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Das ueberirdische Licht - Rueckkehr nach New York

Das ueberirdische Licht - Rueckkehr nach New York

Titel: Das ueberirdische Licht - Rueckkehr nach New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Honigmann
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vergeblichen und manchmal gelungenen Anpassung, die tausend Tricks und Ticks und Faux Pas, denen zu entfliehen sie eben Spanisch gelernt und sich damit erfolgreich in eine andere Welt hinübergerettet hat. Jede Woche telefoniert sie mit Márquez und Llosa, sie diskutieren über alles nur mögliche mit ihr, aber sie fragen sie nie, ob sie auch etwas Warmes gegessen hat.
    Das Bard College liegt mitten in der hügeligen Waldlandschaft, durch die wir schon die ganze Zeit gefahren sind, die Häuser und Pavillons stehen unter lauschigen alten Bäumen frei in der Landschaft. In ihrer Architektur sind die Institute, Bibliotheken und dormitories den mittelalterlichenenglischen Universitäten nachempfunden, wie bei den meisten amerikanischen Universitäten, und man kann hier wahrscheinlich wirklich nichts anderes tun als studieren und lesen und forschen, dazwischen vielleicht wandern oder nach der Natur zeichnen, sonst gibt es jedenfalls nicht viel Ablenkung. Viele sehr berühmte Wissenschaftler und Künstler haben im Bard College, das sich besonders den Sprachen, der Literatur und ganz allgemein dem, was man hier Liberal Arts nennt, widmet, gelehrt und lehren noch immer. Auf dem kleinen Friedhof nahe dem College sind Hannah Arendt und ihr Mann, Hans Blücher, begraben, der viele Jahre am Bard gelehrt hat, beide haben dem College ihre Bibliothek hinterlassen.
    Unsere kleine Frauengruppe wird von der Institutsleiterin sehr herzlich willkommen geheißen und zur Besichtigung über den Campus geführt, wo wir das Fisher Center of Performing Arts von allen Seiten, von außen und innen besichtigen können. Der Bau inmitten der »mittelalterlichen« Kastelle ist eine von Frank Gehrys ausgreifenden Wallungen, wirkt aber ganz harmonisch und beruhigt in der pastoralen Umgebung. Zufällig hatte ich mir gerade wenige Tage zuvor, als ich in der Lobby meiner Residenz auf den Doorman warten mußte, eine Zeitschrift mit der Titelstory Jewish Architects aus einem der Briefkästen gegriffen und aus einem Interview mit Frank Gehry erfahren, daß er eigentlich Ephraim Goldberg heißt, es heutebedauert, seinen Namen geändert zu haben, und die Inspiration zu seinen Werken der Erinnerung verdankt, wie in seiner Kindheit in Toronto die Großmutter jeden Freitag mit dem Karpfen kämpfte, wenn sie ihn aus der Badewanne fischte, und dieser sich Wellen peitschend gegen sein Schicksal auflehnte, als »gefillter Fisch« zu enden.
    Zu den Konzerten, Theater- und Ballettaufführungen, die das College veranstaltet, strömt das Publikum aus New York und Boston zusammen, wie uns die Institutsleiterein erklärt, alle Vorstellungen sind Monate im voraus ausverkauft. Es müssen große Kunstfreunde sein, staune ich, denn wir haben immerhin zweieinhalb Stunden gebraucht, um anzureisen.
    Unser Symposium findet in einem kleinen Kreis im Faculty Club statt, einem holzgetäfelten Saal mit dicken Teppichen, tiefen Sesseln und alten Bildern in schweren Goldrahmen an den Wänden wie in einem englischen Club, oder was ich mir darunter vorstelle, und beginnt mit »Tea and Conversation with the Editor«. The Editor , das sind Dedi und Samantha, die ihre Website vorstellen, danach lesen mehrere Übersetzer aus ihren Arbeiten, Edi natürlich aus dem Don Quichote , und ich lese aus der amerikanischen Übersetzung meines Buches, das habe ich vorher mehrmals geübt, damit ich alles flüssig lesen kann und richtig ausspreche. Wir bekommen Applaus, es gibt Fragen und Blumen, und anschließend werden wir noch zumDinner eingeladen, bei dem Edi eine Flasche Wein mitgehen läßt. »Hier in Neu England herrscht noch immer etwas vom Geist der Prohibition, da muß man zugreifen, wenn sich eine Gelegenheit bietet«, findet sie. Auf der Rückfahrt durch das nächtliche Hudson Valley reichen wir die Flasche dann im Auto herum und trinken auf unseren Erfolg.

Das Rondo im Central Park
    Gekauft habe ich mir in New York nichts. Gar nichts. Kein einziges Erinnerungsstück. Das wird mir sicher später leid tun. Nur Postkarten im Museum, obwohl ich auch nur ein einziges Mal im Museum gewesen bin. Im Whitney Museum of American Art habe ich mir die Ausstellung eines zeitgenössischen amerikanischen Malers angesehen, von dem ich noch nie gehört und noch niemals ein Bild gesehen hatte. Der Künstler heißt Lukas Samara, ist als ganz junger Mann aus Mazedonien in die USA gekommen und dort, auch wenn ich es völlig verpaßt habe, so berühmt geworden, daß ihm das Whitney Museum eine Retrospektive

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