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Das Ultimatum

Das Ultimatum

Titel: Das Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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durchgehen konnten.
    Stevens blickte über die South Lawn hinweg zum Washington Monument hinüber. Die großen grünen Mannschaftstransportwagen und Panzer waren von seiner Aussichtswarte aus sehr gut zu sehen. »Gott, jetzt sind erst vier Tage vergangen, seit wir von Camp David zurück sind, und ich komme mir schon richtig eingesperrt vor.« Er schüttelte den Kopf, während er vier Cobra-Kampfhubschraubern nachschaute, die ostwärts vom Lincoln Monument zum Kapital flogen. Als er die vielen Militärfahrzeuge sah, die mitten im Herzen von Washington postiert waren, fragte er sich, ob es eine kluge Entscheidung gewesen war, die Streitkräfte einzuschalten. »Stu, sind Sie sicher, dass das richtig ist?«
    Garret saß an einem kleinen Schreibtisch und kritzelte eifrig Notizen auf ein Blatt Papier. »Dass was richtig ist?«, fragte er, ohne aufzublicken.
    Stevens zeigte auf die Mall hinaus. »Eine so starke militärische Präsenz hier in der Stadt. Ich meine, brauchen wir wirklich Panzer vor dem Washington Monument? Macht das nicht einen zu autoritären Eindruck? So, als wäre ich ein Diktator.«
    »Aber genau das brauchen wir im Augenblick, Jim. Die Meinungsumfragen ergeben alle das gleiche Bild. Das amerikanische Volk will, dass in unserer Hauptstadt wieder Recht und Ordnung herrschen. Die Bürger haben Angst und erwarten, dass Sie ein starker Führer in dieser Krisensituation sind. Die militärische Präsenz wird genau die richtige Botschaft vermitteln. Dadurch zeigen Sie sich den Leuten als starker und entschlossener Präsident.«
    »Gut, aber haben Sie nicht früher einmal gesagt, dass wir wie die Chinesen aussehen, wenn wir Panzer in der Stadt auffahren lassen?«
    »Scheiße, das war, bevor sie den Sprecher des Repräsentantenhauses am helllichten Tag erschossen haben und um ein Haar unseren Hubschrauber abgeschossen hätten. Die Lage hat sich seither dramatisch zugespitzt. Die Wähler haben Angst. Zuerst haben sie sogar eine gewisse Sympathie dafür gezeigt, dass ein paar Dinosaurier wie Fitzgerald und Koslowski beseitigt wurden. Aber das ist längst vorbei – jetzt sehnen sich die Leute nur noch nach Recht und Ordnung. Wenn sie heute beim Abendessen den Fernseher einschalten, werden sie einen Soldaten mit grimmigem Blick auf einem Panzer sitzen sehen, und sie werden erleichtert sein, einen so starken Präsidenten zu haben, der in einer Krisensituation bereit ist, entschlossen vorzugehen. Glauben Sie mir, Jim, ich weiß genau, was ich tue.«

31
    Coleman und die O’Rourkes saßen noch bis fast zehn Uhr vormittags beisammen und berieten, wie sie weiter vorgehen sollten. Die O’Rourkes kehrten daraufhin nach Washington zurück, und Coleman verbrachte fast den ganzen Nachmittag damit, die Gegend zu erkunden, in der Arthur Higgins lebte. In seiner Zeit bei den SEALs hatte er die Fähigkeit entwickelt, sich Karten einzuprägen. Er fuhr alle Straßen in einem Umkreis von acht Kilometern von Arthurs Grundstück ab und hielt dabei nach kleineren Straßen und Wegen Ausschau, die von der Straße zur Bucht hinunterführten. Er prägte sich jedes Detail ein, das ihm in irgendeiner Weise von Nutzen sein konnte. Bevor er irgendetwas gegen Higgins unternahm, wollte er mit der Umgebung in jeder Hinsicht vertraut sein. Je näher er dem Anwesen kam, umso mehr Details prägte er sich ein; er wollte wissen, welche Häuser mit Sicherheitskameras ausgestattet waren, welche ein Schild mit der Aufschrift »Vorsicht, bissiger Hund!« aufwiesen und welche mit einem Wachhäuschen ausgestattet waren. Er fuhr nur ein einziges Mal an Arthurs Tor vorbei, um sich nicht verdächtig zu machen. Außerdem galt seine Sorge mehr den beiden Nachbarhäusern als dem von Arthur selbst. In Augies Unterlagen stand, dass keines davon mit einem Hightech-Sicherheitssystem ausgerüstet war. Bei beiden war das Schild einer Sicherheitsfirma am Ende der Zufahrt angebracht, doch sie waren nicht eingezäunt, was wahrscheinlich bedeutete, dass die Häuser selbst gesichert waren, nicht aber die Grundstücke.
    Nach seiner Erkundungstour fuhr Coleman nach Sparrows Point hinaus, das südlich von Baltimore am Patapsco River lag. Das große Industriegelände wurde einst zur Gänze von Bethlehem Steel eingenommen, doch seit der Krise der amerikanischen Stahlindustrie fand man hier vor allem billige Lagerräume und Hafenanlagen. In einem schmutzigen und feuchten Gebäude war hier die SEAL Demolition and Salvage Corporation untergebracht. Für nur tausend Dollar im Monat

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