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Das Ultimatum

Das Ultimatum

Titel: Das Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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war vielmehr mit einem teuren schwarzen Anzug mit Seidenkrawatte bekleidet. Der Reporter machte seine Kollegen auf diese bemerkenswerte Tatsache aufmerksam, worauf man sofort der Frage nachging, wer der Unbekannte war. Einige Minuten später, als der Trauerzug vor den Toren des Weißen Hauses ankam, verkündete CBS, dass Senator Olson von dem Abgeordneten O’Rourke begleitet wurde, der ebenfalls aus Minnesota kam. Die Kameras richteten sich sofort auf den gut aussehenden jungen Mann, und die Verantwortlichen der anderen Sender beeilten sich, mehr über den unbekannten Abgeordneten herauszufinden.
    Der Trauerzug kam vor dem Weißen Haus zum Stillstand, und die vier Särge wurden von den Soldaten in den East Room getragen und auf vier schwarze Katafalke gelegt. Im Raum drängten sich ausländische Staats- und Regierungschefs, Botschafter, Richter des Obersten Bundesgerichts sowie einige ausgewählte Senatoren und Abgeordnete. Die Angehörigen der Verstorbenen saßen in den ersten Stuhlreihen. Als Olson und O’Rourke eintraten, waren keine Sessel mehr frei, deshalb stellten sie sich ganz hinten zu den anderen, die keine Plätze bekommen hatten. Nachdem die Soldaten hinausgegangen waren, erhob sich der Parlamentsgeistliche und sprach ein langes Gebet für die Seelen der vier Toten. Danach erhob sich Präsident Stevens und sprach überraschend kurz und persönlich zu den Anwesenden. Er betonte die Bedeutung des Gebets in einem so tragischen Augenblick und wies darauf hin, wie wichtig es sei, den Angehörigen der Verstorbenen in dieser Stunde der Trauer beizustehen. Nach ihm meldeten sich noch einige Senatoren und Abgeordnete zu Wort, die so manchen berührenden persönlichen Moment erwähnten, aber ebenso wie der Präsident jede politische Aussage vermieden.
    Keiner der anwesenden Politiker sprach das Thema an, das sie alle beschäftigte – aus Angst, das gleiche Schicksal zu erleiden wie die vier Männer, die tot in ihren Särgen lagen. Senator Olson war der Letzte, der sich zu Wort meldete, und er sprach nur zu den Angehörigen seiner toten Kollegen.
    Danach wurden die mit amerikanischen Fahnen bedeckten Särge aus dem East Room getragen und in vier schwarze Leichenwagen gelegt, die sie zur Andrews Air Force Base bringen würden. Dort würde man sie in vier C-141B Starlifter verfrachten, mit denen die Toten in ihre Heimatstaaten geflogen wurden.
    Als sich die Anwesenden erhoben, um den Raum zu verlassen, nahm sich Präsident Stevens noch Zeit, jedem einzelnen Angehörigen sein Beileid auszusprechen. Senator Olson wandte sich, bevor er hinausging, noch O’Rourke zu. »Michael, ich muss noch kurz mit dem Präsidenten sprechen. Möchtest du mich begleiten?«
    O’Rourke sah zuerst seinen Freund an und blickte dann zum Präsidenten hinüber. »Nein, ich warte hier.«
    Olson fragte sich, wie schon so oft, warum sich Michael wohl entschlossen hatte, in die Politik zu gehen. »Hast du ihn schon persönlich kennen gelernt?«
    »Nein.«
    »Nun, dann komm mit.« Olson schickte sich an wegzugehen und winkte dem Präsidenten zu.
    »Ich habe keine Lust, mit ihm zu sprechen. Ich warte draußen.«
    Der sture Blick des jungen Mannes sagte Olson, dass es zwecklos gewesen wäre, ihn noch einmal aufzufordern. Der Senator nickte und ging zum Präsidenten hinüber.

16
    Es war bereits dunkel, als O’Rourke seinen dunkelgrünen Chevy Tahoe vor dem Haus parkte, in dem Liz Scarlatti ihre Wohnung hatte. Er hatte sich um fünfunddreißig Minuten verspätet, doch er freute sich schon sehr, sie zu sehen, und sprang rasch die Treppe hinauf. Wenn er mit Liz zusammen war, konnte er immer alles andere aus seinen Gedanken verbannen und sich entspannen. O’Rourke klopfte an die Tür, und im nächsten Augenblick öffnete sie. Anstatt ihn wie gewöhnlich mit einem Kuss zu begrüßen, drehte sie sich um und ging in die Wohnung zurück. Michael überlegte, was er getan haben könnte, dass sie so verärgert war. Er verspätete sich fast immer, also konnte es das wohl nicht sein. Er folgte ihr über den Flur und in die Küche.
    »Liz, ist alles in Ordnung?«
    Liz gab keine Antwort, sondern rührte in dem Nudeltopf um, der auf dem Herd stand.
    Michael legte die Hände auf ihre Schultern und drehte sie zu sich herum. Er sah die Tränen in ihren Augen und wollte sie in die Arme nehmen, doch sie trat einen Schritt zurück.
    »Was ist denn los?«
    »Du weißt es wirklich nicht, was?«, fragte sie mit zitternder Stimme.
    O’Rourke sah sie an und schüttelte

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