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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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Naturwissenschaften und Mathematik. Nur, um ganz sicherzugehen.«
    Mr. Peterson holte mich in Bristol vom Bahnhof ab. Es war kurz nach halb neun. Etwa dreißig Minuten lang erzählte ich ununterbrochen von London. Ich hielt mich an keine zeitliche Reihenfolge. Ich erzählte ihm, wie überfüllt es auf dem Heimweg in der U-Bahn gewesen und wie riesengroß London war, wie viele Menschen es dort gab. Bristol passte schätzungsweise fünfzehnmal in London hinein. Ich erzählte von Dr. Weir, die gesagt hatte, dass ich am Imperial College aufgenommen werden könne, wenn ich weiterhin so gute Noten bekäme, und dass ich vermutlich Physiker werden wolle und nicht Neurologe, weil ich mithelfen wolle, die Weltformel – eine »Theorie von Allem« – aufzustellen, was als das höchste Ziel der modernen Kosmologie gelte und vermutlich erklären würde, wie das Universum beschaffen sei. Mr. Peterson meinte, das sei ein sehr erstrebenswertes Ziel. Aber das war auch schon ungefähr alles, was er sagte. Er war ein bisschen aus der Übung und empfand das Autofahren in der Stadt – selbst zu Zeiten, in denen wenig Verkehr herrschte – als sehr anstrengend. Und er war generell nicht gut darin, mehrere Sachen auf einmal zu machen. Rückblickend betrachtet, hätte ich den Mund halten sollen, damit er sich konzentrieren konnte. Ich war aufgedreht, wahrscheinlich weil ich zu viel Cola light getrunken hatte. Aus der Stadt herauszukommen, erwies sich als recht einfach. Ohne Schwierigkeiten fuhren wir auf die kurvige Bundesstraße, die nach Glastonbury und Wells führt. Mr. Peterson entspannte sich, und schließlich hatte auch ich alles erzählt, was es zu erzählen gab, und versank in einen Tagtraum über meine zukünftigen wissenschaftlichen Errungenschaften.
    Im Auto war es warm, und es gab nur wenig Verkehr. Die Sonne versank wie ein Leuchtfeuer im Rückspiegel, und ich merkte, wie mir vor lauter Entspannung die Augen zufielen. Von Zeit zu Zeit schreckte ich hoch und glitt dann wieder weg.
    Das Nächste, woran ich mich erinnern kann, ist der weiße Lieferwagen, der direkt auf uns zukam. Noch im Halbschlaf sah ich ihn klar und deutlich vor mir. Mr. Peterson nicht. Er fuhr gelassen in den Kreisverkehr ein, als ob er in einen leeren Parkplatz einbiegen würde. Der Lieferwagen war noch fünf Meter entfernt und kam schnurgerade auf uns zu.
    »Achtung! Bremsen!«, brüllte ich. Zu mehr blieb mir keine Zeit. Ich fühlte den seitlichen Aufprall wie eine kleine Detonation, die eine Schockwelle durch meinen Oberkörper fahren ließ. Die Welt verschob sich um fünfundvierzig Grad und kam dann taumelnd zum Stehen. Wir standen schräg im Kreisverkehr, mit der Wagenschnauze nach außen. Der Lieferwagen hatte ein paar Meter weit entfernt auf der inneren Fahrbahn angehalten.
    »Verdammt noch mal!«, fluchte Mr. Peterson. »Bei dir alles klar, Junge?«
    Ich nickte. Mein Herz machte schätzungsweise hundertachtzig Schläge in der Minute, aber zu meiner Überraschung konnte ich klar denken. Mir war, als hätte ich den Kopf in Eiswasser getaucht.
    Als wir ausstiegen, um den Schaden zu begutachten, kam mir alles unnatürlich hell und scharf konturiert vor. Auf der Straße prangten zwei Meter lange Bremsspuren, und ein paar Glas- und Plastikscherben von dem Scheinwerfer auf der Fahrerseite lagen verstreut. Die Motorhaube war leicht eingedellt. Kotflügel und Stoßdämpfer waren verbeult und ziemlich verschrammt, aber es war kein ernsthafter Schaden an Mr. Petersons Wagen entstanden. Der Lieferwagen, so stellte sich heraus, hatte lediglich eine kleine Delle zwischen Stoßstange und linkem Vorderrad, aber das war von unserer Position aus nicht zu erkennen. Ich konnte nur sehen, dass es ein weißer Transporter war, offenbar ein gewerblicher Lieferwagen. Auf der Seitentür stand: »Wir geben Ihrem Abfluss die Sporen!« Darunter befand sich das Bild eines Cowboys, der auf einem bockenden Pferd saß. Ich nahm an, dass der Fahrer ein Klempner war. Ich konnte ihn durch das Beifahrerfenster sehen, wie er wütend in Richtung einer kleinen Ausfahrt gestikulierte, die links von uns aus dem Kreisverkehr herausführte. Mr. Peterson und ich nickten. Dann startete der Mann den Motor, wendete den Lieferwagen und bog in die Ausfahrt ein. Nach zehn Metern stellte er den Wagen am Straßenrand ab. Mr. Peterson und ich stiegen wieder ins Auto und folgten ihm.
    Der Cowboy knallte die Fahrertür zu und schaffte es, sich nach einigen vergeblichen Versuchen eine Zigarette

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