Das Ultimatum
du auch dahintersteckst.«
Seamus stellte sein Glas ab. »Du sagst, du verstehst, warum Scott das getan hat – weil er acht Männer verloren hat. Auch unter meinem Kommando sind im Krieg nicht weniger als 536 Marines gefallen, die ihr Leben im Namen der Demokratie geopfert haben. Ich habe all diese Männer nicht sterben sehen, damit dann Idioten wie Koslowski, Fitzgerald, Downs und Basset daherkommen und dieses Land in den Abgrund führen. Diese Leute sitzen in ihrem Elfenbeinturm und spielen ihre parteipolitischen Spielchen, während Leute wie deine Eltern und Scotts Bruder getötet werden. Sie geben viele Milliarden für Waffensysteme aus, die unsere Streitkräfte nicht einmal haben wollen, sie stecken viele Milliarden Dollar in das Bildungsministerium, ohne dass das auch nur einem Kind zugute kommt, und sie verschwenden ihre Zeit mit Diskussionen darüber, ob das Gebet ein fester Bestandteil des Unterrichts sein sollte oder nicht, während irgendwo draußen Menschen sterben. Sie sterben, weil diese Idioten einfach nicht genug Grips haben, um dafür zu sorgen, dass gewalttätige Verbrecher hinter Gittern bleiben. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, haben wir auch noch diese immensen Staatsschulden am Hals. Diese Komiker werfen das Geld zum Fenster hinaus, und meine Enkelkinder dürfen die Rechnung bezahlen. Das ist so was von falsch und unmoralisch – das muss einfach mal jemand beenden.«
Während Michael seinen Großvater vorwurfsvoll anstarrte, ohne etwas zu sagen, räusperte sich Coleman vernehmlich. »Ihr beiden könnt das später ausdiskutieren. Im Moment haben wir ein viel größeres Problem.« Coleman hob die Augenbrauen und fügte hinzu: »Wer hat da beschlossen, in den Kampf einzusteigen?«
Nance saß mit Arthur am Couchtisch, während das Feuer im Kamin hell aufloderte und die Schatten der beiden Männer an die gegenüberliegende Wand des großen Arbeitszimmers warf. Versonnen hielten sie ihre Cognacschwenker in der Hand, während von der großen Standuhr der erste von zwölf Schlägen ertönte. Nance nippte an seinem Glas und genoss den Geschmack, den der teure Cognac auf dem Gaumen entfaltete, ehe er ihn hinunterschluckte. »Das FBI hat keine Ahnung«, sagte Nance. »Aber der Präsident hat angeordnet, dass sich die CIA und die NSA in die Ermittlungen einschalten sollen.«
Arthur ließ sein Glas sinken und hob erstaunt eine Augenbraue. »Wirklich? Das überrascht mich. Was haben Sie ihm geraten?«
»Ich habe gar nichts gesagt. Stu versucht ihn dazu zu bringen, dass er das Ganze noch einmal überdenkt, aber das wird nicht leicht. Seit Olsons Tod ist er zu allem entschlossen.«
Arthur neigte den Kopf zurück und überlegte einige Augenblicke. »Ich glaube nicht, dass uns das irgendwie beeinträchtigen kann. Wenn das morgen klappt, haben wir sowieso erreicht, was wir wollten.« Arthur atmete den Duft des Cognacs ein, ohne davon zu trinken. »Wie hält sich Garret?«
»Er ist nervös.«
»Er hat doch nicht etwa ein schlechtes Gewissen?«
»Nein, er sagt, es ist ihm egal, was wir tun, solange sie ihn nicht erwischen.«
Arthur lächelte. »Ich habe ihn von Anfang an richtig eingeschätzt. Er wird seinen Mund halten.«
»Wenn er nicht irgendwann einen Nervenzusammenbruch bekommt.«
»Keine Angst, wenn der morgige Tag vorbei ist, kann er durchatmen, und wir beide kriegen das, was wir wollen. Erinnern Sie Mr. Garret daran, dass er den Präsidenten drängen soll, eine härtere Haltung gegenüber den Terroristen einzunehmen. Dann wird er in den Meinungsumfragen besser dastehen. Die Leute sehnen sich nach Sicherheit, und wenn noch ein weiterer Mord passiert, werden sie es bereitwillig akzeptieren, wenn gewisse Rechte vorübergehend außer Kraft gesetzt werden.« Arthur erhob sich und öffnete den Humidor, um Nance eine Zigarre anzubieten. »Gehen wir doch auf die Veranda hinaus. Mit einer schönen Zigarre, einem guten Glas Cognac und einer wunderbaren Aussicht redet es sich einfach besser.« Die beiden Männer standen auf und gingen vom Arbeitszimmer in die dunkle Nacht hinaus.
Dienstagabend, Fairfax, Virginia
Das alte, im Plantagenstil erbaute Haus des Abgeordneten Burt Turnquist stand auf einem wunderschönen, zweieinhalb Morgen großen Grundstück in einer exklusiven, aber eher unauffälligen Gegend. Eine einzige schmale Straße führte durch das sanfthügelige Land. Im Spätherbst wurde es an der Ostküste schon um halb sechs Uhr dunkel. Die schmale Mondsichel spendete nur
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