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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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überwältigendes Bekenntnis zu sein, aber ich war trotzdem froh, dass ich es gesagt hatte. Es war wichtig, also musste es gesagt werden.
    Danach wandten wir uns vom Blumenbeet ab und gingen zurück zum Haus.

14 Ein halber Monat Sonntage
    In den folgenden Wochen machte ich mir zunehmend Sorgen um Mr. Petersons geistige Gesundheit. Ich hoffe, ich habe klar dargestellt, dass ich mit Kurts Tod meiner Meinung nach so gut wie möglich umgegangen war – wenn man die Umstände in Betracht zog. Nach dem ersten Schock trauerte ich, grub das Loch und war am Ende ein ganzes Stück stärker. Aber Mr. Peterson … nun, bei ihm gab es nur diese leere Wand, ein stummes Durchleiden. Ich war mir nicht sicher, ob diese Reaktion gesund war.
    Mir fiel auf, dass er immer größere Mengen Marihuana rauchte. Er baute es unter zwei Reihen Natriumdampf-Hochdrucklampen im Dachgeschoss seines Hauses an – was meine ursprüngliche Befürchtung zerstreute, er würde mit seiner Drogensucht den Terrorismus finanzieren. Doch über die körperlichen Nebenwirkungen seiner Angewohnheit war ich mir noch nicht ganz im Klaren. Es hob seine Laune, aber nur kurzzeitig. Danach war er lustlos und in sich gekehrt. Er wurde träge und schwerfällig. Mehrmals sagte ich ihm, dass er vielleicht zu viel davon rauchte. Er gab mir folgende Antwort: »Scheiße, Junge – du bist anders als alle anderen Fünfzehnjährigen auf diesem Planeten!«
    Ich wurde erst in zwei Monaten fünfzehn, erwähnte diesen Umstand aber nicht. Mr. Peterson schien sich nie sicher zu sein, wie alt ich wirklich war. Und für seine Verhältnisse lag er diesmal mit seiner Schätzung sogar ziemlich gut.
    »Ich mache mir Sorgen, was es mit Ihrem Gehirn anstellen könnte«, versuchte ich ihm – durchaus vernünftig – zu erklären. »Ich weiß nicht, ob Ihnen das bewusst ist, aber Gehirnzellen sind nicht so wie Hautzellen oder Leberzellen. Sie regenerieren sich nicht. Leute mit vollkommen gesunden Gehirnzellen finden immer wieder Möglichkeiten, sie kaputtzukriegen, und ehrlich gesagt kotzt mich das an.«
    »Junge, ich rauche dieses Zeug seit vierzig Jahren«, erklärte mir Mr. Peterson. »Ich werde jetzt nicht damit aufhören, bloß weil du dir in den Kopf gesetzt hast, dass es irgendein schlimmes Laster ist.«
    »Ich habe nicht behauptet, es sei ein Laster«, konterte ich. »Ich habe bloß gesagt, dass es nicht gut für Sie ist.«
    »Scheiße! Nichts, was Spaß macht, ist gut oder gesund. Jedenfalls nicht so, wie du es verstehst. So viel du auch über das Gehirn weißt, vom menschlichen Geist hast du überhaupt keine Ahnung.«
    »Doch, habe ich«, widersprach ich, »und ich weiß, dass ein gesunder Geist ein gesundes Gehirn braucht.«
    »Tja, deine Ansichten über ein gesundes Gehirn sind ziemlich beschränkt«, behauptete Mr. Peterson. »Wir alle brauchen irgendeine Krücke.«
    Ich würde nicht noch einmal versuchen, Mr. Peterson für die Wunder der Meditation zu begeistern. Das hatte ich schon versucht, und ich war gescheitert. Er schien die Boot-Metapher überhaupt nicht zu verstehen. Aber für mich war es offensichtlich, dass er etwas anderes als Marihuana brauchte, um die Lücke zu füllen, die Kurt hinterlassen hatte.
    Wenn ich ihn darauf ansprach, weigerte er sich hartnäckig, sich einen neuen Hund anzuschaffen, jedenfalls nicht in absehbarer Zeit. Und ich denke, es war diese Einstellung, die mir wirkliche Sorgen bereitete. Vielleicht hatte Kurts Tod ihn schwerer getroffen, als er zugeben wollte. Immerhin war Kurt mehr oder weniger der einzige Gefährte gewesen, den er in den vergangenen drei Jahren gehabt hatte. Schwarz auf weiß sieht diese Tatsache sehr düster aus, aber es war die reine Wahrheit; daran ließ sich nichts ändern. Ohne Kurt würde er das Haus vermutlich noch seltener verlassen. Er würde ein einsamer Eremit werden.
    Möglicherweise ist es einem außenstehenden Betrachter nicht bewusst, aber das Ausführen eines Hundes ist auf dem Land eine sehr gesellige Angelegenheit. Bei einem ein- bis zweistündigen Spaziergang trifft man Dutzende von Leuten, und die Anwesenheit eines Tieres oder zweien schmiert die kommunikativen zwischenmenschlichen Räder wie kaum etwas anderes. Das Mindeste, was man zu hören bekommt, ist: »Hallo!« oder »Was für ein netter Hund.« Und die Leute, die man öfters sieht, bleiben manchmal stehen, um ein kleines Schwätzchen zu halten, sich nach dem Befinden zu erkundigen oder sich über das Wetter zu beklagen. Mr. Peterson würde diese

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