Das Ultimatum
über die aktuellen Ereignisse kennen würde. Schließlich kommt es nicht jeden Tag vor, dass ein Abgeordneter und zwei Senatoren ermordet werden.«
Michael überlegte kurz, ob er seine Ansicht eher vorsichtig formulieren sollte, beschloss dann aber, ihr ohne Umschweife darzulegen, wie er die Dinge sah. »Also, Liz, wenn ich es in aller Kürze ausdrücken soll – ich finde, Koslowski, Downs und Fitzgerald waren so ziemlich das Letzte. Sie standen für alles, was mit dieser Stadt nicht in Ordnung ist.«
»Okay, das war deutlich genug.«
»Weißt du, mir gefällt es auch nicht besonders, dass da jemand herumläuft und irgendwelche Politiker erschießt, aber ich frage mich allen Ernstes, ob uns die Mörder damit nicht einen großen Gefallen tun.«
»Nun ja, ich fürchte, es gibt gar nicht so wenige, die deine Ansicht teilen. Hast du denn gar keine Angst, dass es diese Terroristen irgendwann auch auf dich abgesehen haben könnten? Ich meine, schließlich bist du auch Abgeordneter.«
»Nein«, antwortete Michael entschieden. »Es gibt größere Kaliber als mich. Außerdem bin ich mir nicht so sicher, ob das wirklich Terroristen sind.«
»Was sollten sie denn sonst sein?«, fragte Liz überrascht.
»Nun, wie heißt es so schön – was für den einen ein Terrorist ist, kann für den anderen ein Freiheitskämpfer sein. Diese Leute haben keine unschuldigen Zivilisten getötet.« O’Rourke hielt einige Augenblicke inne, ehe er mit leiser Stimme hinzufügte: »Wenn es keine weiteren Toten gibt und diese Gruppe ihre Forderungen durchsetzen kann, dann ist das Ganze vielleicht das Beste, was diesem Land seit der Bürgerrechtsbewegung widerfahren ist.«
»Aber wenn es stimmt, was der Präsident behauptet, dann ist dieser Brief vielleicht nur ein Täuschungsmanöver.«
»Bitte, Liz, du bist doch Journalistin«, erwiderte Michael. »Du müsstest doch am besten wissen, dass man kein Wort von dem glauben kann, was Stevens sagt. Das Weiße Haus versucht natürlich mit allen Mitteln, die Vorfälle für seine Zwecke auszunützen – dabei haben sie nicht die geringste Ahnung, wer dahintersteckt. Weißt du, heute hätte ein großer Tag für den Präsidenten und seine Anhänger sein sollen. Sie wollten das Budget durchbringen, aber stattdessen werden zwei Senatoren und ein Abgeordneter ermordet. Dann kommt ein Brief, in dem klipp und klar steht, dass Stevens seine Politik ändern soll, wenn er nicht der Nächste sein will. Ich sage dir, Liz, das ist ein Albtraum für diese Leute. Sie treiben ihre parteipolitischen Spielchen schon seit vielen Jahren. Vor jeder Wahl versichern sie uns, dass sie etwas gegen die Verschwendung unternehmen werden, dass sie Steuersenkungen für die Mittelschicht durchsetzen wollen und ein ausgeglichenes Budget zustande bringen werden. Sie sagen einfach alles, nur um gewählt zu werden, aber wenn sie dann im Amt sind, geht es im alten Trott weiter: Die Ausgaben steigen weiter, und die Steuern werden nicht gesenkt.«
Liz Scarlatti schüttelte lächelnd den Kopf.
Michael sah sie fragend an. »Was ist denn?«
»Ich glaube, ich bin ein wenig schockiert. Ich hätte erwartet, dass du als Mr. Law and Order diese Morde verurteilst. Ich meine, schließlich bin ich die Liberale von uns beiden. Normalerweise sollte eher ich es sein, die solche anarchistischen Tendenzen billigt.«
»Das hat nichts mit Anarchie zu tun, Liz. Es mag eine Art Revolte sein, aber um Anarchie geht es sicher nicht.« Mit einem Lächeln fügte er hinzu: »Außerdem solltest du als Journalistin immer neutral bleiben, oder?«
Special Agent McMahon saß in dem großen Konferenzzimmer am Kopfende des Tisches. Der Raum hatte sich mittlerweile zur Kommandozentrale der laufenden Ermittlungen entwickelt. Der Präsident hatte soeben seine Rede an die Nation beendet, doch McMahon starrte immer noch ungläubig auf den Fernsehschirm. Es gefiel ihm gar nicht, was er soeben gehört hatte. Er griff zum Telefon und wählte die Nummer von Roachs Büro.
Nach mehrmaligem Klingeln meldete sich der FBI-Direktor. »Hallo.«
»Was, zum Teufel, hat das zu bedeuten?«, fragte McMahon geradeheraus.
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete Roach.
»Hat irgendjemand von uns gesagt, dass wir den Brief für eine gezielte Fehlinformation halten?«
»Nein«, antwortete Roach frustriert.
»Und du hast ihnen auch nicht versprochen, dass wir die Kerle schnappen werden, nicht wahr?«
»Skip, du weißt genau, dass ich so etwas nie sagen würde.«
»Verdammt noch
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