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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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irgendeine billige Cola im Kühlschrank. Ist das okay?«
    »Kommt drauf an. Ist da Zucker drin?«
    »Ja, da ist Zucker drin.«
    »Schon gut, ich hole mir unten eine Cola light. Ich kann Cola trinken, aber nur ohne Zucker. Von Zucker wird mir ganz komisch.«
    »Du bist auch so schon komisch.«
    Darauf wusste ich nichts zu sagen. Ich ging nach unten in den Laden und holte mir eine Cola light aus meinem Vorrat im Lagerraum.
    Als ich zurückkam, hatte Ellie sich nicht umgezogen, aber sie hatte auf dem Tisch eine Ecke freigeräumt, wo ich mein Getränk abstellen konnte, und sie hatte den Fernseher auf stumm geschaltet. Es lief irgendeine von diesen trashigen Musikshows, wo die Sängerinnen sich winden und zucken wie Schlangen und die Männer sich ständig in den Schritt greifen und Karate-Kicks Richtung Kamera vollführen. Die meisten Musikvideos könnte sogar ein Orang-Utan verstehen. Aber ich glaube nicht, dass Ellie wirklich hingeschaut hatte, bevor ich gekommen war. Das war nicht die Art von Musik, die sie mochte. Aber sie war ein Mensch, der immer einen gewissen Aktionspegel im Hintergrund brauchte, um zu funktionieren. Das war vermutlich der Grund, warum sie nur den Ton abschaltete und nicht den ganzen Fernseher. Die zuckenden Bilder waren eine weitere Ablenkung, mit der ich fertigwerden musste, zusätzlich zu der im Raum verteilten Unterwäsche. Wegen dieser Ablenkung und der kurzen Unterbrechung mit der Cola fiel es mir schwer, gleich auf den Punkt zu kommen. Ich verlegte mich stattdessen auf Small Talk und hoffte, dass dies ein Türöffner für das eigentliche Gespräch sein würde.
    »Es ist schon interessant«, sagte ich, »wenn man bedenkt, dass in einer Zweiliterflasche normale Cola etwa fünfundsiebzig Teelöffel Zucker drin sind.«
    Ellie warf mir einen Blick zu, als hätte ich ihr gerade anvertraut, dass ich Schwimmhäute zwischen den Zehen hätte.
    »Das ist ungefähr so viel wie in einem mit Zuckerguss überzogenen Schokoladenkuchen von etwa zwanzig Zentimetern Durchmesser.«
    »Ja, Woods, das ist wirklich das Faszinierendste, was ich heute gehört habe.«
    »Ich wollte nur ein Gespräch in Gang bringen.«
    »Da brauchst du aber noch viel Übung. Aber kommen wir gleich zur Sache, okay? Wie geht’s deinem Freund? Ist er immer noch verrückt?«
    Manchmal war Ellie ziemlich clever, auf ihre eigene Art.
    Ich brauchte zehn Minuten, um zu erklären, dass Mr. Peterson nicht verrückt war – im eigentlichen Sinn des Wortes –, aber noch immer an Selbstmord dachte. Und solange dies der Fall war, hatte er keine Chance, aus der psychiatrischen Abteilung entlassen zu werden.
    »Also ist es vielleicht am besten, wenn er da bleibt«, spann Ellie den Faden weiter. »Ist es das, was du denkst?«
    »Nein, eigentlich nicht«, sagte ich. »Ich meine, vielleicht für den Augenblick, aber nicht auf lange Sicht.«
    »Wenigstens hat er im Krankenhaus Leute, die sich um ihn kümmern.«
    »So sieht er das aber nicht.«
    Ellie zuckte mit den Schultern. »Und wie siehst du das?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich. »In meinem Kopf geht es drunter und drüber. Es ist, als ob ständig ein Gedanke in den Mittelpunkt rücken will, aber aus irgendeinem Grund nicht kann. Aber ich glaube … Na ja, ich sehe heute die Dinge anders als noch vor einer Woche. Alles ist viel komplizierter geworden …«
    Ich verstummte und musste eine Weile nachdenken, ehe ich fortfahren konnte. »Ellie, ich habe niemandem davon erzählt: Weißt du, damals, als ich im Koma lag, nach dem Meteoriten …«
    Ich dachte, sie würde etwas sagen, aber sie nickte bloß und zündete sich eine Zigarette an.
    »Nun«, sprach ich weiter, »ich bin natürlich froh, dass ich wieder aufgewacht bin, aber gleichzeitig habe ich schon oft gedacht, dass es keine Rolle gespielt hätte, wenn es nicht so gewesen wäre. Jedenfalls nicht für mich. Verstehst du, was ich meine?«
    »Nein«, sagte Ellie.
    Ich dachte noch ein bisschen nach.
    »Okay«, sagte ich. »Sieh es mal so: Als ich im Koma lag, gab es nichts Schlimmes. Es gab überhaupt nichts. Ich habe nicht geträumt. Es war nicht dunkel. Die Zeit existierte nicht. Soweit es mich betrifft, existieren diese beiden Wochen nicht. Sie sind nie passiert. Und ich glaube, mit dem Tod ist es genauso. Der Tod ist nichts. Er ist nicht einmal eine Leere – jedenfalls nicht für den Menschen, den es betrifft. Verstehst du jetzt?«
    Ellie stieß eine lange Rauchfahne aus und sagte dann: »Wenn man tot ist, ist man tot. Schon ein

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