Das Ultimatum - Thriller
erwiderte Scope und umschiffte so die Wahrheit. »Und jetzt ist es weg.«
»Wie viel Blut hat sie verloren?«
»Das weiß ich nicht. Aber ich habe die Blutung relativ schnell stillen können, deshalb glaube ich nicht, dass es viel war.«
»Wenn sie nicht viel verloren hat, wird es keinen allzu großen Einfluss haben. Trotzdem, man kann nie wissen.«
»Das heißt, wir müssen zügig handeln. In einem Hotel dieser Größenordnung werden irgendwo Medikamente aufbewahrt. Wir müssen nur herausfinden, wo.«
»Dabei kann ich Ihnen nicht helfen«, erwiderte Steve.
»Da irren Sie sich. Sie können mir helfen, sie zu finden.«
»Ich bin nicht einmal ansatzweise in der Nähe des Stanhope.«
»Dafür kann ich Ihnen garantieren, dass jemand von der Einsatzleitung Kontakt zu den Hoteleigentümern oder zum Management hat. Die werden es wissen. Sie müssen darauf bestehen, dass man Sie durchstellt.«
»Das wird einige Zeit dauern.«
Scope schaute sich um und bemerkte, dass Mutter und Sohn ihn erwartungsvoll ansahen. Abby wirkte immer noch, als wäre sie in Ordnung, aber wie lange noch, vermochte er nicht abzuschätzen. Er lächelte ihr aufmunternd zu und drehte sich dann wieder um.
»Zeit ist genau das, was wir nicht haben, Steve, verstehst du? Ich habe hier eine Frau, die sterben wird, wenn sie nicht ihr Insulin bekommt. Und ihr achtjähriger Sohn wird es mitansehen müssen.«
Steve seufzte. »Ich schaue, was ich tun kann. Aber so einfach wird das nicht funktionieren. Der ganze Laden hier ist ein Tollhaus, und ich bin nur ein kleiner Notarzt.«
»Tun Sie einfach, was in Ihrer Macht steht, und vor allem, tun Sie es schnell. Haben Sie eine Nummer, unter der ich Sie erreichen kann?«
Steve zögerte einen Moment. Dann gab er Scope seine Mobilnummer.
»Ich rufe Sie in fünfzehn Minuten wieder an, mein Freund«, sagte Scope und legte auf, ehe Steve etwas einwenden konnte.
53
20:29
Das SAS-Team war zwei Straßen südlich der Park Lane stationiert worden, weitab der Fernsehkameras, die sich überwiegend am Hydepark positioniert hatten, von wo aus es eine ungehinderte Sicht auf das Stanhope gab.
Sechs Minuten Fußmarsch lagen zwischen der Einsatzzentrale und dem Basislager der Truppe, doch Arley bewältigte die Strecke in vier. Im offiziellen Protokoll war nicht vorgesehen, dass die polizeiliche Einsatzleitung sich mit der militärischen Führung traf. Einfacher wäre es gewesen, den Befehlshaber über eine der sicheren Leitungen zu kontaktieren. Doch das konnte Arley sich nicht leisten. Sie musste so viel über die SAS-Pläne herausfinden wie nur möglich. Das Leben ihrer Familie hing davon ab.
Die SAS-Zentrale befand sich in einer langgestreckten Büroflucht, in der sich zahlreiche kleine Container stapelten. Etwa dreißig Männer in Freizeitkleidung, die auf Arley überhaupt nicht soldatisch wirkten, packten ihre Gerätschaften aus sowie ein erstaunliches Arsenal an Waffen. Einige unterhielten sich und scherzten dabei, dennoch herrschte eine Atmosphäre konzentrierter Bereitschaft, die sich auch darin niederschlug, dass nicht einer von ihnen aufblickte, als Arley, die immerhin ihre Uniform trug, eintrat.
In einer Ecke war ein Tisch aufgestellt worden, an dem drei Männer, auch sie leger gekleidet, sich über einen der drei Laptops beugten, die dort neben einer Reihe Telefone standen. Der Älteste von ihnen, etwa fünfundvierzig, hatte bereits graue Strähnen, und sein Gesicht war von markanten Falten durchzogen. Seine wettergegerbte Haut ließ vermuten, dass er viel Zeit im Freien verbrachte. Er trug Jeans und T-Shirt, und nichts deutete darauf hin, dass er eine Waffe bei sich hatte.
»Major Standard?«
Er sah auf und nickte bestätigend.
»Ich bin DAC Arley Dale«, sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln. »Ich leite den Einsatz rund ums Hotel.«
»Und ich bin für den Laden hier zuständig.« Er reichte ihr die Hand. »Schön, Sie zu treffen, DAC Dale.«
»Bitte, nennen Sie mich Arley.«
»Nun denn, Arley, ich würde Ihnen ja eine Tasse Tee anbieten, aber der Kessel ist noch nicht eingetroffen, und die Stühle auch nicht.«
»Ich kann ohnehin nicht lange bleiben. Ich wollte Ihnen nur kurz persönlich mitteilen, wo wir stehen.«
Standard nickte. Arley fand ihn sympathisch, was das, was sie vorhatte, umso verwerflicher machte.
»Einige Informationen haben wir schon bekommen«, sagte er. »Aber viel ist es nicht.«
»Kann man auch noch nicht haben. Wir haben eine bislang unbekannte Gruppe von Männern
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