Das Ultimatum
over.« Er trat hinter dem Baum hervor und schlich seitwärts zum nächsten Baum hinüber.
Mit katzenhafter Gewandtheit huschte Alpha über den Waldboden zum Bach hinunter. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, bis er das Wasser durchquert hatte und am anderen Ufer hinter einem Baum in Position ging. Er vergewisserte sich, dass der Wächter noch auf seinem Posten an der Hintertür des Hauses war, blickte kurz auf die Uhr und huschte dann weiter von Baum zu Baum. Als er noch etwa zwanzig Meter von Turnquists Grundstück entfernt war, ließ sich der Killer auf den Bauch nieder und schob sich kriechend weiter vor, bis er sich hinter einer Kiefer wieder aufrichtete und dort verharrte. Wenn die Marshals ihren Rhythmus beibehielten, würden sie in etwa zehn Minuten ihre Positionen wechseln.
Vor dem Haus lag der Partner des Scharfschützen am Ende von Turnquists Zufahrt im Straßengraben. Über seinem Overall trug er eine Scharfschützendecke – ein Netz, an dem ein Tarnstoff in Streifenform befestigt war. Sein Gesicht war grün und schwarz bemalt. Er hatte über vierzig Minuten gebraucht, um diesen Posten zu erreichen, indem er langsam durch das hohe Gras und Buschwerk kroch, die MP-5 stets zwischen Kinn und Ellbogen haltend. Er hob den Kopf und schob das Ästchen eines kleinen Buschs zur Seite, sodass er die weiße Limousine am Ende der Zufahrt sehen konnte. Schließlich ließ er sich wieder in den Graben sinken, nahm die Decke ab und packte sie in seinen Rucksack.
Der Mann überprüfte seine Ausrüstung ein letztes Mal und wartete, bis der Wagen kurz nach halb acht Uhr die Zufahrt zum Haus hinauffuhr. Omega blickte sich kurz um und sprintete dann über die Straße. Auf der anderen Seite sprang er in ein Gebüsch, nur etwa drei Meter von der Stelle entfernt, an der der Wagen gestanden hatte. Er atmete tief durch, um seinen Puls möglichst niedrig zu halten. »Alpha, hier Omega«, sagte er in sein Mikrofon, »ich bin in Position, over.«
Nicht einmal eine Minute später kehrte der Wagen mit einem anderen Fahrer zurück. Auf ein Knie gestützt hockte Omega da, seine Waffe genau auf den Kopf des Mannes am Lenkrad gerichtet. Nur ein dünnes grünes Blatt verbarg den schwarzen Schalldämpfer am Lauf der MP. Der Kontrast zwischen dem grünschwarzen Gesicht und dem Weiß in seinen Augen ließ den Mann fast wie irgendein Reptil erscheinen.
Unter der Kiefer hinter dem Haus blickte Alpha noch einmal auf die Uhr, ehe er die Schutzkappe vom Visier seines Gewehrs nahm. Er legte den Kolben an die Wange an und blickte mit dem rechten Auge durch das Zielfernrohr. Als er den Mann, der an der Hintertür Wache stand, in der Mitte des Fadenkreuzes hatte, wartete er erst einmal ab. Die Marshals sollten, nachdem sie ihre neuen Posten eingenommen hatten, noch kurz Gelegenheit bekommen, das Gefühl von Routine zu entwickeln und sich zu entspannen. Der Mann an der Hintertür hob sein Funkgerät an den Mund und sagte etwas. Der Scharfschütze war zu weit weg, um ihn hören zu können, doch er wusste auch so, was der Mann sagte. »Omega, hier Alpha. Es kann losgehen, over.«
Alpha entsicherte seine Waffe, wartete noch einen Augenblick und drückte schließlich den Abzug. Ohne das Resultat seines Schusses abzuwarten, ließ der Scharfschütze das Gewehr fallen und rollte sich nach rechts ab. Er brauchte nicht nachzusehen, ob seine Kugel ihr Ziel erreicht hatte; er wusste es auch so.
Rasch sprang er auf und sprintete auf die rechte Seite des Hauses zu. »Einer ausgeschaltet, noch drei übrig«, flüsterte er in sein Mikrofon. Er griff über den Kopf zurück nach seiner MP und entsicherte sie. An der vorderen Hausecke wurde er kurz langsamer, ehe er zur Veranda weitersprintete. Er ließ sich auf ein Knie nieder und schwenkte die Waffe herum, um nach seinem nächsten Ziel zu suchen.
Die schattenhafte Gestalt, die um die Ecke gehuscht war, hatte die Aufmerksamkeit des Marshals erregt, der bei der Veranda postiert war, und er griff instinktiv nach seiner Waffe. Bevor er die Hand an der Hüfte hatte, feuerte der Killer drei schnelle Schüsse ab; zwei davon trafen den Marshal im Gesicht und einer in den Hals. Während der Mann von der Wucht der Einschläge zurückgeschleudert wurde, rannte der Killer, die MP auf die Haustür gerichtet, auf den Getroffenen zu. »Zwei ausgeschaltet, noch zwei übrig«, flüsterte er in sein Mikrofon. Als er bei dem Marshal war, öffnete er die Jacke des Toten und riss das Funkgerät von seinem Gürtel
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