Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
Vom Netzwerk:
I will have one of our porters attend to you immediately. In the meanwhile, there are just a few forms that perhaps you would be willing to complete?«
    »Ja. Das wird kein Problem sein.«
    Dieses merkwürdige Ping-Pong-Gespräch ging noch eine Weile so weiter. Die Weigerung des Mannes, Deutsch zu sprechen, verstand ich als eine Art obskure Hoteletikette, die mir nicht einleuchtete. Seine leichte Nervosität sah ich als Reaktion auf meinen übereifrigen Akzent, den ich mir aus Kriegsfilmen entliehen hatte. Aber als ich dem Rezeptionisten den Rücken kehrte, war ich mit meiner Leistung durchaus zufrieden; ich hatte mich verständigen können.
    Mr. Petersons Zimmer lag im ersten Stock und war sehr groß, mit einem hohen Bogenfenster und einem Balkon, der nach Westen hinaus auf den See ging. Es war später Nachmittag, und der ganze Raum war mit Sonnenlicht durchflutet, wie in einem schlecht gemachten Werbeprospekt, in dem die Fotografien so dermaßen überbelichtet sind, dass es in den Augen wehtut. Ich musste ein paar Sekunden warten, bis ich das Zimmer richtig begutachten konnte, aber meinem ersten Eindruck nach erfüllte es Mr. Petersons Wünsche voll und ganz. Es gab zwei breite Stühle mit hohen Rückenlehnen und eins von diesen merkwürdigen Sofas mit schmalen, kurzen Beinen und nur einer Armlehne. Zwischen den einzelnen Möbelstücken gab es viel Raum, um überall leicht hinkommen zu können, und in entgegengesetzten Ecken standen zwei Deckenfluter aus Edelstahl. An einer Wand hing das Gemälde einer unnatürlich langen und schlanken Frau mit einer unnatürlich langen und dünnen Zigarette, und an einer anderen war ein Spiegel aus fünf symmetrisch angeordneten Glasplatten angebracht – vier Trapeze und ein zentrales Pentagon. Er sah so aus wie die Art von Spiegel, die Superman in seiner Festung der Einsamkeit hätte haben können. Die ganze Dekoration folgte diesem merkwürdig geometrischen Design, und irgendwie wirkte alles sehr modern und sehr altmodisch zugleich. Selbst die chromfarbenen Haltegriffe im Bad sahen aus wie frisch modellierte Antiquitäten.
    Heilige Scheiße , schrieb Mr. Peterson.
    »Es sieht jedenfalls nicht aus wie ein Ort, an dem man auf den Tod wartet«, gab ich zu bedenken.
    Das stimmt.
    »Um ehrlich zu sein, finde ich, dass Herr Schäfer seinen Job ziemlich gut gemacht hat.«
    Der Mann hat offensichtlich Humor , schrieb Mr. Peterson.
    Mein Zimmer lag direkt gegenüber, auf der anderen Seite des Gangs. Es war ein »Standard-Einzelzimmer«, aber diese Dinge sind ja relativ. Es hatte zwar weder einen Balkon noch einen Seeblick, und es war etwa nur zwei Drittel so groß wie Mr. Petersons behindertengerechtes Zimmer, aber ansonsten war es eigentlich genauso eingerichtet. Es hatte ein Badezimmer, und in einer Ecke standen ein klobiger knallroter Sessel und ein Schreibtisch aus dunklem Holz mit einer Stehlampe daneben. Auf dem Schreibtisch thronte ein altmodisches Telefon mit einer Gabel und einer Wählscheibe, und an der Wand hing ein 28-Zoll-Flachbildfernseher mit vielen deutschen, französischen und italienischen Sendern, und auch mit MTV, CNN und BBC News. Hinter einer Tür des Schreibtischs verbarg sich die Minibar, gleich unter dem Safe. Darin standen vier Viertelliterflaschen mit Wein, die ich in den Kleiderschrank stellte, um Platz für sechs Dosen Cola light zu machen.
    Bis wir etwas gegessen hatten und ich es mir in meinem Zimmer gemütlich gemacht hatte, war es halb elf mitteleuropäische Sommerzeit. Ich rief Ellie an, die mich mit ihrem üblichen Überschwang begrüßte.
    »Scheiße, Woods!«, sagte sie. »Ich hab doch gesagt, du sollst mich nicht anrufen.«
    »Du hast gesagt, ich soll dich nicht anrufen, bevor ich nicht meine Mutter angerufen habe«, korrigierte ich sie. »Wir haben vor ein paar Stunden miteinander gesprochen.«
    »Ja, das ist mir bewusst. Ich musste ihr nämlich während des ganzen Telefonats die Hand halten.«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass es eine blöde Idee ist, sie anzurufen.«
    » Das war nicht die blöde Idee! Weißt du, dass sie erst vor einer halben Stunde nach Hause gegangen ist? So lange hat es gedauert, bis sie sich einigermaßen beruhigt hatte. Sie hat heute nicht mal den Laden aufgemacht.«
    Ich brauchte eine Weile, bis ich das verdaut hatte. Irgendwie war dies schwerer zu ertragen als das Weinen am Telefon, das ich mir vorher hatte anhören müssen. In den vergangenen sieben Jahren hatte meine Mutter ihr Geschäft kein einziges Mal nicht

Weitere Kostenlose Bücher