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Das ueberirdische Licht - Rueckkehr nach New York

Das ueberirdische Licht - Rueckkehr nach New York

Titel: Das ueberirdische Licht - Rueckkehr nach New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Honigmann
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gewidmet hat. Er malt manisch immer nur Selbstporträts, Witz hat er dabei auch, das ist natürlich sehr wichtig, manchmal manipuliert er Polaroidfotos, wenn sie noch feucht sind, oder dekoriert in kleinen Kästchen oder Kisten buntes Zeugs und Krimskrams zu pittoresken, puppenhaften Innenlandschaften.
    Nach den vielen Wochen im Village ist mir, als hätte ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Museum betreten, denn der Kontrast könnte nicht größer sein: Hier bewegt sich nichts, alles bleibt an seinem Platz, die Bilder rühren sich nicht aus ihren Rahmen, Stille wie auf einem anderen Stern! Wir sind nur wenige Besucher, die sich verlaufen und die Stimmen senken, wenn sie reden oder etwas fragen.Nirgends klingelt oder rattert, schrillt oder schreit es. Keine Ausdehnung und keine Beschleunigung! Nachdem ich durch alle Etagen geschlendert bin, durchschreite ich das ganze Museum noch einmal von hinten nach vorn, betrachte jedes Bild und lasse keines aus, was ich sonst nie mache, vielmehr die Räume sogar in einer gewissen Eile durchquere, darauf wartend, daß mich ein Werk anruft. Hier aber lese ich auch noch alle Erklärungen, die ich sonst hochmütig völlig ignoriere, Bild für Bild, vom obersten Stockwerk abwärts, bis ich wieder im Lärm der Menge in der Sonne auf der Madison Avenue stehe.
     
    Und nun gehe ich gleich auch noch in den Central Park, einmal wenigstens muß ich doch dort gewesen sein. Und wenn es am vorletzten Tag ist.
    Wie das Museum durchstreife ich ihn gründlich, aber ohne anzuhalten. Obwohl es noch kalt ist, sind viele Menschen da, Familien und ganze Völkchen und Gruppen, Paare und Kinder, viele junge und viele alte Leute und Touristen. An einer der Straßen, die den Park durchqueren, aber nicht von Autos befahren werden, gibt es offensichtlich etwas Besonderes zu sehen oder zu hören, dort bleibe ich stehen. Eine improvisierte Rollerblade-Bahn, auf der Frauen und Männer und Kinder zu Hip-Hop- oder Rockmusik auf Rollerblades oder klassischen Rollschuhen laufen, gleiten, springen, hüpfen, sich schieben, jeder wieer kann. Frauen, Männer, Kinder jedes Alters, aller Rassen und aller Klassen und sonstigen sozialen Stände in einem großen Kreis, Jugendliche, Halbwüchsige, Studenten, Mittelalterliche, Alte und richtig Alte, Dicke und Dünne, Latinos, Schwarze, Weiße, Chinesen, Inder und andere Asiaten, Juden mit Kippa und auch einer in voller orthodoxer Montur. Manche ganz fein herausgemacht mit Anzug und Krawatte und manche ganz verschlampt in Baseball-Look, manche richtig schick, manche brav unauffällig und manche abenteuerlich oder cool nachlässig. Einige beherrschen die Rollerblades meisterlich, tanzen komplizierte Figuren wie beim Eiskunstlauf, einzeln oder als Paar, andere laufen einfach nur so den Kreis ab, ein netter kleiner Opa wackelt überhaupt bloß ein bißchen hin und her, einfach hin – her, vor – zurück, hin – her, vor – zurück, und es scheint ihm großen Spaß zu machen. Alle folgen dem Rhythmus der Musik und drehen, wenn auch ungeordnet, eine große Runde in der Bahn, um die herum wir Zuschauer stehen und manchmal klatschen. Innerhalb der Runde bilden sich immer neue Verbindungen und Figuren, die Leute holen sich ein, drehen sich umeinander, fassen einander, lösen sich wieder, überholen sich, auch der Hin-Her-Vor-Zurück-Opa wird von einem besonders virtuosen Paar kurz umschwärmt und mitgezogen, bevor sie mit anderen wieder andere Figuren bilden, einige fügen sich nur eine Weile, für ein, zwei Runden, in den Tanz, anderebleiben die ganze Zeit dabei und drehen Kreis um Kreis, und so bilden sich immer neue Paare und Gruppen und Figuren in immer neuen Verbindungen.
    Aber ein Zentrum gibt es doch: In der Mitte der Runde fungiert ein zwei Meter großer African-American von tiefschwarzer Hautfarbe als Zeremonienmeister. In einer zitronengelben Häuptlingstracht dirigiert er das Ganze und singt und tanzt dabei als einziger im Gegensinn des Kreises. Er ist der heimliche Chef, er wirft die Musik an und hat sich, seiner zentralen Stellung entsprechend, eine Art Headquarters aufgebaut: ein glitzerndes, goldfunkelndes Monstrum von Motorrad, bei dem man erst bei genauerem Hinsehen erkennt, daß es sich in Wirklichkeit nur um ein Fahrrad handelt, das er aufgemöbelt und aufgetakelt hat. Aber wie! Auch die Boxen hängen daran, aus denen die Musik kommt, seine eigenen Songs und Aufnahmen, wie wir erfahren. Er spricht uns, die Zuschauer, an, teilt uns mit, daß man seine CD’s

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