Das Ultimatum
seinem Job war. Und das war auch der zweite Grund, warum er keinen großen Ehrgeiz zeigte. Er liebte seinen Job. McMahon galt innerhalb des FBI als der beste Ermittler in Mordfällen. Seine große Stärke war, dass er sich nicht wie ein Roboter an die vorgegebenen Regeln hielt. Es kam oft vor, dass ihn andere Agenten irgendwo im Land bei ihren Ermittlungen zu Rate zogen. In all den Jahren beim FBI hatte McMahon immer wieder miterlebt, wie großartige Agenten ihre Talente vergeudeten, indem sie sich in bequeme Schreibtischjobs befördern ließen. Das konnte einem Skip McMahon nicht passieren. Er hatte Roach schon vor vier Jahren, als sein Freund Direktor wurde, eines ganz unmissverständlich klar gemacht: »Wenn du mich von der Straße holst und an irgendeinen Schreibtisch setzt, nehme ich noch am selben Tag meinen Hut.«
Bevor er in die Limousine des Direktors stieg, rief er noch Kathy Jennings, einer Agentin, die unter seinem Kommando arbeitete, etwas zu. Jennings sprach gerade mit einer Gruppe von Agenten, die alle die am Tatort üblichen blauen FBI-Windjacken trugen. Sie wandte sich von der Gruppe ab und ging zu ihrem Mentor hinüber. Ihr langes rotbraunes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie grüßte den Direktor höflich und wandte sich dann McMahon zu.
McMahon holte tief Luft und teilte der jungen Agentin mit, dass er so bald wie möglich wieder zurück sei, ehe er eine ganze Liste von Details aufzählte, die sie überprüfen sollte. »Sorgen Sie dafür, dass jeder Polizist im Umkreis von dreihundert Meilen den Auftrag bekommt, die Augen nach mehreren Männern offen zu halten, die in typischen amerikanischen Autos unterwegs sind. Sie sollen jeden festnehmen, der ihnen auch nur in irgendeiner Weise verdächtig vorkommt, und warten, bis jemand von uns da ist. Sorgen Sie auch dafür, dass die Täterprofile an alle Polizeidienststellen gefaxt werden. Wenn Sie das erledigt haben, sehen Sie nach, wie es unseren Teams mit den Überwachungsvideos der Flughäfen geht. Und wenn sich irgendetwas ergibt, rufen Sie mich sofort an.«
Kathy Jennings nickte und sah ihrem Chef hinterher, der auf dem Rücksitz des langen schwarzen Wagens Platz nahm.
Auf der Fahrt schilderte McMahon seinem Chef die Details rund um Fitzgeralds Tod. Der Direktor war bereits telefonisch über die Ermordung von Koslowski und Downs informiert worden. Die Fahrt von Georgetown ins Weiße Haus dauerte nicht einmal zehn Minuten. Als sie ins Gelände des Weißen Hauses einfuhren, fragte Roach: »Wie stehen die Chancen, dass wir die Kerle erwischen, bevor sie untertauchen?«
»Wir haben an allen Straßen, die aus der Stadt führen, Kontrollpunkte eingerichtet, wir beobachten jeden Flughafen im Umkreis von dreihundert Meilen, und Navy und Küstenwache nehmen alle Boote und Schiffe in der Gegend unter die Lupe.«
»Wie stehen also die Chancen?«
»Nun«, antwortete McMahon stirnrunzelnd, »mein Gefühl sagt mir, dass wir unsere Zeit verschwenden. Das haben absolute Profis getan. Sie haben entweder sofort das Land verlassen oder sich irgendwo verkrochen, wo sie erst einmal abwarten, bis sich die Lage beruhigt hat.«
»Du hast wahrscheinlich Recht. Aber wir müssen bei dieser Sache wirklich Acht geben – sonst sitze ich nächstes Jahr vor einem Ausschuss und muss mir ein paar unangenehme Fragen von irgendwelchen Besserwissern gefallen lassen, die ihren Wählern zeigen wollen, dass sie mehr wissen als der Direktor des FBI.« Roach hielt einige Augenblicke inne, ehe er weitersprach. »Außerdem dürfen wir nicht vergessen, wie das damals mit den Kerlen war, die die Bombe im World Trade Center gezündet haben. Wer hätte gedacht, dass sie so dumm sein könnten, sich die Kaution für den Mietwagen zurückzuholen? Verbrecher sind nicht immer so schlau, wie wir denken.«
»Brian, man muss kein kriminelles Genie sein, um einen Van mit Sprengstoff im Parkhaus des World Trade Center abzustellen. Es gibt aber nicht viele Organisationen, die in der Lage wären, in einer Nacht drei Leute an verschiedenen Orten auszuschalten und dabei nicht die geringste Spur zu hinterlassen. Irgendwo eine Bombe hochgehen zu lassen – das kann jeder Idiot. Es ist viel schwieriger, so nahe heranzugehen, wie es in diesem Fall passiert ist.«
Roach dachte über McMahons Worte nach, während die Limousine zum Stillstand kam. Die Leibwächter des Direktors öffneten die Türen, und Roach wandte sich noch einmal an McMahon, ehe er ausstieg. »Bevor wir
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