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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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gehört. Zwischen der ersten und der zweiten lag etwa eine Minute Stille. Die erste, sagte sie, hörte sich an wie ein weit entfernter Gewehrschuss oder vielleicht eine Fehlzündung. Die zweite klang, als würde das Dach einstürzen. Das obere Stockwerk war völlig verwüstet – ein Trümmerfeld aus heruntergefallenen Bildern, zerbrochenem Glas und verstreut herumliegendem Nippes aus der Vitrine, die gegenüber der Treppe stand. Die Badezimmertür war zu, aber nicht verschlossen. Ich lag auf dem Boden in einer Pfütze aus Blut und Porzellansplittern. Meine Mutter sagte, dass es vermutlich ihr Schreien gewesen sei und nicht die Explosion, das Mr. und Mrs. Stapleton, unsere ältlichen Nachbarn, aufscheuchte, woraufhin beide im Laufschritt zu uns eilten. Es war gut, dass sie kamen, denn ich vermute, meine Mutter war viel zu hysterisch, um einen Krankenwagen zu rufen.
    In den folgenden zwei Wochen wich sie kaum von meiner Seite. Sie bestand darauf, im Krankenhaus zu übernachten. Die Schwestern mussten ein Bett in mein Zimmer fahren, nachdem sie deutlich gemacht hatte, dass sie zur Not auch auf dem Boden schlafen würde, falls das Krankenhaus nicht in der Lage sei, ihr ein anständiges Bett zu besorgen. So, wie sie es erzählte, klang es ziemlich peinlich. Glücklicherweise lag ich da noch im Koma. Um die Wahrheit zu sagen, war ich zu diesem Zeitpunkt völlig weggetreten. Ich sah, fühlte und hörte rein gar nichts. Aber diese medizinische Tatsache wischte meine Mutter mit einer einzigen Handbewegung beiseite.
    »Ich habe jeden Tag mit dir geredet«, sagte sie zu mir. »Ich wusste, dass ein Teil von dir mich noch immer hören konnte.«
    »Ich glaube nicht, dass ich dich hören konnte«, sagte ich – bestimmt zum hundertsten Mal.
    »Doch, ein Teil von dir konnte mich hören«, beharrte meine Mutter.
    »Aber ich kann mich nicht erinnern , dich gehört zu haben«, widersprach ich.
    Meine Mutter stieß ein leises Glucksen aus. »Natürlich kannst du dich nicht daran erinnern. Du warst im Tiefschlaf. Und wir erinnern uns nicht an Dinge, die geschehen, wenn wir tief schlafen, nicht wahr? Das heißt aber nicht, dass du mich nicht trotzdem hören konntest.«
    Ich runzelte die Stirn. Irgendwie ergab das für mich keinen Sinn, aber andererseits traf das auf die meisten Ereignisse des vergangenen Monats zu.
    Ganz oben auf der Liste dieser Ereignisse stand natürlich der eigentliche Unfall. Ich kannte die Fakten, wusste, was mir widerfahren war – von meiner Mutter, von Mr. und Mrs. Stapleton und den Sanitätern, die mich besuchen kamen, nachdem ich aufgewacht war –, aber das war trotzdem nur sehr wenig. Man hatte den Brocken gleich gefunden, na ja, er war ja auch nicht zu übersehen, aber niemand wusste mit Sicherheit, ob er mich tatsächlich getroffen hatte. Einer der Sanitäter sagte mir, es sei viel wahrscheinlicher, dass ich von einem Splitter getroffen worden sei oder von einem Stein aus der Zimmerdecke. »Wenn dich der Brocken erwischt hätte«, sagte er, »würden wir dieses Gespräch jetzt vermutlich nicht führen.«
    Zu meiner Enttäuschung stützte Mr. Stapleton, der den Brocken als Erster angefasst hatte, diese Theorie. Er hatte ihn aufgehoben, und er meinte, dass er zwar nur so groß sei wie eine Orange, seiner Schätzung nach aber mindestens vier oder fünf Pfund wiegen müsste, was etwa so viel ist wie eine Zweiliterflasche Cola light. » DAS DING WAR SO SCHWER WIE BLEI «, schrie er. (Mr. Stapleton schreit immer, weil er fast völlig taub ist.) Als ich ihn fragte, wie der Brocken aussähe, erklärte er mir, er sei » SCHWARZ UND KOMISCH GEFORMT, WIE GEGOSSEN «. Aber diese Beschreibung reichte mir bei Weitem nicht aus.
    »Was meinen Sie?«, fragte ich. »Wieso gegossen?«
    » STIMMT. GESTERN HAT’S WIE AUS EIMERN GEGOSSEN «, nickte Mr. Stapleton.
    » NEIN, ICH MEINE DEN BROCKEN. WIESO HAT DER AUSGESEHEN WIE GEGOSSEN ?«
    » WEGEN DER FORM, ALS OB ER VON AUSSERIRDISCHEN GEMACHT WORDEN WÄRE .«
    Ich war begierig darauf, den Brocken zu sehen, aber als ich meine Mutter danach fragte, meinte sie, jemand hätte ihn schon vor Wochen mitgenommen.
    »Wer?«, wollte ich wissen.
    Meine Mutter zuckte mit den Schultern. »Ich weiß gar nicht genau, wer sie war. Sie meinte, sie sei Wissenschaftlerin. Dr. Monica Irgendwas. Ich war viel zu durcheinander, um mich um so etwas zu kümmern. Sie stand vor der Tür, als ich gerade einen Koffer für das Krankenhaus packte.«
    »Aber wer war sie? Woher kam sie? Und wohin hat sie den

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