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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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eines Beweises die Behauptung stützte, brandmarkte die Regenbogenpresse ihn gleich als Pädophilen. Tote kann man nicht beleidigen, und ein paar Wochen lang flogen die Beschuldigungen nur so hin und her, bis sie mit einem Mal flügellahm wurden und sich der Fokus der Geschichte wiederum wandelte. Der Grund dafür war nicht in einem Mangel an Beweisen zu suchen; die Pädophilen-Hypothese war lediglich ein alter Hut geworden.
    Ein neuer Schuldiger geriet ins Visier der Schreiberlinge, diesmal die Klinik in der Schweiz und hier insbesondere Herr Schäfer, ihr Gründer und Leiter. Schließlich war auch ihm vorzuwerfen, dass er mir gestattet hatte, an dem assistierten Suizid teilzuhaben. Es wurde sogar angenommen, dass er mich geradezu ermutigt habe, aktiv an »dem Vorgang« mitzuwirken. Nachdem Herr Schäfer diese Vorwürfe ein paar Tage lang ignoriert hatte, ging er zum Gegenangriff über. Wenn auch nur der geringste Verdacht bestanden hätte, dass Zwang oder Manipulation im Spiel waren – was auch die Manipulation meiner Person mit einschloss –, wäre der Vorgang sofort abgebrochen worden.
    Aber für die Medien bestand kein Zweifel daran, dass man die Angelegenheit weiter untersuchen musste. Meine moralische Inkompetenz war bereits beschlossene Sache. Der nächste Schritt war zu beweisen, dass Mr. Peterson unzurechnungsfähig gewesen war, und diese Schlacht war schon zu neunzig Prozent gewonnen. Und wenn seine Taten nicht bereits Bände gesprochen hätten, so blieb noch der Umstand, dass er für sechs Wochen in die Psychiatrie eingeliefert worden war. Außerdem hatte er in Vietnam gekämpft, ein Krieg, der einen »dauerhaften Schaden« hinterlassen hatte. (Welcher Art dieser Schaden war, wurde nicht näher beleuchtet.)
    Herrn Schäfers Antwort auf diese Anklagen fiel knapp aus: Die Schweizer Behörden hatten sämtliche Dokumente gesichtet, die Aufzeichnungen gesehen und waren zu der Überzeugung gekommen, dass alle Beteiligten sich einwandfrei verhalten hatten, im Rahmen ihrer Verantwortung und im Vollbesitz ihrer geistigen Fähigkeiten. Nach Schweizer Gesetz lag keinerlei Vergehen vor.
    Es war ein Fehler, die Aufzeichnungen zu erwähnen. Wie Sie vielleicht wissen, ist es üblich, einen assistierten Suizid zu filmen, weil dies die sicherste Methode ist, um zu beweisen, dass es tatsächlich Selbstmord war. Aber die Presse war nicht in der Lage, diese einfache Tatsache zu kapieren, sondern sah das alles in einem ganz anderen Licht. Innerhalb kürzester Zeit verlangte das ganze Land lautstark, Herr Schäfer möge das »Todes-Video« veröffentlichen. Es liege im öffentlichen Interesse. Die Leute hätten das Recht, sich ihre eigene Meinung zu bilden. Dies sei die einzige Möglichkeit, die Sache zu einem Ende zu bringen.
    Ohne sich um die üblichen Höflichkeitsfloskeln zu scheren, meldete sich Herr Schäfer ein letztes Mal zu Wort. Sein Brief, der in einer Sonntagszeitung abgedruckt wurde, bestand nur aus einem einzigen Satz: »Mir ist bewusst, dass in Großbritannien einige Dinge anders gesehen werden, aber in der Schweiz ist es nicht üblich, dass Medien über Menschen zu Gericht sitzen.«
    Diese Aussage führte zu einer kleinen diplomatischen Krise und zog eine weitere Woche voller Schlammschlachten in den diversen Zeitungen nach sich. Aber dies war und blieb Herrn Schäfers letztes Wort in dieser Angelegenheit. Er hatte seinen Standpunkt klargemacht und beschlossen, an diesem Punkt aus der Diskussion auszusteigen.
    Und so blieb nur noch ich in der Schusslinie stehen.
    Es begann als leises Tröpfeln – eine Frage hier, ein Rätselraten um mein Motiv da –, und allmählich wandelte sich die allgemeine Wahrnehmung ein weiteres Mal. Ich benahm mich nicht so, wie sich ein Opfer benehmen würde. Meinen Reaktionen mangelte es an Glaubwürdigkeit. Und bald darauf gingen die »Enthüllungen« los: Ich war bereits in jungen Jahren okkulten Zeremonien ausgesetzt, hatte mich in der Schule durch Gewaltexzesse und Obszönitäten hervorgetan, und man munkelte, dass ich mich im Alter von fünfzehn Jahren einem merkwürdigen religiösen Kult angeschlossen hatte. Was vorher nur als soziales Unvermögen angesehen worden war, wuchs sich zu einer vollendeten Soziopathie aus, und all die Spekulationen über den Zustand meines Gehirns bekamen eine verstörende neue Bedeutung. Es sei sogar möglich, behauptete man, dass ich gar nicht in der Lage sei, Emotionen so zu empfinden wie normale Leute mit normalen Gehirnen.
    Natürlich wäre

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