Das Ultimatum
ein weit verbreitetes Misstrauen gegenüber den Politikern herrschte, doch sie hatten nicht gedacht, dass die Situation so dramatisch war. Die ersten Umfrageergebnisse waren geradezu erschreckend. Laut USA Today waren fast vierzig Prozent der Ansicht, dass das Land ohne Fitzgerald, Koslowski und Downs besser dran sei.
Als Garret die Umfrageergebnisse hörte, lachte er nur. »Warten wir mal ab«, meinte er, »wie die Zahlen am Montag aussehen.« Dass er so zuversichtlich war, lag nicht zuletzt daran, dass nach der Ansprache des Präsidenten sein Telefon nicht mehr aufgehört hatte zu klingeln. Die Amerikaner liebten Verschwörungstheorien. Sie würden die Geschichte, dass der Brief lanciert worden war, um das FBI auf eine falsche Fährte zu locken, bereitwillig glauben. Die berüchtigte Washingtoner Gerüchteküche und die Medien würden das Ihre dazu beitragen, dass sich die Ansicht, die Täter würden irgendeinen dunklen Plan verfolgen, in den Köpfen der Menschen festsetzte. Der Sprecher des Repräsentantenhauses Basset und Senator Hellerman hatten bereits angebissen; sie hatten Garret heute Morgen in seinem Büro aufgesucht, um ihn zu fragen, ob man schon Näheres über die wahren Hintergründe des Briefes wisse. Garret erzählte den beiden Männern, dass er auch nicht informiert sei; die Behörde, die ihnen die Information gegeben habe, würde jedoch bereits der Spur nachgehen. Der Stabschef versicherte ihnen, dass sie es als Erste erfahren würden, wenn es etwas Neues gäbe.
Einer der Sekretäre trat an das Ende des Tisches, an dem der Präsident und Garret saßen, und erinnerte sie schon zum dritten Mal daran, dass Direktor Roach im Oval Office wartete. Der Präsident blickte auf seine Uhr; es war 12:20. »Stu, ich glaube, wir haben sie lange genug warten lassen«, stellte er fest.
Garret nickte. »Ja, Sie haben wahrscheinlich Recht.« Der Stabschef sagte den anderen, dass sie bald wieder da sein würden, und verließ zusammen mit dem Präsidenten den Raum. Bevor sie ins Oval Office gingen, holten sie noch Mike Nance von dessen Büro ab.
Der Präsident trat zuerst in sein Büro ein, gefolgt von Garret und Mike Nance. Roach und McMahon erhoben sich, um das Staatsoberhaupt zu begrüßen. Stevens ging zu den beiden Männern hinüber und schüttelte ihnen die Hand. »Gentlemen, ich muss mich entschuldigen, dass ich mich verspätet habe, aber hier geht es im Moment ziemlich hektisch zu. Bitte, nehmen Sie doch Platz.« Alle fünf Anwesenden setzten sich. »Nun«, fuhr der Präsident fort, »hat das FBI seit gestern irgendetwas Neues herausgefunden?«
»Wir haben die ersten Ergebnisse der Autopsien«, antwortete Roach. »Special Agent McMahon hat Kopien mitgebracht und wird die Berichte mit Ihnen durchgehen, wenn Sie möchten.«
Garret lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Nicht nötig, lassen Sie sie einfach hier – wir sehen uns die Berichte später an.« Garret blickte zu McMahon hinüber und streckte die Hand aus, um die Dokumente von dem Special Agent entgegenzunehmen.
McMahon sah ihn an und reichte die Unterlagen schließlich Mike Nance, der neben ihm auf der Couch saß. Nance behielt ein Exemplar und gab die beiden anderen an den Präsidenten weiter. Stevens behielt seine Kopie und reichte Garret das letzte Exemplar. Der Stabschef riss Stevens das Papier fast aus der Hand und legte es in seine Mappe. »Was haben Sie sonst noch für uns?«, fragte Garret, ohne Roach oder McMahon anzusehen.
Direktor Roach nickte McMahon zu, der Nance drei weitere Papiere reichte. »Wir haben drei Zeugen«, berichtete der FBI-Direktor, »die den Mann gesehen haben, der allem Anschein nach Senator Downs im Park ermordet hat. Wenn Sie auf die dritte Seite blättern, finden Sie eine Skizze des mutmaßlichen Täters. Wie Sie sehen, ist die Skizze nicht sehr detailliert. Keiner der Zeugen hat den Mann gut erkennen können, außerdem hat er eine Baseballmütze getragen.«
»Was werden Sie mit der Skizze machen?«, wollte der Präsident wissen.
»Nun, auf der Grundlage von Dr. Kennedys Theorie würde ich zuerst die Personalakten unserer Sondereinsatzkräfte durchgehen.«
Der stets so ruhige Mike Nance beugte sich vor und räusperte sich. »Ich finde, dass wir Dr. Kennedys Theorie vorerst für uns behalten sollten. Es gibt keinerlei Beweise dafür, und für die Medien wäre es ein gefundenes Fressen, wenn sie erfahren, dass das FBI Angehörige der amerikanischen Streitkräfte verdächtigt. Außerdem würde
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