Das Ultimatum - Thriller
Ihnen kommen?«
Scope war nicht begeistert. Er hatte bereits alle Hände voll zu tun, sich um Ethan und Abby zu kümmern, aber es blieb ihm keine andere Wahl. »Okay«, seufzte er. »Folgen Sie mir.«
»Wo gehen wir hin?«
»Ich habe oben jemanden, der dringend Insulin braucht. Ich suche den Raum, wo die Hotelvorräte aufbewahrt werden.«
Er ging um die Rezeption herum und öffnete die Tür neben dem Tresen. »Kommen Sie?«
Sie nickte, senkte endlich die Arme und folgte ihm durch den Flur, der hinter der Rezeption verlief, in ein kleines Foyer, von dem an drei Seiten Türen abgingen. Die nächstliegende war mit einem stilisierten Äskulapstab als Sanitätsraum gekennzeichnet. In der Tür steckte kein Schlüssel, aber glücklicherweise war sie nicht abgeschlossen. Scope ging hinein und schaltete das Licht an, dabei schaute er sich kurz um, um zu sehen, ob die junge Frau ihm noch folgte. Sie schenkte ihm ein schüchternes Lächeln, und unwillkürlich suchten seine Augen ihren Ringfinger. Kein Ring, und für einen schwachen Moment stellte er sich vor, wie sie wohl als Freundin wäre, verdrängte den Gedanken aber schnell wieder.
Das Letzte, worüber er sich in seiner Situation einen Kopf machen sollte, war der Ehestand einer jungen Frau. Offensichtlich sollte er öfter ausgehen, dann würden ihm solche Gedanken gar nicht erst kommen.
Das Sanitätszimmer war klein und vollgestellt, eine Behandlungszone mit Bett und Stuhl nahm den größten Raum ein, an den Wänden befanden sich verschlossene Schränke mit Glastüren, hinter denen er diverse Medikamente und Utensilien erkannte.
Als Scope den Schlüsselbund entdeckte, der neben einer Reihe Pillendosen auf dem Edelstahltresen lag, musste er lächeln. Es war doch einfacher, als er gedacht hatte.
Er schob die Pistole in die Hose, doch gerade als er nach den Schlüsseln greifen wollte, durchzuckte ihn ein schrecklicher Gedanke: Für jemanden, der angeblich so verängstigt war wie die junge Frau, wirkte sie erstaunlich ruhig und gelassen.
In diesem Moment sah er auch ihr Spiegelbild in einer der Scheiben. Sie stand in der Tür und zog eine Pistole mit Schalldämpfer unter ihrer Bomberjacke hervor, das Gesicht verzerrt und den Mund zu einer zähnefletschenden Maske aufgerissen.
Scope tauchte sofort ab, Sekundenbruchteile bevor die Frau schoss. Die Kugel verfehlte ihn, zerschmetterte eine Glastür und löste dadurch einen ohrenbetäubenden Alarm aus. Scope versuchte, hinter das Bett zu kommen, schlug aber beim Abrollen mit dem Kopf gegen einen der Schränke. Fluchend ignorierte er den Schmerz, riss seine Pistole heraus und feuerte ohne zu zielen einen Schuss Richtung Tür ab, der zumindest verhindern sollte, dass sie genauer Maß nehmen konnte.
Doch die Frau war genauso schnell, hatte sich hinter der Tür geduckt und jagte zwei Kugeln in seine Richtung, die von einer Schranktür abprallten und als Querschläger gefährlich nahe an seinem Kopf vorbeizischten.
Scope sprang auf, hechtete nach vorn und schaffte es, mit einer Seitwärtsrolle aus dem Zimmer zu kommen. Als er erneut schießen wollte, sah er, wie die Frau über den Rezeptionstresen hechtete, und schon war sie auf der anderen Seite und verschwunden.
Ein paar Sekunden verharrte er unbeweglich, hoffte, dass sie vielleicht noch einmal auftauchte. Sein Schuss dürfte die anderen Terroristen alarmiert haben, deshalb konnte er sich hier unten nicht länger aufhalten. Er erhob sich vorsichtig und schätzte die Lage ein. Beinahe hätte er einen tödlichen Fehler begangen, weil er geradezu fahrlässig unvorsichtig gewesen war, was nicht seinem Naturell entsprach. Hätte er sie auch nur oberflächlich durchsucht, hätte er die Pistole entdeckt. Aber er hatte einfach nicht damit gerechnet, dass eine westlich gekleidete junge Frau einer Bande nahöstlicher Terroristen angehörte. Es war bizarr. Und war nicht alles an diesem Abend vollkommen bizarr abgelaufen, die Tatsache eingeschlossen, dass er bereits fünf Männer getötet hatte, zwei mehr als geplant?
Jetzt saß er nicht nur in der Falle, sondern hatte auch noch seine Position verraten. Er ging noch einmal zurück in den Sanitätsraum und sah sich in den Schränken und Regalen um. Doch auf die Schnelle konnte er nicht entdecken, was er suchte, die Ablagen waren viel zu voll. Er würde mindestens fünf Minuten brauchen, um das Insulin zu finden, und im Augenblick fehlte ihm dafür die Zeit.
Er nahm den Schlüsselbund vom Tresen, steckte ihn in seine Hosentasche und
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