Das Ultimatum
einem Fuß auf den anderen. »Es würde mich sehr interessieren, was Sie dazu zu sagen haben.«
»Der Mann, der die Idee zu den beiden politischen Attentaten in Frankreich hatte, leitete später die Abteilung für Geheimoperationen der CIA, und zwar von Mitte der sechziger Jahre bis vor einigen Jahren. Haben Sie den Namen Arthur Higgins schon einmal gehört?«
Michael sah ihn stirnrunzelnd an. »Ja … soviel ich weiß, ist er im Ruhestand, nicht wahr?«
»Das stimmt – nur ist er nicht freiwillig gegangen.«
»Warum musste er gehen?«
»Es gab viele Gründe, aber in einem Satz könnte man sagen, dass er und Direktor Stansfield Differenzen hatten.«
Michael sah kurz seinen Großvater an und wandte sich dann wieder Augie zu. »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Ich glaube, dass Arthur hinter den Attentaten auf Turnquist und Olson steckt.«
»Ich hoffe, Ihre Einschätzung beruht nicht allein auf der Geschichte, die Sie mir gerade erzählt haben.«
»Oh, da gibt es viel mehr, was dafür spricht.«
Michael ließ das Kinn auf die Brust sinken und fragte ohne aufzublicken: »Was für ein Motiv sollte Higgins haben, um Turnquist und Erik zu töten?«
»Bei Turnquist weiß ich es nicht genau, aber mit Olson hatte er jedenfalls eine persönliche Rechnung offen.«
»Was denn für eine Rechnung?«, fragte Michael und blickte zu Augie auf.
»Als Direktor Carlyle vor vier Jahren zurücktrat, wäre Arthur von seiner Position her eigentlich der logische Nachfolger gewesen. Alle dachten, dass er den Job in der Tasche hätte – aber da intervenierte Ihr damaliger Chef.«
»Erik?«
»Ja. Sie müssen sich doch daran erinnern, Sie waren ja damals in Olsons Team.«
»Ja, sicher, aber ich kann mich nicht erinnern, dass Higgins’ Name erwähnt wurde. Ich weiß nur, dass der Präsident Stansfield nominierte und dass er von beiden Parteien bestätigt wurde.«
Augie grinste. »Stansfield wurde als Einziger nominiert, weil Ihr Chef als Vorsitzender des Geheimdienstausschusses zum Präsidenten ging und ihm sagte, dass er, wenn Higgins nominiert würde, alles in seiner Macht Stehende tun werde, um seine Bestätigung zu verhindern. Der Präsident wollte sich diese Peinlichkeit ersparen und nominierte Stansfield, und so wurde Arthur der Job verwehrt, auf den er sein Leben lang hingearbeitet hatte.«
Michael runzelte die Stirn. »Und Sie meinen, dass er Erik deswegen töten würde?«
»Sie kennen Arthur nicht, oder?«
»Nein.«
»Er ist der skrupelloseste Kerl, der mir je untergekommen ist.«
Michael schüttelte skeptisch den Kopf. »Also, mir fällt es schwer, das alles zu glauben.«
»Michael, die Sache geht noch viel tiefer, als ich hier angedeutet habe. Arthur hat über dreißig Jahre lang die geheimste Abteilung der CIA geleitet. Er war praktisch niemandem Rechenschaft schuldig. Er hat sich immer hinter den internen Regeln der Geheimhaltung versteckt. In den frühen Jahren hatte er völlig freie Hand für seine Operationen; später, als Senat und Repräsentantenhaus spezielle Ausschüsse zur Kontrolle der Geheimdienste einrichteten, stand er vor der Entscheidung, ihnen entweder zu verraten, was er tat, oder hinzunehmen, dass sie ihm die Mittel kürzten. Arthur war in Dinge verwickelt, über die er nicht in der Öffentlichkeit sprechen konnte. Er hat nicht einmal seinen Vorgesetzten in der Agency anvertraut, was er vorhatte, und er war erst recht nicht bereit, vor irgendeinen Ausschuss zu treten, in dem Leute saßen, die ein Geheimnis ungefähr so gut für sich behalten konnten wie ein Klatschkolumnist. Und so kürzten sie ihm die staatlichen Mittel immer mehr, doch das Budget, das er zur Verfügung hatte, wurde trotzdem immer größer. Er begann seine Operationen nämlich durch verschiedene illegale Aktivitäten zu finanzieren.«
»Warum hat ihn denn nicht irgendjemand gestoppt?«
»Senator Olson hat genau das getan.«
»Ich kann’s nicht glauben, dass mir Erik nie ein Wort davon erzählt hat.«
»Ihr Chef war ein sehr vernünftiger Mensch. Er hat den Wert der Agency sehr wohl gekannt. Als Realist war ihm klar, dass es mehr Schaden als Nutzen gebracht hätte, wenn er einen Untersuchungsausschuss auf Higgins angesetzt hätte. Stattdessen hat er versucht, hinter den Kulissen Einfluss zu nehmen, damit Higgins nichts allzu Schlimmes anrichtete.« Augie klopfte mit der Pfeife gegen die Heckklappe des Wagens, und der verbrauchte Tabak fiel in Klumpen auf den Boden. »Aber eines sollte man dabei nicht aus den Augen
Weitere Kostenlose Bücher