Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)
höchstpersönlich wieder in sein Zimmer zu fahren, wenn es nötig sein sollte.
Ich stand wie zur Salzsäule erstarrt da. Ich sah, wie unser schöner Plan vor meinen Augen in sich zusammenfiel.
Schwester Fletcher verschränkte die Arme vor der Brust. »Mr. Peterson«, begann sie, »ich sehe, dass Sie sich aufregen, aber ich fürchte, Ihr Vorhaben steht überhaupt nicht zur Debatte. Die Ärzte haben Sie gründlich untersucht und uns entsprechende Anweisungen gegeben. Und diese Anweisungen waren unmissverständlich. Sie dürfen die Station nicht unbeaufsichtigt verlassen. Es tut mir leid, aber wir tun nur, was wir für das Beste halten.«
Alex, bitte gib das Schwester Fletcher ,kritzelte Mr. Peterson. Da die Zeit knapp wird und sie nicht die Absicht hat, mir zuzuhören, gebe ich dir hiermit die Erlaubnis, in meinem Namen zu sprechen. Bitte erkläre ihr, dass wir jetzt gehen. Und zwar sofort.
Ich reichte ihr den Zettel. Schwester Fletcher betrachtete ihn und zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid. Aber das ist unleserlich.«
»Da steht, dass ich in Mr. Petersons Namen sprechen soll«, sagte ich. »Er hat es satt, mit jemandem zu reden, der sich nicht dafür interessiert, was er zu sagen hat.«
Schwester Fletcher hob die Augenbrauen, um mir zu signalisieren, dass ich gerade eine Grenze überschritten hatte. Aber ich fuhr unbeirrt fort.
»Wir gehen jetzt«, sagte ich. »Mr. Peterson möchte nicht mehr länger hierbleiben. Er entlässt sich hiermit aus dem Krankenhaus.«
Schwester Fletchers Stimme war sehr ruhig und eiskalt. »Nein. Das geht auf gar keinen Fall. Er ist nicht in der Lage, irgendwohin zu gehen.«
»Ich fürchte, das ist nicht Ihre Entscheidung«, sagte ich. »Niemand kann darüber entscheiden, außer er selbst. Bitte holen Sie die Entlassungspapiere.«
»Junger Mann, ich weiß nicht, was für ein Spiel Sie glauben zu spielen, aber das hier ist eine sehr ernste Situation. Mr. Peterson geht nirgends hin. Sie können ihn nicht ohne Erlaubnis mitnehmen.«
Ich hielt ihrem Blick einige eiskalte Momente stand. Mr. Peterson drückte mir einen weiteren Zettel in die Hand.
Sag ihr, sie soll einen Arzt rufen.
»Was?« Das stand nicht im Drehbuch.
Mr. Peterson schrieb wie ein Besessener. Du musst darauf bestehen! Sie muss wieder hinter den Schreibtisch. Sobald sie den Hörer abgenommen hat, läufst du los.
Ich steckte den Zettel in meine Tasche.
»Er möchte, dass Sie einen Arzt rufen.«
»Wie bitte?«
»Bitte rufen Sie einen Arzt. Jetzt gleich.«
»Mr. Woods, mir reicht es jetzt langsam. Das ist kein Notfall, und ich werde nicht …«
»Das ist ein Notfall. Ihretwegen ist Mr. Peterson sehr erregt. Sie sagen, er kann das Krankenhaus nicht ohne die Erlaubnis eines Arztes verlassen. Und deshalb bitten wir Sie, jetzt einen Arzt zu rufen.«
Schwester Fletcher schloss die Augen und stieß die Luft durch ihre schmalen, verkrampften Lippen aus. »Wenn Sie bitte Mr. Peterson zurück in sein Zimmer und in sein Bett bringen würden, dann verspreche ich Ihnen, dass ich bei nächster Gelegenheit einen Arzt zu ihm schicken werde.«
Ich blickte Schwester Fletcher einige Sekunden lang an, ging dann ein paar Schritte rückwärts und parkte Mr. Petersons Rollstuhl parallel zum Schreibtisch der Anmeldung. Ich machte viel Aufhebens davon, wie ich die Fußbremse feststellte.
»Wir gehen nirgends hin«, sagte ich schließlich. »Gehen Sie ans Telefon, und bringen Sie in Erfahrung, wie lange es dauert, bis ein Arzt hier sein kann. Wenn die Antwort zufriedenstellend ist, wird Mr. Peterson erwägen, in sein Bett zurückzukehren.«
Ein paar entsetzliche Augenblicke lang schien es, als würde Schwester Fletcher hart bleiben. Während unserer Vorbereitung war zu keinem Zeitpunkt die Rede davon gewesen, aber ich glaubte tatsächlich, dass ich sie würde rammen müssen.
Und dann, ganz plötzlich, löste sie ihre vor der Brust verschränkten Arme und machte auf dem Absatz kehrt. »Also schön.« Die Klappe war oben. Sie stand wieder hinter ihrem Schreibtisch und griff nach dem Telefon. »Ich weiß jetzt schon, was der Arzt sagen wird. Aber wenn Sie darauf bestehen …« Sie tippte eine vierstellige Nummer ein. Vorsichtig und unbemerkt löste ich die Fußbremse. »Ja, hallo. Hier spricht Schwester Fletcher, Station 6B. Ich brauche hier einen …«
Ich rannte los.
Die Doppeltür hielt uns weniger als drei rasende Herzschläge lang auf. Ich jagte um eine Neunziggradkurve, stemmte mich mit den Beinen gegen den Schwung des
Weitere Kostenlose Bücher