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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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Puddingklub – das ist ein Klub, in dem sich Leute regelmäßig treffen und neue Puddingrezepte ausprobieren. Aber er meinte, mein Aushang hätte viel interessanter ausgesehen, wegen der vielen Fragezeichen und der unkonventionellen Länge von etc.
    Gregory Adelmann war zweiunddreißig Jahre alt und ein freiberuflicher Restauranttester. Das bedeutete, dass er für seine Arbeit in Restaurants gehen, dort essen und danach sagen musste, was er von der Mahlzeit hielt. Er aß in allen Restaurants in Westengland – manchmal fuhr er bis nach Exeter. Unglücklicherweise sah sich Gregory Adelmann einem großen Handicap gegenüber: Er brachte es nicht fertig, eine schlechte Kritik zu schreiben. Und das ist für einen Restauranttester nicht unbedingt dienlich. Seine Mutter hatte ihm beigebracht, dass man besser gar nichts sagte, wenn man nichts Nettes zu sagen hatte. Sie hatte ihm ebenfalls beigebracht, nicht am Essen herumzumäkeln; immerhin gab es jede Menge Menschen auf der Welt, die Hunger litten. In gewisser Hinsicht hatte Gregory Adelmann also den falschen Beruf ausgewählt.
    Man merkte allerdings immer, wenn Gregory Adelmann ein Essen nicht geschmeckt hatte. Denn dann schrieb er in aller Ausführlichkeit über die Inneneinrichtung oder die Lage des Restaurants oder die Qualität der Parkplätze. Er erfand auch ein neues Wertungssystem, mit dem er es vermeiden konnte, unangenehme Dinge schreiben zu müssen. Es war ein Zehn-Punkte-System, bei dem fünf Punkte die schlechteste Wertung war. Fünf von zehn Punkten bei Greg Adelmann war etwa so wie einer von zehn Punkten bei anderen Kritikern. Vier von zehn Punkten kam einer Lebensmittelvergiftung gleich.
    Gregory Adelmann war ordentlich, gut erzogen, ein bisschen pummelig und Mr. Peterson zufolge so schwul wie eine Venusnacht lang ist (eintausendvierhunderteins Stunden). Aber das war lediglich seine persönliche Einschätzung. Sie werden sicher verstehen, dass ich aufgrund all der irreführenden Informationen, mit denen man in der Schule um sich warf, kein gutes Schwulenradar hatte.
    Eines kann ich Ihnen sagen: Es ist ein sehr merkwürdiges Gefühl zu beobachten, wie sich etwas entwickelt, das man selbst erschaffen hat – etwas, das man aus der Luft gezaubert und aus dem eigenen Gehirn geboren hat –, wie es Gestalt annimmt als eine lebendige, atmende, sich verändernde Einheit. Mit einem Erfolgsgefühl, wie es vielleicht ein Erfinder verspürt, beobachtete ich an jenem ersten Sonntag im Oktober die Ereignisse, die sich in Mr. Petersons Wohnzimmer entfalteten. Zwei Sofas und zwei kleinere Sessel waren zu zwei Halbkreisen angeordnet, einer mit dem Rücken zum Erkerfenster, der andere dem ersten gegenüber. Auf dem ausgeklappten Esstisch (den ich vorher hatte putzen müssen; er war seit Jahren nicht mehr ausgeklappt worden) standen Kaffee, Tee und Cola light. Alle schienen sich prächtig zu verstehen. Dr. Enderby war in ein Gespräch mit Sophie Haynes vertieft, Fiona Fitton lachte über etwas, das Barbara Blessed gesagt hatte, wobei Lächelfalten überall in ihrem Gesicht erstrahlten. Mrs. Griffith hatte Haferkekse gebacken und bot sie von einer Einweg-Kuchenplatte an.
    Ich stand etwas im Hintergrund und hielt meinen Eisen-Nickel-Meteoriten fest. Wie immer gab es mir ein Gefühl von Sicherheit, dieses sehr kalte, sehr dichte, viereinhalb Milliarden Jahre alte Stück Asteroid in den Händen zu halten – mich an etwas festhalten zu können, das sehr viel größer und bedeutender war als meine eigene Existenz. Mr. Peterson stand neben mir. Etwa eine halbe Stunde lang hatte ein Ausdruck der Verblüffung sein Gesicht geziert, aber mittlerweile war es wieder in seine übliche mürrische Grimasse übergegangen. Ich vermute, er hätte niemals damit gerechnet, dass jemand auftaucht, bis es an der Tür klopfte. Später sagte er zu mir, er hätte keine Ahnung, wie ich es geschafft hatte, so viele Leute zu einem derart esoterischen Leseklub zu überreden; er meinte, es müsse wohl etwas mit Naivität zu tun haben. Es braucht, so behauptete er, eine Menge Naivität, um so viele Menschen zu begeistern. Eine ziemlich lange Zeit hatte ich keine Ahnung, was er damit meinte.
    Die Säkulare Kirche des Kurt Vonnegut erfreute sich während der nächsten dreizehn Monate gleichbleibender Beliebtheit, aber über diese erste Zusammenkunft – und die zwölf, die folgten – gibt es wenig zu berichten. Das einzige Treffen, von dem ich Ihnen wirklich erzählen muss, ist das letzte. Der Grund dafür

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