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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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Isaac leidet an einer unheilbaren Krankheit. Und er braucht deine Unterstützung.«
    Ich fing an zu weinen. Ich fühlte Dr. Enderbys Hand auf meiner Schulter. Wenn meine Körperbeherrschung mich in diesem Moment nicht im Stich gelassen hätte, hätte ich sie weggestoßen. Ich wollte sie da nicht haben. Ich fühlte mich verraten.
    »Was können wir für ihn tun?«, fragte ich schließlich. »Dr. Bradshaw meinte, er könne ihm Levodopa geben, was möglicherweise die Neurodegeneration aufhalten könne. Oder wenigstens die Symptome bekämpfen.«
    »Möglicherweise«, sagte Dr. Enderby, »aber es ist wahrscheinlicher, dass es nicht hilft. Darauf muss man vorbereitet sein. PSP ist sehr schwer zu behandeln.«
    »Also gut. Was gibt es noch?«
    »Mit Physiotherapie erzielt man gewöhnlich die besten Resultate. Bei den Sehstörungen wird das natürlich nicht helfen, aber es sollte einige der motorischen Fehlfunktionen auffangen, wenigstens für eine Weile.«
    »Aber was ist mit einer richtigen Behandlung? Mit anderen Medikamenten …?«
    »Alex, Dr. Bradshaw hat euch sicherlich alle Möglichkeiten genannt. Ich fürchte, ich kann dir nichts anderes sagen. Es gibt keine Wundermittel.«
    »Aber es werden doch ständig irgendwelche neuen Erkenntnisse gewonnen, nicht wahr? Die Neurologie hat doch in den letzten Jahren unglaubliche Fortschritte gemacht, mehr als im gesamten vorigen Jahrhundert. Das haben Sie mir selbst gesagt.«
    »Das stimmt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass in fünfzig Jahren – vielleicht schon in zwanzig – dieser Bereich der Medizin nicht mehr wiederzuerkennen ist. Ich habe keine Zweifel, dass eines Tages alle neurologischen Störungen genauso leicht behandelt werden können wie die Masern. Aber so weit sind wir noch nicht. Es tut mir leid. Ich weiß, dass du im Augenblick etwas anderes hören möchtest.«
    »Aber es muss doch irgendetwas geben! Was ist mit den neuen Behandlungsmethoden, die noch in der Testphase sind? Neue Medikamente, denen noch die Zulassung fehlt? Es spielt keine Rolle, ob sie noch nicht auf dem Markt sind!«
    »Alex, du weißt, was ich weiß. Wenn es noch etwas gäbe, würde ich es dir sagen.«
    Ich fing wieder an zu zittern. Ich versuchte, meine Atmung unter Kontrolle zu halten, aber es gelang mir nicht.
    »Alex?«, sagte Dr. Enderby. »Alex, schau mich bitte an.«
    Ich sah zu ihm hoch.
    »Weißt du, womit du Isaac in den nächsten Monaten wirklich helfen kannst? Sei einfach nur da für ihn. Sei sein Freund. Respektiere und unterstütze ihn in seinen Entscheidungen. Das wird ihm viel bedeuten. Mir ist klar, dass es eine schreckliche Situation ist, in der du dich da befindest – besonders in deinem Alter –, aber ich weiß auch, dass du damit zurechtkommen wirst. Im Augenblick sieht es für dich vielleicht nicht danach aus, aber du hast viel Kraft in dir. Und Isaac ebenso. Ich habe nur ein paar Mal mit ihm telefoniert, aber ganz ehrlich: Es scheint mir so, als ob er mit seiner Lage außergewöhnlich gut umgeht. Trotzdem braucht er deine Freundschaft und deine Hilfe. Was er nicht braucht, ist ein Freund, der sich in Stücke reißt auf der Suche nach einer Lösung, die nicht existiert. Er hat akzeptiert, was ihm bevorsteht. Und du musst das auch tun.«
    »Er hat so viel Schreckliches erlebt«, sagte ich.
    »Ja, ich weiß.«
    »Ich denke, deshalb hält er sich so tapfer.«
    »Da könntest du recht haben.«
    »Aber deshalb ist es auch so unfair! Er sollte nicht auch noch so etwas durchmachen müssen.«
    »Nein, das sollte er nicht. Niemand sollte das durchmachen müssen. Aber sich an diesem Gedanken festzubeißen, bringt überhaupt nichts. Das weißt du selbst, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Manchmal scheinen sich der Zufall und die Umstände zu einer himmelschreienden Ungerechtigkeit zusammenzurotten. Und wir müssen uns damit abfinden. Mehr können wir nicht tun.«
    »Ja. Auch das weiß ich.«
    »Sicher, das tust du«, sagte Dr. Enderby, »und das musst du auch. Zu verstehen und zu akzeptieren, dass man eine unheilbare Krankheit hat, bedeutet nicht, sich zum Sklaven dieser Krankheit zu machen. Aber es ist der erste Schritt, den man tun muss, wenn man sein Leben fortsetzen möchte. Und ich glaube, genau das versucht Isaac gerade. Er will das Beste aus der Zeit machen, die ihm noch bleibt. Dabei müssen wir ihn unterstützen.«
    Ich wischte mir über die Augen und nickte.
    »Werden Sie es ihm sagen?«, fragte ich. »Ich meine, dass ich mit Ihnen geredet habe, obwohl er mich darum gebeten

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