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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Extence
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Nacht lang hier stehen und toben. Ich werde Ihnen einfach meine Versicherungsnummer aufschreiben, und wenn Sie diese erbsengroße Delle aus Ihrem Kotflügel haben entfernen lassen, schicken Sie eine Rechnung. Komm mit, Junge, wir sind hier fertig.«
    Mr. Peterson wandte sich zum Gehen. Ich folgte ihm. »Sie müssen sich mal Ihre verdammten Augen untersuchen lassen!«, schrie uns der Cowboy hinterher.
    »Kein Wunder, dass er allein arbeitet«, sagte Mr. Peterson zu mir.
    »Geht es Ihnen gut?«, fragte ich.
    »Klar geht’s mir gut. Das ist nur irgend so ein Arschloch, wie es sie überall gibt.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Wir geben ihm einfach die Versicherungsnummer, und dann nichts wie weg hier.«
    »Soll ich ihm die Nummer geben?«, bot ich an.
    »Wir beide werden ihm die Nummer geben.«
    »Passen Sie bloß auf, wohin Sie fahren«, warnte der Cowboy Mr. Peterson, als sie Adressen und Versicherungsdaten austauschten. »Versuchen Sie, keinen Unfall mehr zu bauen. Wenigstens heute.«
    »Es war mir wirklich ein Vergnügen, Sie kennenzulernen«, sagte Mr. Peterson.
    Ich sagte nichts.
    Der Cowboy spuckte noch einmal aus, stieg in seinen Lieferwagen, schlug die Fahrertür zu, wendete ruckelnd und gab dann Gas. Mit quietschenden Reifen und begleitet von einer Wolke aus Staub und Dieselabgasen brauste er davon. Ich rümpfte die Nase.
    »Arschloch«, sagte Mr. Peterson.
    Während ich zustimmen musste, dass die Sozialkompetenz des Cowboys zu wünschen übrig ließ, hatte er doch in einem recht: Mr. Peterson konnte diesen Lieferwagen nicht einfach übersehen haben. Das schien mir schlichtweg unmöglich zu sein.
    »Soll ich den Wagen vielleicht nach Hause fahren?«, fragte ich Mr. Peterson, als wir zum Auto zurückkamen. »Das wäre angesichts dessen, was passiert ist, vielleicht vernünftiger.«
    »Vernünftiger? Scheiße, wir sind einmal mit einem blauen Auge davongekommen. Ein weiteres Mal werde ich bestimmt nicht riskieren. Weißt du, was passiert, wenn uns die Bullen anhalten und sehen, wie der Wagen aussieht und dass du hinter dem Steuer sitzt? Dann sitze ich richtig in der Scheiße!«
    »Ich habe nur an unsere Sicherheit gedacht«, sagte ich. »Die sollte doch oberste Priorität haben, oder nicht?«
    »Wir sind völlig sicher! Ich bin nur eine Sekunde lang weggedriftet. Ich bin es nicht mehr gewohnt, so lange Strecken zu fahren.«
    »Sie haben nichts von ›wegdriften‹ gesagt«, erklärte ich. »Sie meinten, Sie hätten den Lieferwagen nicht gesehen . Das ist es, was mich beunruhigt.«
    »Ich weiß nicht, was genau passiert ist. Es war alles irgendwie verschwommen.«
    »Wörtlich oder im übertragenen Sinne?«
    »Herrgott noch mal! Es war ein Warnschuss, okay? Ich werde von nun an ganz besonders aufpassen. Bist du jetzt beruhigt?«
    »Nein«, sagte ich.
    Mr. Peterson ließ mich links liegen. Er startete den Wagen, wendete vorsichtig in drei Zügen und fuhr wieder in den Kreisverkehr ein.
    Nach ein paar Minuten sagte ich: »Mr. Peterson, wir sind uns darin einig, dass der Cowboy ein Arschloch ist. Darüber gibt es nichts zu diskutieren. Aber vielleicht sollten Sie wirklich Ihre Augen untersuchen lassen. Nur, um ganz sicher zu sein.«
    Mr. Peterson sagte nichts. Sein Blick war fest auf die Straße gerichtet.
    Ein Gedanke stieg in mir auf. »Mr. Peterson?«, sagte ich. »Das ist doch das erste Mal, dass Ihnen so was passiert, oder? Ich meine, Sie hatten doch vorher noch nie solche Probleme – beim Fahren, meine ich?«
    »Natürlich nicht!«, versicherte mir Mr. Peterson. Aber die Behauptung kam für meine Begriffe viel zu hastig aus seinem Mund.
    Ich machte mir Sorgen.

16 Zeitbeben
    Der Optiker war anfangs völlig ratlos. Mit Mr. Petersons Augen schien nämlich alles in Ordnung zu sein. Sie waren gut für sein Alter. Die Brillenstärke war korrekt. Es gab keine Anzeichen für grauen Star oder ein Glaukom – nichts, was das verschwommene Sehen und die Schwindelanfälle hätte erklären können, die er in den Wochen nach dem Unfall immer wieder erlebt hatte. Der Optiker konnte nur eine einzige Auffälligkeit entdecken, nämlich dass Mr. Peterson Schwierigkeiten hatte, seine Augen auf einen bestimmten Punkt zu fixieren.
    »Die Sache ist sehr spezifisch«, erklärte ihm der Optiker. »Den Blick auf unbewegte Gegenstände zu richten, bereitet Ihnen keine Probleme, und Sie können auch horizontalen Bewegungen folgen. Aber bewegte Gegenstände auf der vertikalen Achse zu fixieren, ist irgendwie schwierig für Sie, besonders, wenn

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