Das Ultimatum
Washington warteten, kam ein Schlepper heran und zog das Schiff in die Fahrrinne hinaus. Die Trossen wurden gelöst, und das Schiff setzte sich in Bewegung. Das Kielwasser am Heck schäumte auf, während das Schiff auf das offene Meer hinausfuhr. Es hatte gerade den Hafendamm hinter sich gelassen, als das Kielwasser aufhörte zu schäumen und das Schiff zum Stillstand kam. Eine Stunde später saßen Coleman, Stroble und Hackett bereits im Flugzeug nach Washington. Im vergangenen Monat hatten sie noch zwei weitere Anfragen bekommen, doch sie hatten mit der Begründung abgelehnt, dass sie im Moment zu beschäftigt seien.
Coleman schlug die Tür seines Wagens zu und ging zu Stroble und Hackett hinüber. »Na, wie geht’s euch beiden?«
»Gut, Chef. Und dir?«
»Ebenfalls. Habt ihr auf dem Anrufbeantworter nachgesehen?«
»Ja«, antwortete Stroble. »Es ist nichts reingekommen.«
Was Coleman mit seiner Frage nach dem Anrufbeantworter wirklich gemeint hatte, war, ob sie das Büro und das Telefon nach Wanzen abgesucht hatten. Sie wussten, dass das FBI sie früher oder später überwachen würde. Sie brauchten ein Alibi für die gesamte Zeit, in der sie zusammen an der Planung ihrer Mission gearbeitet hatten – und so hatten sie mit etwas Startkapital von Seamus die SEAL Demolition and Salvage Corporation gegründet. Sie waren nicht die einzigen ehemaligen SEALs, die im Raum Washington lebten und zusammenarbeiteten. Einige leiteten Sicherheitsfirmen oder boten ihre Dienste als Leibwächter für Diplomaten und Topmanager an. Coleman und Seamus waren sich einig, dass es, um nicht geschnappt zu werden, vor allem darauf ankam, dem FBI keinerlei Spuren zu hinterlassen – keine Fingerabdrücke, keine Augenzeugen und keine Waffen, die auf sie als mögliche Täter hindeuteten. Sie trugen während der gesamten Operation Handschuhe und achteten auf entsprechende Tarnung. Die Gewehre, mit denen sie Koslowski und Basset getötet hatten, und die Pistole, mit der sie Downs ausgeschaltet hatten, rosteten auf dem Grund der Chesapeake Bay vor sich hin. Es gab keinerlei Hinweise, die auf ihre Täterschaft hingedeutet hätten. Wenn die Leute vom FBI auftauchten, würden sie nur drei SEALs antreffen, die gerade versuchten, eine neue Firma in Gang zu bringen.
Coleman warf einen Blick ins Büro und kam gleich wieder heraus. »Dann wollen wir mal unsere Ausrüstung packen. Ich möchte mit dem Boot nach Annapolis fahren und eine Besichtigung machen, damit wir ein Angebot für ein Projekt vorlegen können. Wenn das Wetter so bleibt, könnten wir auf dem Rückweg ein wenig angeln. Okay, packen wir unsere Sachen, dann können wir in einer halben Stunde aufbrechen.«
Während Stroble und Hackett die Taucherausrüstung verstauten, tankte Coleman das Boot voll. Wenig später waren sie unterwegs und steuerten auf die Bucht zu. Sie plauderten eine Weile über belanglose Dinge, bis Stroble damit fertig war, das Boot mit einem Sensor zu überprüfen. Coleman stand am Steuerrad auf der Flybridge und beobachtete die Schiffe und kleineren Boote um sie herum. Er rechnete damit, dass das FBI versuchen könnte, sein Büro, seine Wohnung oder seinen Wagen zu verwanzen, aber das machte ihm keine wirkliche Angst, denn diese Wanzen konnte man aufspüren. Was ihm wirklich Sorgen bereitete, war der Einsatz von Richtmikrofonen. Die CIA verwendete diese Dinger schon seit Jahren, und die Technologie auf diesem Gebiet wurde immer besser. Mittlerweile war es möglich, dass jemand aus hundert Metern Entfernung ein Gespräch mithören konnte, indem er einfach nur ein Mikrofon in die entsprechende Richtung hielt. Die CIA hatte eine Technologie entwickelt, mit der man sogar durch Wände hören konnte.
Als sie draußen in der Bucht waren, gesellten sich Stroble und Hackett zu Coleman auf die Brücke. Die Maschinen dröhnten, und der Wind rauschte, sodass Coleman sich sicher genug fühlte, um seinen beiden Kollegen in allen Einzelheiten zu berichten, was Seamus und Michael ihm von ihrem Treffen mit Augie erzählt hatten. Stroble und Hackett zeigten sich keineswegs überrascht von dem, was sie zu hören bekamen. Angesichts der vielen Gerüchte, die ihnen über Higgins zu Ohren gekommen waren, erschien es ihnen keineswegs unwahrscheinlich, dass er hinter den Morden an Olson, Turnquist und ihren Leibwächtern steckte. Als sie in Annapolis ankamen, war Coleman mit seinem Bericht über sein Gespräch mit den O’Rourkes fertig.
Sie fuhren an Annapolis vorbei nach Tolly
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