Das Ultimatum
schminken. Nicht einmal eine halbe Stunde, nachdem Tommy sie geweckt hatte, erschien sie in Skip McMahons Büro und fühlte sich einigermaßen ausgeruht.
»Guten Morgen, Skip.«
»Guten Morgen, Irene. Wie geht’s?«
»Ganz gut. Ich habe endlich einmal mehr als zwei Stunden geschlafen.«
»Das ist gut, wir haben nämlich heute eine Menge Arbeit vor uns. Ich komme gerade aus einer Sitzung mit Harvey Wilcox und Madeline Nanny, die sich um die Überwachung der Verdächtigen kümmern. Zehn der vierzehn Männer werden bereits rund um die Uhr beobachtet, und mit den restlichen vier sollte es bis heute Abend klappen. Wie kommen Sie und Ihre Leute voran?«
»Gut. Seit gestern Abend zehn Uhr ist die optische und telefonische Überwachung der fünfundvierzig Verdächtigen in Kraft«, antwortete Kennedy und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee.
McMahon sah sie an und wartete darauf, dass sie ihm lächelnd gestand, dass das natürlich ein Scherz war. Doch sie schwieg, und McMahon sah schließlich ein, dass sie es ernst gemeint hatte. Er fragte sich, wie, zum Teufel, die CIA es schaffte, in weniger als sechsunddreißig Stunden die Überwachung von fünfundvierzig Leuten in die Wege zu leiten. Wie immer sie es auch anstellten, sie mussten dabei mit Sicherheit eine ganze Reihe von Bürgerrechten missachten, dessen war er sich sicher.
McMahon hätte einerseits zu gerne gewusst, wie die CIA so etwas zuwege brachte, doch als FBI-Agent, der für die Einhaltung der Gesetze zuständig war, wollte er andererseits mit solchen Dingen eigentlich nichts zu tun haben. Nach einem kurzen inneren Kampf behielt die Neugier schließlich die Oberhand. »Irene, ich kann mir schwer vorstellen, dass Sie genug Leute haben, um fünfundvierzig Verdächtige rund um die Uhr zu überwachen.«
»Haben wir auch nicht.«
»Verdammt, wie stellen Sie es dann an?«
»Nicht mit einem massiven Einsatz von Personen, sondern von Technologie.«
»Was genau meinen Sie damit?«
Irene Kennedy lächelte. »Ich würde es Ihnen gerne sagen, aber ich glaube, es ist besser, wenn Sie es nicht wissen. Sie können mir aber vertrauen, wenn ich Ihnen sage, dass wir es schaffen und dass wir alles, was wir herausfinden, sofort an Sie weitergeben.«
McMahon lehnte sich enttäuscht in seinem Stuhl zurück und akzeptierte schließlich ihre Antwort. »Ich habe noch einmal über das nachgedacht, was Sie gestern über die SEALs gesagt haben, und ich muss zugeben, das könnte ein sehr interessanter Aspekt sein. Wenn diese Kerle wirklich so schlau sind, wie wir glauben, dann könnte es durchaus sein, dass sie irgendwie versucht haben, uns auf eine falsche Fährte zu locken.«
Irene Kennedy stellte ihren Kaffeebecher auf den Schreibtisch und stand auf. »Gut, dass Sie das angesprochen haben. Ich muss nämlich General Heaney dringend etwas fragen. Können Sie ihn von hier aus im Büro anrufen und die Freisprecheinrichtung einschalten?« Während McMahon die Nummer wählte, fuhr sie fort: »Ich habe mir gestern Abend noch die Personalakten angesehen, und dabei ist mir etwas Ungewöhnliches aufgefallen.«
Einer der Adjutanten des Generals meldete sich, und wenige Augenblicke später war Heaney selbst am Apparat.
»Guten Morgen, Skip«, meldete er sich. »Was kann ich für Sie tun?«
»General, ich habe die Freisprecheinrichtung eingeschaltet. Irene ist hier bei mir, und sie hat eine Frage an Sie.« McMahon wandte sich Irene Kennedy zu.
»Guten Morgen, General. Haben Sie schon einen Blick in die Akte werfen können, die ich Ihnen hinterlegt habe?«
»Ja, ich habe sie gleich als Erstes heute früh gelesen.«
»Haben Sie Commander Coleman gekannt?«
»Ja, das habe ich. Er war ein erstklassiger Mann.«
»Mir ist gestern aufgefallen, dass Coleman der einzige SEAL war, dem eine vorzeitige Entlassung gewährt wurde. Ist das ungewöhnlich?«
Der General zögerte einige Augenblicke. »Üblich ist es nicht, aber es werden immer mal wieder Ausnahmen gemacht.«
»Wissen Sie, warum er die vorzeitige Entlassung bekam?«
Erneut überlegte der General einige Sekunden, und Irene Kennedy spürte, dass sie ein heikles Thema angesprochen hatte.
General Heaney räusperte sich schließlich und fragte: »Irene, wissen Sie über Operation Snatch Back Bescheid?«
»Ja, ich habe bei der Beschaffung von Nachrichtendienstmaterial für die Mission mitgearbeitet.«
Einige Sekunden sprach keiner ein Wort. McMahon hatte keine Ahnung, worum es ging, aber nach dem Ton zu schließen, in dem Heaney und
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