Das Ultimatum
wissen, dass Augie Recht damit hatte, dass der Mann seine Zigarre gern im Freien raucht.«
O’Rourke zog seine Nachtsichtbrille vor die Augen und blickte zum Haus hinüber. »Der Kerl rechts ist Arthur«, sagte er schließlich, »aber ich kann nicht erkennen, wer der andere ist.«
»Ich auch nicht«, antwortete Coleman. »Zyklop, wir können nicht erkennen, wer der zweite Mann ist. Siehst du ihn etwas besser? Over.«
»Ja, er kommt mir irgendwie bekannt vor, aber ich sehe ihn auch nicht wirklich gut, over.«
O’Rourke sah, wie Arthur redete, als der andere Mann ihnen plötzlich das Gesicht zuwandte. »Ich glaube, das ist Mike Nance«, stellte er überrascht fest.
»Bist du sicher?«
»Ich bin mir ziemlich sicher, ja«, antwortete Michael und zog sein Mikrofon herunter. »Zyklop, hier Apollo. Ist der andere Mann Mike Nance, der Sicherheitsberater des Präsidenten? Over.«
Zyklop richtete das Zielfernrohr seines Gewehrs von Arthur auf den Mann neben ihm. Nance nahm die Zigarre aus dem Mund, sodass Zyklop sein Gesicht einwandfrei erkennen konnte. »Roger, der andere Mann ist Mike Nance, over.«
»Was um alles in der Welt macht Mike Nance hier?«, fragte O’Rourke.
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete Coleman und schaute wieder zur Klippe hinüber, um zu sehen, was der Wächter und sein Hund gerade machten. »Bist du wirklich sicher, dass er es ist?«
»Ja.«
O’Rourke beobachtete die beiden Männer auf der Veranda weiter. »Augie hat mir gesagt, dass Stansfield Arthur untersagt hat, weiterhin Geschäfte mit seinen Kontakten bei den Geheimdiensten zu machen.«
»Nun, offensichtlich hält er sich nicht an die Order«, stellte Coleman fest und zog sein Mikrofon herunter. »Also gut, an alle, hier ist Zeus, hört mir gut zu. Wir warten jetzt, bis die beiden ihre Zigarre fertig geraucht haben. Ich hoffe, sie gehen dann wieder hinein und der Wächter an der Klippe kehrt zum Haus zurück. Wenn es so ist, beenden wir unsere Operation und gehen zum Boot zurück. Bis dahin bleiben wir, wo wir sind. Sie brauchen nicht zu wissen, dass wir hier waren, over.«
Irene Kennedy hatte Mühe, sich wach zu halten. Der menschliche Körper braucht nun einmal mehr als zwei Stunden Schlaf am Tag. Irene Kennedy hatte in den vergangenen drei Tagen zusammen nicht mehr als zwei Stunden geschlafen – dementsprechend erschöpft saß sie inmitten von mehreren Stapeln von grünen Personalakten. Vierundneunzig Stück, um genau zu sein. Sie arbeitete jede einzelne Akte systematisch durch und las jede Zeile, mochte sie auch noch so langweilig sein. Dr. Kennedy hatte bereits zweiundfünfzig Dossiers gelesen und kam zu der Erkenntnis, dass sie es in dieser Nacht nicht mehr bis zum Ende schaffen würde. Es war fast elf Uhr abends, und ihre Fähigkeit, die langweiligen Informationen zu verarbeiten, nahm immer mehr ab. Sie beschloss, noch zwei Akten zu lesen und sich die restlichen vierzig für morgen aufzuheben. Sie war durchaus beeindruckt davon, wie genau die Naval Intelligence das Leben der ehemaligen SEALs weiterverfolgt hatte.
Auch die CIA kam in den Unterlagen indirekt vor. Kennedy hatte die Akten von fünf SEALs gelesen, die gegenwärtig auf der Gehaltsliste der CIA standen, wenngleich das in den Unterlagen nicht explizit erwähnt wurde. Ihre Arbeitgeber waren entweder Deckfirmen der Agency oder Unternehmen, die oft für die CIA arbeiteten.
Irene Kennedy öffnete das nächste Dossier und blickte auf das Foto von Scott Coleman hinunter. Unter dem Foto stand das Datum seines Ausscheidens; es war etwas mehr als ein Jahr her. Sie las weiter, ohne dass ihr irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen wäre. Jede einzelne der vielen Akten hätte sich, für sich allein betrachtet, durchaus imposant gelesen, doch wenn man mehr als fünfzig davon hinter sich hatte, erschienen einem die übermenschlichen Leistungen dieser Leute fast schon alltäglich. Irene Kennedy fiel auf, dass Colemans IQ fast schon der eines Genies war. Sie blätterte zu den letzten Seiten weiter, um zu der Liste der verdeckten Operationen zu gelangen, an denen Coleman teilgenommen hatte. Es war eine lange und beeindruckende Karriere, die in den frühen achtziger Jahren begann und vor fast eineinhalb Jahren endete. Die Missionen waren alle unter ihrem jeweiligen Decknamen angegeben. Irene Kennedy wusste jedoch von mindestens der Hälfte, worum es sich handelte. Sie warf einen Blick auf die letzte Mission, an der Coleman beteiligt gewesen war, und wurde plötzlich von
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