Das Ultimatum
…« Michael schüttelte den Kopf. »Na ja, das ist ein anderes Paar Schuhe, und wenn ich dir sage, dass ich nicht darüber reden kann, dann musst du mir das glauben. Wenn ich dieses Geheimnis vor einem Jahr nicht ausgeplaudert hätte, dann wäre das alles nie geschehen.«
Garret war nervös. Die Dinge passierten einfach zu schnell, und Stevens’ entschlossene Haltung machte alles noch schlimmer. Der Stabschef war nicht grundsätzlich dagegen, die CIA und die NSA einzuschalten, solange sie nicht in der falschen Richtung zu schnüffeln begannen. Er drückte seine Zigarette aus und ging über den Flur zu Ted Hopkinsons Büro, wo er ohne anzuklopfen eintrat. Der Kommunikationsdirektor telefonierte gerade, und Garret gab ihm mit einer ungeduldigen Geste zu verstehen, dass er das Gespräch beenden solle. Hopkinson unterbrach seine Gesprächspartnerin mitten im Satz und sagte ihr, dass er zurückrufen würde.
Als der Kommunikationsdirektor aufgelegt hatte, legte Garret ein Blatt Papier vor ihm auf den Schreibtisch. Darauf standen vier Namen. Hopkinson warf einen Blick auf die Liste und sah dann seinen Chef fragend an. »Sollte ich wissen, wer diese Leute sind?«
»Nein, aber bis morgen früh will ich ihre ganze Lebensgeschichte haben.«
»Wer sind sie?«
»Das sind die vier Secret-Service-Agenten, die heute zusammen mit Olson umgekommen sind.«
»Und was soll ich mit den Informationen machen?«
»Jüngsten Meinungsumfragen zufolge finden nicht weniger als zweiundvierzig Prozent der Amerikaner, dass der Tod von Fitzgerald, Downs, Koslowski und Basset einen Sinn hätte, wenn Washington dadurch gezwungen würde, die Ausgaben in den Griff zu bekommen. Die meisten sagen das, weil sie Politiker generell verachten. Na ja, wir wollen mal sehen, wie viele von ihnen immer noch so denken, wenn sie erfahren, wer diese vier Männer waren und wie sie gelebt haben. Finden Sie alles über ihre Familien heraus, außerdem, wo sie in die Schule gegangen sind, wer ihre Eltern sind und wo ihre Kinder zur Schule gehen. Ich will einfach alles über sie wissen. Diese Informationen geben wir dann an die richtigen Leute weiter, und gegen Ende der Woche werden Sie keinen Fernseher mehr aufdrehen und keine Zeitung mehr aufschlagen können, ohne etwas über diese Leute und ihre Familien zu erfahren. Bis spätestens nächsten Montag darf von diesen zweiundvierzig Prozent höchstens noch eine einstellige Zahl übrig sein.«
Scott Coleman verließ seine Wohnung und stieg in den Keller hinunter, bevor er hinausging. Draußen auf der Veranda zündete er sich eine Zigarette an und machte einen Zug, ohne zu inhalieren. Er hob den Kopf und blies den Rauch aus, während er gleichzeitig das Dach und die Fenster des Hauses gegenüber absuchte. Anschließend überblickte er alle Autos, die am Straßenrand geparkt waren, wobei er besonders auf irgendwelche Vans achtete, die er noch nie hier gesehen hatte. Gestern Abend war er Richtung Osten weggegangen, also würde er heute die entgegengesetzte Richtung einschlagen. Er warf die Kippe auf den Boden, trat sie aus und stieg gemächlich die Treppe hinunter. Er wirkte locker und entspannt, als er den Bürgersteig entlangging, doch insgeheim registrierte er alles, was um ihn herum vor sich ging. Die Sache spitzte sich allmählich zu, und früher oder später würde sich die eine oder andere Behörde für ihn interessieren.
Einen Block weiter blieb er stehen und wartete, um die Straße überqueren zu können. Die Pause benützte er, um sich erneut nach irgendwelchen Vans umzublicken. Coleman ging über die Straße und wandte sich nach links, worauf er ein Stück weiterging und schließlich ein Taxi rief. Er ließ sich zu einer kleinen Bar in der Nähe von Georgetown bringen, wo er ein Bier bestellte. Als er es zur Hälfte getrunken hatte, ging er zur Toilette hinaus, an der er jedoch vorbeiging; stattdessen verließ er das Lokal durch die Hintertür und entfernte sich eiligen Schrittes. Vier Blocks weiter nahm er erneut ein Taxi und ließ sich zu einem Haus in Chevy Chase bringen. Das Haus gehörte einer achtundsiebzigjährigen Witwe, die ihm für fünfundzwanzig Dollar im Monat ihre Garage vermietet hatte. Er ging am Haus vorbei zur Garage und öffnete das Vorhängeschloss am Tor. Er zog das Garagentor nach oben und nahm ein kleines schwarzes Kästchen aus der Jackentasche. Langsam ging er um das Auto herum und blickte auf die grünen Lichter hinunter. Hätte es an dem Kästchen rot aufgeleuchtet, so
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