Das Ultimatum
dem sie ihn genommen hatten. Die beiden Männer standen einige Augenblicke im Schutz der Hecke und sahen einander an. »Gott, ich wüsste wirklich gern, was die beiden da drüben geredet haben«, sagte O’Rourke mindestens zum zehnten Mal in der vergangenen Dreiviertelstunde.
»Ich auch«, antwortete Coleman und blickte sich um. »Zyklop und Hermes«, sprach er schließlich in sein Mikrofon, »hier spricht Zeus. Könnt ihr mich hören? Over.«
»Ja, wir hören dich, over.«
»Wo seid ihr jetzt? Over.«
»Wir könnten zum Boot hinuntergehen, over.«
Coleman blickte in den Garten hinüber. »Ich möchte mir noch schnell etwas ansehen. Es dauert höchstens zwanzig Minuten. Wir treffen uns dann beim Boot, over.«
»Roger, over.«
»Was hast du vor?«, wollte O’Rourke wissen.
»Als ich heute mit dem Auto durch die Gegend fuhr, ist mir ein Haus aufgefallen, das zum Verkauf angeboten wird. Es hat ein wenig heruntergekommen ausgesehen, so als würde schon länger niemand mehr dort wohnen. Wenn wir schon mal hier sind, möchte ich mich noch ein bisschen umsehen. Aber wir wollen schön unauffällig bleiben.« Sie liefen die Hecke entlang bis zum Ende des Gartens, der vom Nachbargrundstück nur durch eine Reihe von Bäumen getrennt war. Dennoch blieben die beiden stehen und suchten den Garten vor ihnen mit ihren Nachtsichtbrillen nach Bewegungsmeldern ab. Sie fanden nichts dergleichen, und es brannte auch kein Licht in dem großen Haus. Rasch durchquerten sie das Grundstück und blieben erst bei einem schmiedeeisernen Zaun stehen.
»Das ist es«, sagte Coleman. »Gehen wir den Zaun entlang und sehen wir mal, ob wir ein Tor finden.« Nach etwa zehn Metern kamen sie zu einer Lücke im Zaun. Sie schlüpften hindurch und kamen auf einen Weg, der zwischen Bäumen und Büschen verlief. Nach weiteren zehn Metern erreichten sie einen riesigen verwilderten Garten von der Größe eines Footballfelds. Das Gras reichte fast bis zur Hüfte. Die Fenster des heruntergekommenen Hauses waren mit Brettern vernagelt, und es sah so aus, als würde die Vegetation ringsum das Haus allmählich verschlingen. »Hier wohnt schon länger niemand mehr«, stellte Coleman fest.
»Solche Häuser sind kaum noch zu verkaufen. Die Steuer allein muss schon eine halbe Million Dollar ausmachen.«
»Komm mit, ich glaube, da drüben ist ein Weg.« Sie schlichen durch das hohe Gras und kamen schließlich zu einer Schotterstraße, auf der sie zu einem Dienstbotenhaus weitergingen, dessen Fenster ebenfalls vernagelt waren. Sie hörten ein Auto auf der Hauptstraße näher kommen und gingen hinter den Büschen in Deckung. Das Motorgeräusch wurde immer lauter, bis schließlich auch die Scheinwerfer zu sehen waren. Das Buschwerk hier war sehr dicht, und mit ihrer dunklen Kleidung waren sie nicht in Gefahr, entdeckt zu werden. Ein Mercedes fuhr vorbei und verschwand hinter der nächsten Biegung. Coleman richtete sich auf und inspizierte das Tor im Zaun, das mit Kette und Vorhängeschloss gesichert war. Er warf einen kurzen Blick auf das Schloss und überprüfte auch noch die Scharniere des Tores. »Ich habe genug gesehen«, sagte er schließlich, »gehen wir.«
»Würdest du mir vielleicht verraten, was du hier gesucht hast?«
»Na ja, ich will mich einfach mit der Gegend vertraut machen. Okay … gehen wir.« Coleman ging voraus, als sie sich durch das hohe Gras arbeiteten, bis sie wieder den Garten von Arthurs Nachbarn erreicht hatten. Von dort stiegen sie die Stufen zum Wasser hinunter, wo sie ihre Ausrüstung in den wasserdichten Rucksäcken verstauten und zum Boot zurückschwammen. Stroble und Hackett warteten bereits auf sie. Sobald Coleman und O’Rourke an Bord waren, fuhren sie in die Bucht hinaus und weiter nach Norden Richtung Baltimore.
Sie hatten sich alle vier auf dem Flydeck versammelt. Die Windschutzscheibe schützte sie vor der Brise, doch die nächtliche Luft war dennoch ziemlich kühl. Hackett vertrat die Ansicht, dass es nicht schwer sein sollte, Arthur auszuschalten. »Ich kann’s nicht glauben, dass ein Kerl, der sich hinter all den Sicherheitsvorkehrungen verschanzt, so dumm ist, einfach hinauszugehen und eine Zigarre zu rauchen.«
»Sie sind alle gleich … überall auf der Welt«, warf Stroble abschätzig ein. »Sie haben alle irgendeine Schwäche … irgendeine kleine Gewohnheit, von der sie nicht lassen können.«
»Was meint ihr, wie schwer es wäre, ihn zu entführen?«, fragte O’Rourke.
»Viel schwerer, als ihn aus
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