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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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es sich um eine Abwärtsbewegung handelt oder die Gegenstände aus dem Hintergrund in den Vordergrund rücken. Ich vermute, das ist es, was Ihnen das Autofahren und Lesen erschwert. Aber worin der Grund dafür liegt, kann ich Ihnen leider nicht sagen. Das Problem könnte muskulär bedingt sein, aber das ist nur eine Vermutung. Sie sollten mit Ihrem Hausarzt reden.«
    »Vielleicht könnten Sie Dr. Enderby das nächste Mal fragen, wenn wir ihn sehen«, schlug ich später vor. Mr. Peterson ging nicht gern zu einem Arzt. Er zögerte Arztbesuche immer so lange es ging hinaus.
    »Ich brauche keinen Neurologen, Junge«, gab Mr. Peterson zurück. »Der Optiker meinte, es seien vermutlich die Muskeln. Ich bin nicht einmal davon überzeugt, dass es wirklich ein Problem ist. Es ist bloß das Alter. Wenn man älter wird, taucht immer mal wieder dies und das auf. Das wirst du auch irgendwann einmal merken.«
    »Aber der Optiker meinte, Sie sollten zu einem Arzt gehen«, beharrte ich. »Er meinte, er wisse nicht genau, was das Problem sei. Aber er sagte nicht, dass es kein Problem gebe.«
    »Ein kleines Problem.«
    »Soll ich für morgen einen Termin für Sie vereinbaren? Ich könnte Sie auch begleiten – wenn Ihnen das helfen würde.«
    »Ich brauche keinen, der mir das Händchen hält! Und ich kann sehr gut allein einen Termin ausmachen.«
    »Davon sehe ich aber gerade nichts«, sagte ich. Diesen Ton hatte ich von meiner Mutter gelernt, und er tat seine Wirkung.
    Mr. Peterson ging zum Telefon.
    Am folgenden Tag wiederholte Mr. Petersons Hausärztin den Sehtest und bat dann Mr. Peterson, einige einfache Übungen zu machen, bei denen es um die Hand-Auge-Koordination ging. Sie meinte anschließend, das Problem seien nicht die Muskeln.
    »Ich werde Sie an einen Neurologen überweisen«, sagte sie.
    Mr. Peterson fluchte ausgiebig. »Ich dachte, das sei ein kleines Problem. Es bereitet mir doch kaum Schwierigkeiten.«
    »Es ist schwer zu sagen, was genau dieses Phänomen verursacht«, erklärte ihm die Ärztin. »Aber es gibt einige neurologische Erkrankungen, die mit Symptomen einhergehen, wie Sie sie haben. Sie sind sehr selten, aber es ist sinnvoll, dem weiter nachzugehen. Nur, um ganz sicher zu sein.«
    »Wenn Sie nach Bristol in die Neurologie gehen, komme ich auf jeden Fall mit«, sagte ich zu Mr. Peterson, nachdem er mir erzählt hatte, was ihm die Ärztin gesagt hatte. »Immerhin war ich schon sehr oft da. Ich könnte Ihnen eine Hilfe sein.«
    »Das ist doch reine Zeitverschwendung«, prophezeite Mr. Peterson. »Ich habe nur irgendeine komische Augenmuskelsache. Das ist überhaupt nicht der Rede wert.«
    »Ich glaube, diese Beurteilung sollten Sie den Ärzten überlassen«, sagte ich.
    Mr. Peterson schnaubte. Aber er leistete keinen weiteren Widerstand mehr, und so begleitete ich ihn in der darauffolgenden Woche zu einem Neurologen, einem gewissen Dr. Bradshaw. Er kannte Dr. Enderby, und es stellte sich heraus, dass er auch von mir gehört hatte. Das erfuhr ich, nachdem ich mich vorgestellt und ihm erzählt hatte, dass ich seit fünf Jahren wegen meiner Epilepsie bei Dr. Enderby in Behandlung war. Dr. Bradshaw sagte mir, er sei mit meinem Fall vertraut – nicht mit den Einzelheiten, nur mit den allgemeinen Fakten. Jeder im Krankenhaus wusste darüber Bescheid.
    Dr. Bradshaw stellte Mr. Peterson eine Menge sehr konkreter Fragen über den Autounfall, und danach wollte er alles über Mr. Petersons Probleme mit seinem Bewegungsapparat wissen. Mr. Peterson musste ihm von seinem Bein erzählen – wie es durch eine Landmine der Vietcong verletzt worden und die Wunde dann brandig geworden war, was zu einer ernstlichen und dauerhaften Schädigung etlicher Nervenenden geführt hatte. Das war der Grund für sein Hinken.
    Dr. Bradshaw schrieb diese Informationen auf und dachte einige Sekunden nach. Dann fragte er: »Und wie war es in der letzten Zeit? Hat sich Ihre Mobilität generell verschlechtert?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste«, antwortete Mr. Peterson.
    »Was ist mit Ihrem Gleichgewichtssinn?«, fragte Dr. Bradshaw.
    »Ganz wunderbar«, sagte Mr. Peterson. »Ich habe mir schon überlegt, mit rhythmischer Sportgymnastik anzufangen.«
    »Sind Sie mal hingefallen?«
    »Ich stolpere hin und wieder. Nichts Ernstes.«
    »Und das Treppensteigen?«
    »Das war schon immer mühsam. Daran bin ich gewöhnt.«
    »Wie sieht es mit Ihrer Gemütslage aus? Haben Sie irgendwelche Stimmungsschwankungen bemerkt? Sind Sie vielleicht ungewöhnlich

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