Das Ultimatum
unternehmen?«, fragte Nance.
Arthur überlegte einige Augenblicke. »Fürs Erste gar nichts. Ich habe vor vier Jahren einmal sein Persönlichkeitsprofil gelesen. Er ist nicht der Typ, der gleich zu den Medien rennt. Außerdem würde der Secret Service den Präsidenten nicht bloßstellen. Sagen Sie Mr. Garret, dass er sich etwas mehr zurückhalten soll; ich werde inzwischen einen Plan ausarbeiten – für den Fall, dass Mr. Warch unangenehm werden sollte.«
»Ich habe Garret schon gesagt, dass er besser aufpassen soll, und er hat es eingesehen.«
»Haben Sie ihm schon von meinem Vorschlag erzählt?«
»Nein, ich habe ihm nur gesagt, dass Sie mit uns sprechen wollen. Er glaubt, dass ich auch nicht mehr weiß als Sie.«
»Gut.«
»Wollen Sie es ihm trotzdem sagen?«
»Ja.«
»Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Sie haben doch selbst immer gesagt, dass man keinen Amateuren trauen sollte.«
»Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie niemandem trauen sollen«, entgegnete Arthur, drehte sich um und schritt quer durch das Zimmer. Nance ging schweigend zwei Schritte hinter seinem Mentor her.
»Mr. Garret mag ja seine Fehler haben, aber er ist ein sehr ehrgeiziger Mensch, der alles daransetzt, um Erfolg zu haben. Er hat in diesem Fall seinen Mund nicht halten können, weil er die Gefahr nicht gesehen hat. Dank Mr. Warch hat er seine Lektion gelernt. Ein Mensch wie Mr. Garret ist umso besser imstande, ein Geheimnis für sich zu behalten, je ernster die Angelegenheit ist und je mehr er zu verlieren hat. Wenn wir den Einsatz erhöhen, wird Mr. Garret schweigen wie ein Grab.«
»Ich verstehe, was Sie meinen, aber finden Sie wirklich, dass wir ihn brauchen?«
»Ja, ich brauche ein paar Dinge von ihm als Gegenleistung für das, was ich für ihn tue.«
»Wie Sie meinen«, sagte Nance und nickte.
»Dann gehen wir zu unserem Freund hinaus.« Bevor sie sich zu Garret gesellten, bot Arthur noch Nance eine Zigarre an und nahm sich selbst eine heraus. Gemeinsam schritten sie auf die dunkle Veranda hinaus.
Der Stabschef stand ganz vorne am Rand der Veranda und wartete nervös darauf, dass er wieder hineingerufen wurde. Er wusste, dass Nance mit Arthur über das Problem mit Warch sprach, und er machte sich Sorgen darüber, wie Arthur reagieren würde. Er hatte die eine oder andere recht beängstigende Geschichte über den ehemaligen Direktor der verdeckten Operationen der CIA gehört.
Arthur Higgins hatte fast dreißig Jahre lang die geheimsten Operationen der Agency geleitet, bevor er hinausgedrängt wurde. Die offiziellen Gründe für seinen Abschied waren sein Alter und der Fall des Eisernen Vorhangs gewesen. Doch in Geheimdienstkreisen erzählte man sich hinter vorgehaltener Hand, dass er allzu eigenmächtig vorgegangen war und des Öfteren Operationen ohne Zustimmung der politischen Entscheidungsträger durchgeführt hatte.
Garret drehte sich um, als er Schritte hörte, und sah Nance und Arthur auf die Veranda herauskommen.
»Wie gefällt Ihnen die Aussicht?«, fragte Arthur.
In den fünf Minuten, die er hier draußen war, hatte er die Chesapeake Bay, die sich unter ihm erstreckte, noch gar nicht richtig zur Kenntnis genommen. »Es ist viel größer, als ich dachte«, antwortete er.
Arthur lächelte innerlich, weil er wusste, dass Garret nicht der Mensch war, der einen Blick für die Größe und Erhabenheit der Natur hatte. Er war ein so einfacher und unkomplizierter Mensch. Nicht dumm, nur sehr eindimensional und zielorientiert. Er war leicht zu durchschauen, und das war genau das, was Arthur brauchte. Er sah Garret mit seinem ruhigen und selbstsicheren Gesichtsausdruck an. »Mr. Garret«, sagte er schließlich, »ich glaube, ich kann etwas für Sie tun.«
22
McMahon hatte angenommen, dass er das ganze Wochenende mit einem Team von Agenten Personalakten der Special Forces durchgehen würde. Das Versprechen des Präsidenten zur hundertprozentigen Zusammenarbeit erwies sich jedoch als sehr kurzlebig. Der Samstag und Sonntag waren vergangen, ohne dass auch nur eine einzige Akte durchgesehen wurde. Irgendjemand hatte es geschafft, eine Meinungsänderung beim Präsidenten zu bewirken, und McMahon konnte sich gut vorstellen, wer dieser Jemand war. Am Sonntagabend erhielt McMahon eine Nachricht von den Vereinigten Stabschefs, der zufolge er Montag früh um sieben Uhr ins Pentagon kommen solle. Es hieß, dass er zwei Leute mitbringen dürfe, um einige ausgewählte Akten einzusehen. McMahon fragte sich, wer die Akten wohl
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