Das Ultimatum
Zeit ziemlich drunter und drüber, was?«
»Ja.«
Augie zeigte auf seinen Wagen. »Setzen wir uns doch. Meine alten Beine wollen nicht mehr so recht.« Augie führte sie zu seinem Pick-up und ließ die Heckklappe herunter. Er und Seamus setzten sich, während Michael die Arme verschränkte und stehen blieb. Augie zog eine Pfeife und einen Tabaksbeutel hervor. Er stopfte sich seine Pfeife und reichte den Beutel dann Seamus.
»Ich habe viel nachgedacht, Seamus«, begann Augie, »seit du mich gestern Abend angerufen hast. Ja, ich denke überhaupt sehr viel nach, seit die ganze Sache begonnen hat. Das dürfte so eine Art berufsbedingte Neugier sein.« Er steckte den Pfeifenstopfer wieder ein und zog ein Feuerzeug hervor. »Michael, hat Ihnen Ihr Großvater erzählt, was ich bei der CIA gemacht habe?«
»Ein wenig.«
Augie hielt die Flamme des Feuerzeugs an den Pfeifenkopf, zog ein paar Mal an der Pfeife und blies schließlich den Rauch aus. »Na ja, ich erzähle Ihnen vielleicht die Kurzversion. Nach dem Krieg blieb ich im Corps und arbeitete für die Naval Intelligence in Washington. Als einige Jahre später die CIA gegründet wurde, ließ ich mich anheuern und begann in unserer Botschaft in Paris. Ich verbrachte fünfzehn Jahre in Europa und kam dann zurück nach Langley, wo ich vor allem für russischeuropäische Nachrichtendienst-Angelegenheiten zuständig war. In meiner Zeit in Langley gehörte ich außerdem einer Spezialgruppe an, die sich mit der Planung von Geheimoperationen beschäftigt hat.« Jackson zog einige Male an seiner Pfeife. »Ich glaube, ich könnte Ihnen ein paar Informationen geben, die Ihnen vielleicht weiterhelfen, aber zuvor hätte ich ein paar Fragen.«
Michael nickte. »Schießen Sie los.«
»Von wem haben Sie gehört, dass eine zweite Gruppe für die Morde an Olson und Turnquist verantwortlich sein soll?«
»Das kann ich wirklich nicht sagen.«
»Sie meinen, Sie wollen es nicht sagen.« Jackson blies eine Rauchwolke aus und sah Michael fest in die Augen. »Warum wenden Sie sich an mich und nicht an das FBI?«
»Das FBI hat die Information schon. Ich möchte mich aber ein wenig auf eigene Faust umsehen.«
Augie überlegte einige Augenblicke, während er an seiner Pfeife paffte. »Warum?«, fragte er schließlich.
»Erik Olson war ein guter Freund von mir.«
»Das ist der einzige Grund?«, hakte Jackson nach und sah Michael in die Augen.
Michaels Blick ging kurz zu Seamus hinüber und dann wieder zu Augie zurück. »Ja.«
»Sie sind ein schlechter Lügner, Michael. Genau wie Ihr Großvater.« Augie wandte sich Seamus zu und lächelte. Dann senkte er den Blick zu Boden und fügte hinzu: »Ich nehme an, ihr beide habt keine Ahnung, wer hinter den ersten vier Morden stecken könnte?« Michael schüttelte den Kopf. »Das habe ich mir schon gedacht«, stellte Augie sarkastisch fest. »Nun, ich habe da so einen Verdacht, wer mit der Sache zu tun haben könnte, aber bevor wir dazu kommen, möchte ich euch noch ein paar Dinge verraten, die euch, glaube ich, interessieren werden. Ich möchte euch eine Geschichte über eine Sache erzählen, an der ich in meiner Zeit in der Agency beteiligt war – aber zuerst muss ich euch ein paar Hintergrundinformationen geben.
In den späten fünfziger und frühen sechziger Jahren war ich CIA-Stationschef in Paris. Die Spannungen mit der Sowjetunion erreichten einen Höhepunkt. Wir waren mit der durchaus realen Bedrohung konfrontiert, dass die Sowjets einen konventionellen Krieg beginnen und Westeuropa besetzen könnten. Überall entlang des Eisernen Vorhangs waren die NATO-Streitkräfte deutlich unterlegen; die Sowjets waren etwa fünfmal so stark wie wir, was Panzer, Artillerie und Truppenstärke betraf. Unsere militärischen Strategen waren der Ansicht, dass man die Sowjetunion am besten im Zaum halten kann, indem man taktische Nuklearwaffen in Westeuropa stationiert. Unsere Verbündeten in der NATO waren einverstanden, und die Lenkwaffen wurden in Stellung gebracht. Die Botschaft an die Sowjetunion war einfach: Wenn ihr gegen Westeuropa militärisch aktiv werdet, habt ihr mit einem nuklearen Vergeltungsschlag zu rechnen. Diese Strategie funktionierte perfekt bis in die frühen sechziger Jahre, als Frankreich plötzlich anfing, Probleme zu machen.
Es gab in Frankreich eine Gruppe von Politikern, die erreichen wollten, dass alle amerikanischen Kernwaffen von französischem Boden verschwinden. Einige forderten sogar, dass das gesamte militärische
Weitere Kostenlose Bücher