Das Ultimatum
Forderungen nicht ernst genommen hat. Wir sind keine Terroristen. Wir töten keine unschuldigen Zivilisten – ja, wir haben sogar einige Mühe aufgewendet, um das zu vermeiden. Wir stehen auch nicht, wie das Weiße Haus die Medien glauben lässt, hinter einer Verschwörung, deren Ziel der Sturz des Präsidenten ist. Wir sind eine Gruppe von Amerikanern, die genug haben von der ganzen Korruption und dem Dilettantismus, der in Washington vorherrscht.
Wir haben den Politikern die Chance gegeben, die Reformen, die sie versprochen haben, auf friedliche und demokratische Weise umzusetzen. Sie haben das nicht getan, also mussten wir eingreifen. Stellen Sie uns nicht noch einmal auf die Probe, sonst sehen wir uns gezwungen, noch mehr Politiker gewaltsam aus ihren Ämtern zu entfernen. Wir verfügen über die entsprechenden Möglichkeiten, um jeden einzelnen Abgeordneten, jeden Senator und sogar den Präsidenten zu töten – und wir sind fest entschlossen, dies auch zu tun, falls es nötig sein sollte.
Wir gewähren Ihnen einen Waffenstillstand und geben Ihnen den Rest der Woche Zeit, um Koslowski, Downs, Fitzgerald und Basset zu beerdigen. Danach erwarten wir, dass die Verantwortlichen unverzüglich jene Reformen in Angriff nehmen, die wir ihnen dargelegt haben.«
14
Es war noch hell draußen, als Harry Dorle den Secret-Service-Checkpoint passierte und seinen Wagen vor dem West Wing des Weißen Hauses abstellte. Als er ausstieg, fragte er sich zum hundertsten Mal, wie es der Attentäter geschafft hatte zu entkommen. Die Polizei hatte die Umgebung des Tatorts innerhalb weniger Minuten hermetisch abgeriegelt. Alle Personen, die aus dem qualmenden Bürogebäude evakuiert worden waren, wurden vom FBI und Secret Service eingehend befragt, und es hatte sich gezeigt, dass sie tatsächlich alle dort arbeiteten. Das Haus war mit Hilfe von Hunden durchsucht worden, doch man hatte nichts und niemanden gefunden. Was für eine Scheiße, dachte Dorle bei sich. Ich habe dreiundzwanzig gute Jahre gehabt – und jetzt das.
Als er zum Eingang kam, öffnete ihm Jack Warch die Tür. »Harry, es tut mir Leid … wirklich.« Warch war Dorles Nachfolger als Verantwortlicher für das Sonderkommando zum Schutz des Präsidenten. Die beiden Männer kannten einander schon fast so lange, wie sie für den Secret Service arbeiteten.
Dorle nickte dankend, ohne Warch in die Augen zu sehen. Warch geleitete ihn hinein, und die beiden Männer gingen, ohne ein Wort zu sprechen, zum Roosevelt Room. »Jack«, fragte Dorle schließlich, »ist der Präsident da drin?«
»Nein, er ist drüben im Wohntrakt und spricht mit Mrs. Basset.«
Dorle blickte zu Boden und schüttelte den Kopf. Warch legte seinem Freund die Hand auf die Schulter. »Harry, es war nicht deine Schuld.«
Dorle blickte zu ihm auf. »Ja, ja, ich weiß.«
Als sie eintraten, ging Stu Garret auf und ab und sprach mit Alex Tracy, dem Direktor des Secret Service. Mike Nance saß allein am anderen Ende des Tisches und verfolgte das Gespräch zwischen Garret und Tracy Der Stabschef drehte sich um und blieb stehen, als Warch und Dorle eintraten. Einige Augenblicke war es still im Raum.
Es war Direktor Tracy, der als Erster sprach. »Gentlemen, bitte setzen Sie sich.« Alle Anwesenden nahmen Platz – nur Garret blieb stehen. Direktor Tracy wandte sich Dorle zu. »Harry, sind Sie okay?« Dorle nickte wortlos. Tracy sah ihn einige Augenblicke an, ehe er fragte: »Harry, kennen Sie Stu Garret und Mike Nance schon?«
»Nein.«
Erneut folgte peinliche Stille, während Dorle darauf wartete, dass Nance oder Garret etwas sagte. Schließlich trat der Stabschef an den Tisch. »Agent Dorle«, begann er, »wir sind den ganzen Nachmittag über den aktuellen Stand informiert worden – wir wissen also im Wesentlichen, was passiert ist. Was wir nicht wissen und was ich wirklich gern wissen würde, ist, wie es passiert ist«, fügte der Stabschef angriffslustig hinzu.
»Was meinen Sie damit – wie es passiert ist?«, fragte Dorle.
»Ich werde Ihnen sagen, was ich damit meine. Ich will wissen, wie der Sprecher des Repräsentantenhauses, der drittmächtigste Mann in diesem Land, am helllichten Tag ermordet werden konnte, während er von einem Dutzend Secret-Service-Agenten und Polizisten umgeben war.« Garret beugte sich vor, legte beide Hände auf den Tisch und starrte Dorle an, während er ungeduldig auf eine Antwort wartete.
Dorle sah Garret an und erkannte augenblicklich, wie diese Sitzung ablaufen
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