Das Ultimatum
beiden jungen Leute das Haus betraten. Er blickte in alle Richtungen, um zu sehen, ob den beiden jemand gefolgt war.
Als Michael und Liz ins Haus eintraten, sprang O’Rourkes Labrador Duke von seinem Platz auf dem Küchenfußboden auf und kam über den Flur gelaufen. Liz ließ Michael los, um den aufgeregten Hund zu begrüßen.
»Hallo, Duke. Wie geht’s dir denn? Ich hab dich schon vermisst.« Liz tätschelte ihn und kraulte ihn im Nacken, während der fünfunddreißig Kilo schwere Labrador mit dem Schwanz wedelte. O’Rourke begrüßte ebenfalls den Hund, der seit sieben Jahren die Wohnung mit ihm teilte, und tätschelte ihn am Kopf.
»Wo ist denn dein Ball, Duke?«, fragte Liz und blickte sich um. »Los, hol deinen Ball.« Duke lief sogleich los, um seinen Ball zu suchen.
Michael nahm Liz die Jacke ab und hängte sie auf. »Hey«, sagte er, »mach ihm keine allzu großen Hoffnungen. Ich habe Wichtigeres zu tun, als mit ihm Ball zu spielen.«
»Ach, sei doch nicht so, Michael, er war den ganzen Tag allein im Haus. Er muss auch mal ein wenig Dampf ablassen.«
»Tim war zu Mittag da und ist mit ihm hinausgegangen. Außerdem habe ich bedeutend mehr Dampf abzulassen als Duke, das kannst du mir glauben«, erwiderte Michael und legte lächelnd beide Arme um ihre Taille.
»Nun mal langsam, großer Junge. Du bekommst schon noch früh genug, was du brauchst.«
»Ich werd dich dran erinnern, falls du’s vergisst.«
»Das wird nicht nötig sein, keine Bange«, entgegnete Liz, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Im nächsten Augenblick kam Duke angesaust und legte seinen blauen Ball vor die beiden hin. Sie ignorierten ihn und küssten sich weiter, bis Duke schließlich laut zu bellen begann. Liz ließ Michael los und hob den Ball auf. Sie wedelte damit ein paar Mal vor Duke hin und her und warf ihn dann durch den Flur.
O’Rourke gab ihr einen Klaps auf den Hintern und stieg die Treppe hinauf. »Ich lass schon mal das Bad ein. Wenn du mit Duke fertig bist, könntest du vielleicht eine Flasche Wein holen und zu mir raufkommen.« Liz lächelte ihm zu und nickte.
Oben im ersten Stock ging O’Rourke über den kurzen Flur zu seinem Arbeitszimmer. Er ließ den Blick über seine CD-Sammlung schweifen und nahm schließlich eine CD von Shawn Colvin heraus, die Liz besonders mochte. Nachdem er sie in den CD-Player eingelegt hatte, trat er ans Fenster, schaltete das Licht aus und blickte auf die dunkle Straße hinunter. Der junge Abgeordnete dachte an einen Jagdausflug, an dem er vor fast einem Jahr teilgenommen hatte. Damals hatte er ein dunkles Geheimnis preisgegeben, das Senator Fitzgerald betraf und bei dem es um eine schockierende Tatsache ging. Zum ersten Mal seit den drei Morden fragte sich Michael, ob der Mensch, dem er das Geheimnis anvertraut hatte, dazu fähig wäre, Fitzgerald, Koslowski und Downs zu töten. Die Antwort auf seine Frage war für ihn ziemlich eindeutig – und sie lautete ja.
Der Killer blickte zu der dunklen Gestalt hinauf, die dort oben im ersten Stock am Fenster stand. Die Fenster des Wagens waren einen Spaltbreit geöffnet, damit er hörte, was draußen vor sich ging. Einige Minuten lang suchte er die Straße nach Passanten und Autos ab, die ihm in den vergangenen Nächten nicht aufgefallen waren. Er bewegte sich kaum; nur seine Augen huschten hin und her, um mit Hilfe der Spiegel die Umgebung abzusuchen. Schließlich ließ er den Motor an und fuhr los. Er hatte genug gesehen.
10
Roach und McMahon saßen im Oval Office und warteten auf Präsident Stevens, Stabschef Garret und die eventuellen weiteren Teilnehmer an der Sitzung. Es war fast Viertel nach zwölf, und es war noch niemand gekommen, seit ein Secret-Service-Mann sie um zwölf Uhr eingelassen hatte. Die beiden FBI-Männer saßen jeder auf einer Couch beim Kamin. Sie hatten noch kein Wort gesprochen, seit sie hier waren. Der Präsident und Garret führten irgendetwas im Schilde; Roach war sich nicht sicher, was es war, doch solange er es nicht wusste, würde er sich äußerst vorsichtig verhalten.
Der Präsident und sein Stabschef saßen währenddessen zusammen mit Hopkinson, Speaker Basset, Senator Lloyd Hellerman sowie einem halben Dutzend Sekretären und Beratern an dem großen Konferenztisch im Cabinet Room, um eine Medienstrategie auszutüfteln, die ihnen helfen sollte, das Beste aus der schwierigen Situation zu machen. Die meisten Anwesenden waren sich sehr wohl bewusst, dass in der Bevölkerung derzeit
Weitere Kostenlose Bücher