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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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es unhöflich ist, jemanden nicht anzuschauen, der mit einem redet, aber ich konnte nicht anders. Ich war wie gebannt. Ich starrte diese Tasche mit einem so brennenden Blick an, dass ich Angst hatte, sie würde in Flammen aufgehen.
    »Dr. Weird …«, setzte ich zögerlich an. Es war mir ein bisschen peinlich, sie als »Dr. Seltsam« anzusprechen, auch wenn das ihr Name war.
    »Ähm, Alex, ich heiße Dr. Weir .«
    »Oh.«
    »Aber du kannst mich Monica nennen, wenn du willst.«
    »Dr. Weir«, sagte ich, »haben Sie meinen Eisen-Nickel-Meteor in dieser Tasche?«
    Dr. Weir lächelte nachsichtig. »Was ich in dieser Tasche habe, Alex, ist dein Eisen-Nickel- Meteorit . So nennen wir ihn, wenn er auf der Erde ankommt. Man nennt ihn nur dann einen Meteor, wenn er noch in der Erdatmosphäre brennt. Und davor, wenn er noch im Weltall fliegt, heißt er Meteoroid. Möchtest du deinen Meteoriten anfassen?«
    »Unbedingt.«
    Er war tatsächlich etwa so groß wie eine Orange, hatte aber eine merkwürdige Form – spitz zulaufend an dem einen Ende, wo er von dem ursprünglichen Stoßkörper abgespalten worden war, und am anderen Ende gewölbt durch die glühende Hitze beim Eintritt in die Erdatmosphäre. An der spitzen Seite waren kleine Risse und mindestens ein Dutzend winziger Krater, wie die Fingerabdrücke von einem Außerirdischen. Dr. Weir hielt ihn sehr vorsichtig in beiden Händen und drückte ihn an ihre Brust, als wäre er ein empfindliches und verschrecktes Tier. »Pass auf, Alex«, sagte sie. »Denk daran, dass er viel schwerer ist, als er aussieht.«
    Ich hielt meine Hände zu einer flachen Schale geformt vor mich hin. Auf das Gewicht war ich vorbereitet, nicht aber auf die Kälte. Meine Hände, auf denen ich gesessen hatte, waren noch immer warm, und der Eisen-Nickel-Meteorit fühlte sich an, als ob er frisch aus dem Kühlschrank käme.
    »Der ist ja eiskalt!«, keuchte ich. »Ist er so kalt, weil er aus dem Weltraum kommt?«
    Dr. Weir lächelte wieder. »Er hat Zimmertemperatur, Alex. Er fühlt sich nur so kalt an, weil er so extrem leitfähig ist. Er entzieht deinen Händen die Wärme. Was seine Herkunft betrifft: Nun, darüber haben wir relative Gewissheit. Er stammt vermutlich aus dem geschmolzenen Kern eines großen Asteroiden, der durch eine Kollision vor Milliarden von Jahren zerstört wurde. Weißt du, was ein Asteroid ist?«
    »Asteroide sind riesige Brocken im Weltraum«, sagte ich. »Der Millenium Falke musste durch ein ganzes Asteroidenfeld fliegen, um Darth Vaders Sternzerstörer zu entkommen.«
    Dr. Weir nickte begeistert. »Ja, das stimmt. Aber das war in einer weit entfernten Galaxie. In unserem Sonnensystem kreisen die meisten Asteroiden, und davon gibt es viele Millionen, in einem breiten Gürtel zwischen Mars und Jupiter um die Sonne.«
    Nun zeichnete Dr. Weir für mich ein detailliertes Diagramm, das die Sonne, die Planeten und den Asteroidengürtel zeigte. Es sei nicht maßstabsgerecht, meinte sie, aber für unsere Zwecke würde es genügen.
    »Also, Alex. Wie du sehen kannst, kommen diese Asteroiden normalerweise nicht in die Nähe der Erde. Aber gelegentlich werden sie aus ihrer ursprünglichen, festen Umlaufbahn geschleudert. Manchmal prallen sie zusammen wie Billardkugeln, und manchmal werden sie von Jupiters enormer Anziehungskraft eingefangen, und dann biegen sie auf einen neuen Weg um die Sonne ein. Wie du vielleicht weißt, ist Jupiter extrem massereich und hat ein sehr starkes Gravitationsfeld. Einige dieser eingefangenen Asteroiden schlagen irgendwann auf Jupiter ein, und manche werden so weit weggeschleudert, dass sie unser Sonnensystem ganz verlassen. Und einige – ein winzig kleiner Prozentsatz – werden zu Meteoroiden. Das bedeutet, sie werden in eine Umlaufbahn geworfen, die sie auf direkten Kollisionskurs mit der Erde bringt.«
    Dr. Weir malte eine kleine gepunktete Linie auf ihr Diagramm, die den hypothetischen Weg eines aus der Bahn geratenen Asteroiden darstellen sollte, der in die Umlaufbahn der Erde geraten war. Ich dachte, dass dies meiner Mutter gewiss gefallen hätte. Sie redete oft darüber, dass die Bewegungen der Planeten die Ereignisse auf der Erde beeinflussten, aber sie hatte mir nie erklärt, wie das funktionieren sollte. Dr. Weirs Erklärung war viel einleuchtender.
    »Allerdings«, fuhr Dr. Weir fort, »sind die meisten Meteoroiden, die mit der Erde kollidieren, winzig und verdampfen hoch oben in der Atmosphäre. Aber einige wenige – wie deiner – sind groß

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