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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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auf einem Schiff. Ich war zum allerersten Mal so weit von zu Hause weg. (Weiter als London war ich bislang nicht gekommen.) Anderthalb Stunden lang starrte ich Richtung Bug, beobachtete das schwarze Wasser, das unter mir brodelte und schäumte, und die Sterne, die vor meinen Augen in den Himmel stiegen. Ich war ungestört. Die wenigen anderen Passagiere waren alle unter Deck. Nichts lenkte mich ab; da waren nur das Rauschen des Meeres und die gemächliche Rotation des Himmels. Das Deck war nur ganz schwach beleuchtet; es war dunkel genug, um den breiten, silbrigen Bogen der Milchstraße sehen zu können, der über dem Heck im Sternbild Cassiopeia auftauchte, hoch über mir hinwegzog und dann in das Sternbild Schütze und ins Meer hinabstürzte. Der Saturn versank an Steuerbord in der Jungfrau, während Venus in den Fischen links oberhalb des Bugs auftauchte. Der flache Horizont gab dem Himmel eine ganz neue Symmetrie und Harmonie. Ich musste kurz an meine Mutter denken – ganz gewiss hatte sie eine unergründliche Theorie darüber, was dort oben vor sich ging. Aber das war nur eine Gedankenschwade, die wie Nebel kam und wieder verschwand. Die meiste Zeit dachte ich gar nichts. Ich schaute bloß zu und ließ meinen Geist von einem Eindruck zum nächsten gleiten, wie ein Schmetterling, der auf einer warmen Brise schaukelt.
    Mein Kopf war ein seltsamer Ort. Ich dachte nicht an das, was vor mir lag. Und alles, was jüngst geschehen war – im Laden und im Krankenhaus –, kam mir vor wie ein rasch verblassender Traum. Nur das Jetzt war real. Der Rausch der Flucht war vergangen, aber das freigesetzte Adrenalin schien meinen Körper reingewaschen zu haben. Ich war vollkommen ruhig und wachsam. Jedenfalls kam es mir so vor. Andererseits hatte ich seit unserer Abreise aus dem Krankenhaus acht Dosen Cola light getrunken, und ich konnte die Möglichkeit, dass ich dank dieser Maßnahme einen klaren Kopf behalten hatte, nicht ganz ausschließen. Aus welchem Grund auch immer, ich hatte jedenfalls kein Bedürfnis zu schlafen. Mehr noch: Ich glaubte nicht, dass ich überhaupt müde werden würde, bis wir nach Zürich kamen. Es ist schwer, diesen Geisteszustand zu erklären, ohne mich anzuhören wie meine Mutter, aber ich kann nur Folgendes dazu sagen: Es war mein Job, Mr. Peterson in die Schweiz zu bringen. Das war die Aufgabe, zu der ich bestimmt worden war. Und nachdem ich das erst einmal akzeptiert hatte, wusste ich, dass ich in der Lage sein würde, mich so lange zusammenzureißen, wie es nötig war. Wenn ich die tausendzweihundert Kilometer bis nach Zürich fahren musste, ohne zu schlafen, dann würde ich es tun. Wenn ich nach China oder Neuseeland oder auf die andere Seite des Mondes hätte fahren müssen, hätte ich auch das getan. Wir hatten ein Ziel, und ich würde uns dort hinbringen. So einfach war das.
    Ich war nicht müde, als wir den Hafen verließen, und ich war auch nicht müde, als wir bei Saint-Quentin von der autoroute abfuhren. Aber ich hatte einen Bärenhunger. In der Raststätte aß ich fünf Schokocroissants und spülte sie mit noch mehr Cola light hinunter, während Mr. Peterson ein Croissant verspeiste, das er erst in seinen Kaffee tunkte. Weil er starke Probleme beim Schlucken hatte, war es nicht leicht für ihn, trockene Speisen zu essen. Danach setzte er sich in den Wagen, ließ die Tür offen und rauchte einen Joint, während ich mich auf einem grasbedeckten Hügel niederließ und meditierte. Das Gras war ein bisschen feucht, aber ich hatte mir eine Decke um die Schultern gewickelt, um mich warm zu halten. Das stetige Rauschen des Verkehrs wurde zum Rhythmus meines Atems, hob und senkte sich und löste sich schließlich auf.
    So ging es weiter bis zur Schweizer Grenze: Wir fuhren jeweils anderthalb Stunden – etwa hundertfünfzig Kilometer weit – und hielten unterwegs auf Rastplätzen und in kleinen Ortschaften an, damit ich mir die Beine vertreten und Mr. Peterson rauchen konnte. Er rauchte in dieser zehn Stunden dauernden Fahrt quer durch Europa viel mehr als gewöhnlich. Er begründete das mit der Qualität meiner letzten Ernte – außergewöhnlich lieblich und mild; viel zu gut zum Wegwerfen –, aber ich dachte mir, dass möglicherweise mehr dahintersteckte. Ich kann nicht sagen, ob Mr. Peterson größere Schmerzen hatte, seit wir aus dem Krankenhaus geflohen waren, aber sein Körper bereitete ihm unübersehbares Unbehagen. Der Sturz hatte ihn erschüttert, und die folgenden zweieinhalb Tage,

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