund war, aber wahrscheinlich zeichnete sich der Kopf unter dem Tuch ab. Im selben Augenblick, in dem er mir den Mund zuhielt, presste mir der Fiesling die Arme an den Körper, und unten an den Beinen griff der zweite Fiesling zu. Bevor ich wusste, wie mir geschah, wurde ich hochgehoben und davongetragen. Ich konnte nicht mal zappeln, und wenn uns jemand gesehen hätte, hätte er wahrscheinlichgedacht, da tragen zwei einen Mehlsack durch die Nacht. Oder eine Mumie.
    Ich selber sah natürlich nichts. Ich spürte nur alles. Und es ging mir gar nicht gut dabei. Ich konnte nur hoffen, dass die anderen sich nicht so dämlich anstellten wie ich. Aber wieso hörte man von denen nichts? Hatten die nicht gemerkt, was mir passiert war? Oder war ihnen …
    Der Gedanke war so fürchterlich, dass ich ihn lieber nicht zu Ende dachte.

Das zwanzigste Kapitel, in dem es nichts zu lachen gibt
    (Es sei denn, dass jemand zu den fiesen Fieslingen hält!)
    Jetzt müsst ihr mir was versprechen. Ihr müsst mir versprechen, dass ihr nicht lacht, auch wenn das, was ich euch erzähle, komisch klingt. Ich mach’s auch kurz: Unser Plan ging so unglaublich in die Hose, dass sich selbst Robert darüber wunderte, der sich sonst nie wundert, wenn ein Plan in die Hose geht, weil er’s nämlich gar nicht merkt. Aber diesmal merkte es sogar er, nämlich als wir einer nach dem anderen neben ihm in einer Ecke des weißen Zelts abgelegt wurden. Vorher banden uns die Fieslinge noch mit Stricken zu weißen Bündeln zusammen, aus denen nur oben der Kopf rausschaute. Wir sahen aus wie Engerlinge, falls ihr schon mal welche gesehen habt. Oder wie Mumien.
    Wir wollten Robert natürlich erklären, was passiert war, aber das brauchten wir gar nicht. Er wusste es schon. Die Weißen hatten überall ihre Spitzel, der erste hatte schon mit unter der Eiche im Burghof gesessen …
    »Und ich dachte, der schläft seinen Rausch aus!«, sagte ich so laut, dass einer der weißen Fieslinge sich nach mir umdrehte und »Klappe!« fauchte.
    Fünf von ihnen saßen um eine rauchende Fackel in der Mitte des Zelts. Von den anderen war nichts zu sehen, auch von dem weißen Oberf iesling und seinem miesen Herold nicht. Wahrscheinlich machten die doch mit bei der Lanzenschweinerei, und die Gespensterarmee war ja schon mal aus dem Weg geräumt. Scheckig gelacht hatten die sich über die Gespenster, die sie zu Tode erschrecken sollten, und der arme Robert hatte alles mit anhören müssen.
    »Und Wuschel?«, flüsterte ich.
    »Den wollten sie auch einkassieren«, flüsterte Robert.

    Ich schaute, so gut es dermaßen eingeschnürt ging, um mich. Aber wir waren nur sechs Engerlinge und Robert, den sie ohne weißes Tuch gefesselt hatten.
    »Haben sie aber nicht«, flüsterte ich.
    »Logisch nicht«, flüsterte Robert.
    »Wieso logisch?«
    »Weil er ein Wunderhund ist – wieder mal vergessen?«
    »Nein.«
    Ich hatte es wirklich nicht vergessen, aber ob er ganz allein gegen so eine Übermacht was ausrichten konnte? Und wieso hatten wir nichts von ihm gehört? So leicht wie wir ließ Wuschel sich nie im Leben überrumpeln. Dazu hätte er nicht mal ein Wunderhund sein müssen, dazu hätten eine ganz normale Hundenase und ganz normale Hundeohren ausgereicht. Nein, überrumpelt hatten sie ihn bestimmt nicht. Aber er hatte auch keinen Mucks gemacht. Da konnte irgendwas nicht stimmen.
    »Robert …«, flüsterte ich leise, aber diesmal hörte es der ungemütlichste der fünf Fieslinge trotzdem wieder.
    »Ruhe dahinten!«, fauchte

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