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Das ueberirdische Licht - Rueckkehr nach New York

Das ueberirdische Licht - Rueckkehr nach New York

Titel: Das ueberirdische Licht - Rueckkehr nach New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Honigmann
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Krach mit: Na, wenn Sie Ruhe suchen, dann müssen Sie nach Iowa gehen!
     
    Erst einmal ist in meiner Residenz das Telefon kaputt. Vergeblich krieche ich auf dem Boden herum, auf dem sich eine Unmenge von Schnüren verwirrt hat, die ich alle heraus-, hinein- und herumstöpsele, es funktioniert nicht. Zwei Tage später kommt ein sehr großer schwarzer Mann, den man früher einen Neger hätte nennen dürfen, geradezu ein Riese (ich habe gehört, daß sich inzwischen viele Schwarze nun erst recht selbst Negro nennen), jedenfalls kommt er von der Telefongesellschaft Verizon und begrüßt mich mit der Frage: Are you Barbara ?, und ich bestätigte ihm, daß das me sei. Er weist, nach einem kurzen Blick auf die Verwirrungen am Boden, von sehr obenherab, erst auf einen Stecker, dann auf eine Schnur, dann auf einen Stöpsel, läßt mich nach seinen orders stecken und stöpseln und repariert mein Telefon einfach mit einem Blick und zwei kurzen Anweisungen, dann verabschiedet er sich schon wieder: Bye-bye Barbara! Genauso : Bye-bye, Barbara!
    Endlich kann ich zu Hause anrufen und sagen, ich bin gut angekommen, wohne mitten in Manhattan, die Wohnung ist hell, groß und geräumig, es gibt sehr viel Platz, ihr sollt mich besuchen kommen, ja, ja, natürlich geht es mir gut. Und endlich kann ich jederzeit mit Sanda telefonieren, meiner Freundin aus der ganz alten Zeit, aus Berlin, die seit vielen Jahren in New York lebt und wunderbarerweise nur wenige Straßen von meiner Residenz entfernt. Ihre Wohnung liegt in einer der kleinen mews , den ehemaligen Stallgäßchen auf der Rückseite der alten Brownstone-Häuser am Washington Square-Park, die im 18. und 19. Jahrhundert von der amerikanischen »Aristokratie« bewohnt wurden und heute mitsamt den einstigen Stallgebäuden zu city landmarks erhoben worden sind. Solche mews gibt es auf der Ostseite und auf der Westseite. Auf der östlichen befindet sich das Deutsche Haus, und auf der westlichen, in der MacDougal Alley, wohnt meine Freundin in einem winzigen Häuschen, das ihr eine, man kann schon sagen, philanthropische Landlady vermietet hat. Nach so vielen Jahren der Trennung, während derer wiruns mit kurzen Besuchen, langen Briefen und seltenen Telefonaten begnügen mußten, finden wir uns jetzt mitten in Manhattan als Nachbarinnen wieder. Wenn uns das jemand vorausgesagt hätte – damals in Berlin, im Osten, den wir so satt hatten!

Mein magisches Dreieck
    Touristische Pflichten habe ich mir nicht auferlegt, die habe ich schon bei früheren Besuchen erfüllt. Am Ende meiner Residenzzeit werde ich dann feststellen, daß ich eigentlich nie aus dem Village herausgekommen bin, und meine Dorfgenossen werden mir bestätigen, das geht hier allen so! Weil es ja ein Dorf ist, wenn auch ein größeres, kann man es, wenn man gute Schuhe hat, auch zu Fuß erlaufen, die kleinen Streets hinauf und die mittleren Streets hinunter, und dabei sogar einige Avenues überqueren. Natürlich bleibe ich dauernd stehen, weil ich vieles näher betrachten will, Buchläden, Galerien, Drogerien und ihre customers , ein petshop , in dessen Auslage eine Handvoll ganz kleiner Hunde in einem Körbchen unter einem Infrarotstrahler wachsen. Am Union Square habe ich dann sogar ein ganzes Pet-Kaufhaus, mehrstöckig, mit einer Abteilung für Hundemode im basement entdeckt. Für Katzen gibt es aber keine Modeabteilung, die würden sich so etwas Affiges auch nicht bieten lassen.
    Meine Dorfgenossen stehen der Vielgestaltigkeit ihrer Stadtlandschaft in nichts nach, so multiverschieden, multi-ethnisch und multisozial, multiform und multifarbig wie sie sind und ausschauen und dahergehen. Was sie anhaben, tun und wie sie sich benehmen. Manche laufen ganz wild aussehend herum, manche picobello wie vomLaufsteg weg, einige richtig bohèmehaft, andere mehr gepflegt vernächlassigt, viele ganz schön exzentrisch und ein jeder mit dem festen Willen zur Gestaltung, das ist unübersehbar. Deeply superficial , hat Andy Warhol alle diese Leute und sich selbst treffend beschrieben; der hat hier auch irgendwo gewohnt. Richtig Meschuggene, die laut deklarieren und wild gestikulieren, laufen auch mehr als in anderen Städten herum, obwohl sich der Unterschied zu denen, die einfach laut mit ihrem cell herumtelefonieren, verringert haben dürfte. Den Hauptpreis für Exzentrik spreche ich innerlich einer ganz großen, gertenschlanken Frau von tiefschwarzer Hautfarbe zu, die im schneeweißen Pelzmantel mit schneeweißer Pelzkappe und

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