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Das Ultimatum

Das Ultimatum

Titel: Das Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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wenig Licht, sodass die Gegend in tiefe Dunkelheit getaucht war.
    Der Abgeordnete hielt sich in seinem Arbeitszimmer im ersten Stock auf und fühlte sich ziemlich einsam und allein. Seine Frau war auf einer Geschäftsreise und würde erst morgen wieder nach Hause kommen. Sein Kollege, der ihm von allen am nächsten gestanden hatte, war am Tag zuvor von einer Bombe zerrissen worden, und er war von vier Fremden umgeben, die ihn rund um die Uhr bewachten. In all den Jahren als Abgeordneter der Vereinigten Staaten hatte er sich nie bedroht gefühlt. Selbst nachdem Downs, Koslowski und Fitzgerald ermordet worden waren, hatte er sich noch sicher gefühlt. Turnquist hatte es niemand anderem als seiner Frau gesagt – aber er konnte irgendwo verstehen, warum jemand diese Männer töten wollte. Sie waren keine guten, ehrbaren Politiker gewesen. Sie hatten stets ihre eigenen niedrigen Ziele verfolgt und waren viel mehr daran interessiert gewesen, ihre Macht zu behalten, als das zu tun, was notwendig war. Jahr für Jahr versicherten sie, dass sie für die nötigen Reformen eintreten würden, doch hinter den verschlossenen Türen ihrer Ausschüsse verhinderten sie dann doch wieder all die Maßnahmen, für die sie noch im Wahlkampf eingetreten waren.
    Nein, Turnquist trauerte diesen Männern nicht nach, aber mit Erik Olson war es etwas anderes. Olson war ihm ein guter Freund gewesen. Sie hatten so manchen Kampf zusammen ausgetragen, indem sie sich hinter den Kulissen dafür einsetzten, dass die beiden Parteien zu einem gemeinsamen Weg fanden – Olson im Senat und Turnquist im Repräsentantenhaus. Olson hatte ihm stets geholfen, einen sicheren Kurs in den oft gefährlichen Gewässern der Politik einzuschlagen, und er hatte ihm sowohl in politischen als auch in persönlichen Dingen manch wertvollen Rat gegeben.
    Turnquist hatte Olson davor gewarnt, den Präsidenten bei der Bildung der neuen Allianz zwischen den beiden Parteien zu unterstützen. Turnquist hatte darauf verwiesen, dass der Tod von Koslowski, Fitzgerald, Downs und Basset sicher eine Tragödie wäre, dass aber vielleicht sogar etwas Gutes daraus hervorgehen könne. Vielleicht waren jetzt endlich die Reformen möglich, für die sie sich so lange vergeblich eingesetzt hatten. Olson hatte erwidert, dass in einer Demokratie einfach kein Platz für Anarchie sein dürfe. Turnquist wiederum wies seinen Freund auf die unbestreitbare Tatsache hin, dass Amerika einst durch eine blutige Revolution entstanden war.
    Er blickte auf seine Zeitung hinunter und überlegte dabei, was er morgen bei Olsons Begräbnis sagen sollte. Es wollte ihm einfach nichts einfallen, und so schaute er aus dem Fenster und wünschte sich, seine Frau wäre bei ihm. Er konnte den U.S. Marshal, der in seinem Garten Wache stand, zwar nicht sehen, doch er wusste, dass er da war. Seit über einer Woche wurde er jetzt rund um die Uhr bewacht, und der Abgeordnete wusste nicht, ob er sich dadurch sicherer oder nur nervöser fühlte.
    Auch jetzt kümmerten sich vier U.S. Marshals um seine Sicherheit. Sie waren um fünf Uhr nachmittags gekommen und hatten inzwischen zwei Stunden ihrer zwölfstündigen Wache hinter sich. Drei der vier Marshals waren draußen postiert – einer an der Hintertür, einer an der vorderen Veranda und der dritte in einem Wagen bei der langen Zufahrt zum Haus. Der vierte Marshal befand sich im Haus, am Fuße der Treppe in den ersten Stock. Die vier Männer waren heute wachsamer, als sie es noch in der vergangenen Woche gewesen waren. Der Tod der vier Secret-Service-Agenten hatte ihnen vor Augen geführt, dass auch sie zum Ziel eines Anschlags werden konnten.
    Die Gegend, in der der Abgeordnete lebte, hatte sich in den vergangenen fünfzig Jahren nicht sehr verändert. Die Grundstücke waren groß und baumreich. Ein kleiner Bach hinter dem Haus trennte das Grundstück des Abgeordneten von dem seines Nachbarn. Auf der anderen Seite des Baches, etwa fünfzig Meter vom Haus entfernt, stand ein Mann hinter einem Baum und beobachtete mit einem Nachtsichtfernglas den Marshal, der an der Hintertür postiert war. Der ominöse Beobachter war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, und sein Gesicht war zur Tarnung geschminkt. Auf dem Rücken trug er eine MP-5-Maschinenpistole mit Schalldämpfer, und in den Händen hielt er ein 7-mm-Magnum-Scharfschützengewehr, das ebenfalls mit einem Schalldämpfer ausgestattet war. »Omega, hier Alpha«, flüsterte er in sein Mikrofon, »ich gehe jetzt in Position,

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