Das Ultimatum
falsche Fährte zu locken. Was ist, wenn der Mann gar nicht schwarz war? Was ist, wenn sie uns das nur glauben machen wollten?«
»Aber was könnten sie damit bezwecken?«
McMahon sah jetzt, worauf Kennedy hinauswollte. »Wenn das SEALs waren, dann würde das zu ihnen passen.« Es wurde still im Raum, und Heaney erkannte die Logik hinter einer solchen Vorgehensweise. McMahon stand auf und krempelte die Ärmel auf. »General, ich würde sagen, wir sollten uns diese Akten ansehen. Meine Leute können ja schon mal mit der Überwachung der vierzehn schwarzen Verdächtigen anfangen. Irene, Sie setzen Ihre Leute auf die anderen an, und dann nehmen wir uns noch einmal einen SEAL nach dem anderen vor.«
Ein lästiges Geräusch zerriss die Stille des frühen Morgens. Eine Hand näherte sich in der Dunkelheit den rot blinkenden digitalen Ziffern und fand schließlich den Wecker. Im nächsten Augenblick war es wieder still im Zimmer. O’Rourke drehte sich um und nahm Liz in die Arme. Der vergangene Abend war sehr ruhig verlaufen. Liz hatte bis neun Uhr an ihrer Kolumne geschrieben, worauf sie beschlossen, sich einen Film anzusehen. Zum Glück für Michael war ihr nicht nach Reden zumute. Nachdem der Film eine halbe Stunde gelaufen war, schliefen sie beide ein.
Michael gab sich Mühe, so zu tun, als wäre alles in Ordnung, was ihm auch weitgehend gelang. Dabei half ihm, dass Liz ohnehin in ihrem Job sehr viel zu tun hatte. Michael musste jedoch immerzu an Arthur Higgins denken. Gleich nach der Rückkehr aus Georgia hatte er die Kongress-Bibliothek aufgesucht, um nach Material über den ehemaligen Leiter der geheimsten CIA-Abteilung zu suchen. Er fand nichts, was das Rätsel für ihn nur noch größer machte.
Michael strich Liz’ Haar zur Seite und küsste sie auf die nackte Schulter. Sie drehte leicht den Kopf, und er küsste sie auf die Wange und stand dann auf. Er nahm sich eine Trainingshose von einem Kleiderhaken bei der Tür, schlüpfte hinein und ging die Treppe hinunter. Duke erwartete ihn bei der Treppe und begleitete ihn in die Küche. Michael schaltete die Kaffeemaschine ein und ging in den Keller, wo er seine Jagdausrüstung aufbewahrte. Aus einem Schrank holte er Wollsocken, Khakihose, ein blaues Flanellhemd und Stiefel hervor und zog sich an. Als er wieder in die Küche kam, war der Kaffee fertig, und er goss ihn in eine große Thermosflasche. Duke lag neben ihm am Boden und gähnte herzhaft. Bevor er aufbrach, ging Michael noch einmal hinauf, stellte den Wecker auf sieben Uhr und küsste Liz auf die Wange.
Unten in der kleinen Garage hob er seinen Hund in den Wagen und öffnete das Garagentor. Fünf Minuten später fuhr er vor dem Haus seines Bruders vor. Tim, Seamus und Tims Labrador Cleo stiegen zu ihm in den Wagen, und sie fuhren zum Blockhaus hinaus, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Obwohl Michael dagegen gewesen war, hatte Seamus Tim alles erzählt, was in den vergangenen zwei Wochen geschehen war.
Den Großteil der Fahrt sprachen sie über die Informationen, die Augie ihnen mitgegeben hatte. Als sie beim Haus ankamen, wartete Coleman bereits drinnen am Küchentisch auf sie. Die O’Rourkes setzten sich zu ihm an den Tisch und füllten ihre Kaffeetassen.
»Was habt ihr herausgefunden?«, fragte Coleman schließlich voller Neugier.
»Hast du schon einmal von einem Mann namens Arthur Higgins gehört?«
Coleman blinzelte überrascht. »Ja.«
»Bist du ihm schon mal begegnet?«
»Nein.«
»Was weißt du über ihn?«
»Er ist ein alter Spion der CIA. Er führt immer wieder ›dark operations‹ durch und gilt als Mann, mit dem nicht gut Kirschen essen ist.«
»Was ist unter ›dark operations‹ zu verstehen?«, wollte Tim wissen.
»Verdeckte Operationen, die nicht von regierungsnahen Quellen finanziert werden und die ohne Wissen des Präsidenten und des Geheimdienstausschusses durchgeführt werden.«
»Warst du auch schon an solchen Operationen beteiligt?«
»Nein«, antwortete Coleman. »Dafür setzen sie immer Söldner ein … ehemalige Special-Forces-Leute. Diese Dinge laufen deshalb im Dunkeln ab, weil es niemals grünes Licht dafür gäbe. Wenn etwas schief geht, streiten diese Leute einfach alles ab. Weder das Geld, das dahintersteckt, noch die Soldaten, die die Sache durchführen, kommen von offiziellen amerikanischen Quellen. Bevor die SEALs oder irgendwelche anderen amerikanischen Truppen irgendwo hingeschickt werden, um eine verdeckte Operation durchzuführen, muss die
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