Das Ultimatum
CIA oder das Pentagon zuerst die Zustimmung eines hochrangigen Mitglieds des Geheimdienstausschusses und des Präsidenten einholen. ›Dark operations‹ umgehen diese Kommandokette völlig. Das ist schon eine ganz eigene Welt, in der solche Dinge ablaufen, eine Welt voller Gefahren. Alles geschieht ohne Genehmigung von offizieller Seite und ohne dass es irgendwelche Aufzeichnungen darüber gäbe. Man hört über diese Leute nie mehr als irgendwelche Gerüchte. Ich kenne übrigens ein paar ehemalige SEALs, die für Higgins arbeiten.«
»Glaubst du, dass du mit ihnen sprechen könntest, damit sie dir ein paar Dinge über ihn sagen?«, fragte Michael.
»Das könnte ich schon, aber Higgins gehört zu den Leuten, über die man besser nicht zu viele Fragen stellt, sonst könnte es leicht passieren, dass man als Futter für die Haie endet.«
»Ich dachte, ihr SEALs würdet immer zusammenhalten? Kannst du ihnen denn nicht ein paar Fragen stellen, ohne damit allzu großes Aufsehen zu erregen?«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Es ist ja nicht so, als würde man irgendeinen alten Kumpel aus der Highschool-Zeit anrufen und ihn nach einem Mädchen fragen, mit dem er mal ausgegangen ist. Diese Leute mögen es nicht, wenn man ihnen Fragen stellt. Sie bleiben lieber anonym.«
»Wie, zum Teufel, kommen ehemalige SEALs dazu, für Higgins zu arbeiten?«, fragte Tim.
»Was sollen sie denn deiner Ansicht nach tun, wenn sie die SEALs verlassen? Sollen sie vielleicht Gebrauchtwagen verkaufen oder Computer programmieren? Wir sind nun mal für einen ganz bestimmten Job ausgebildet, und das können wir besser als jeder andere auf der Welt. SEALs sind besser ausgebildet als neunundneunzig Komma neun Prozent der Soldaten. Man gehört der Top-Elite an – und wisst ihr, was ein SEAL verdient? Vierzig Riesen im Jahr sind das absolute Maximum. Wenn man eines Tages ausscheidet, hat man zwei Möglichkeiten. Man sucht sich irgendeinen langweiligen Job in der Privatwirtschaft, wo man ungefähr das Gleiche verdient wie vorher, oder man arbeitet für einen Kerl wie Higgins und kassiert mindestens ein sechsstelliges Honorar – und das für ungefähr fünfzig Arbeitstage im Jahr. Und Leute wie Higgins sind nicht die einzigen potenziellen Auftraggeber. Auch Drogendealer, Ölscheichs, Dritte-Welt-Regierungen und internationale Banker zahlen großzügig dafür, dass sie einen SEAL in ihrem Sicherheitsteam haben. Ich kenne Jungs, die eine halbe Million im Jahr dafür kassieren, dass sie herumsitzen und Leibwächter spielen. Für viele Leute ist es eine Art Statussymbol, wenn sie sagen können, dass sie einen SEAL als Bodyguard haben. Im Mittleren Osten flößt allein unser Ruf den Leuten schon gehörigen Respekt ein.«
»Ich verstehe, was du sagen willst, aber ich habe immer geglaubt, ihr Jungs hättet einen Ehrenkodex«, entgegnete Tim.
»Haben wir auch, aber wir sind auch keine Bruderschaft der Unfehlbaren. Wir haben genauso unsere schwarzen Schafe wie jede andere Organisation. Aber wer einmal so weit geht, für Geld zu töten, der gehört nicht mehr zu uns … der ist ganz einfach ein Killer oder ein Söldner.«
»Dann hältst du es also für keine gute Idee, irgendwelche Erkundigungen über Higgins einzuholen?«, fragte Michael.
»Nach dem, was ich über den Mann gehört habe – nein. Aber warum habt ihr auf einmal solches Interesse an ihm?«
»Seamus und ich haben gestern eine kleine Reise nach Georgia unternommen, und dort haben wir uns mit Augie Jackson unterhalten.«
»Ist das nicht Seamus’ Freund, der einmal für die CIA gearbeitet hat?«
»Ja … Augie hat uns ein paar sehr interessante Dinge über Higgins erzählt. Er ist überzeugt, dass Higgins für die Morde an Erik und Turnquist verantwortlich ist.«
»Dann glaubt er also auch, dass es zwei verschiedene Gruppen gibt?«, fragte Coleman vorsichtig.
»Ja.«
»Hat er irgendwelche Fragen darüber gestellt, wer die erste Gruppe sein könnte?«
»Ja.«
Coleman sah Michael besorgt an. »Ihr habt es ihm gesagt, nicht wahr?«, fragte er schließlich und wandte sich Seamus zu, der jedoch ebenso wie Michael schwieg. Der ehemalige SEAL schüttelte den Kopf und stieß einen Fluch aus.
»Er weiß nur, dass ich damit zu tun habe«, versicherte Seamus schließlich. »Scott, wir können Augie vertrauen.«
Coleman blickte auf seine Uhr. »Nun, wir werden bald wissen, ob das stimmt oder nicht. Wenn ihr irgendwelche Hubschrauber kommen hört, dann wisst ihr, dass wir im Arsch
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