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Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Dunkeln herum, aber hier erfahren wir etwas über Menschen, die gestanden und ihre ganze Lebensgeschichte erzählt haben. Es sind Amerikaner darunter, Deutsche, Schweizer, sogar gebürtige Italiener, die aber in Amerika leben, außerdem Kanadier, Franzosen, Engländer…«
    »Die dargestellten Fälle sind sicher ganz anders, oder?«
    »Um ehrlich zu sein«, erwiderte der Maresciallo, »habe ich das zu Anfang auch gedacht. Inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher. Am meisten beschäftigt mich der Gedanke, wie viele Gemeinsamkeiten alle diese Fälle aufweisen. Uns hat man ja nicht das ganze Täterprofil gezeigt, das man von unserem Mörder angefertigt hat, das ist das Problem. Ich vermute, weil es nicht zum Verdächtigen paßt. Ich glaube auch, daß ich weiß, welcher entscheidende Aspekt nicht paßt. Sein Alter nämlich. Bacci hat die Fälle aufgelistet, die unserem am ähnlichsten sind. Der älteste Täter fing mit zwanzig an, der jüngste mit zwölf. Sie fangen an, wenn sie die Geschlechtsreife erlangt haben, nicht als Männer im mittleren Alter.«
    »Aber… welchen Schluß ziehen wir daraus in bezug auf Silvano?«
    Der Maresciallo besah sich die Liste. »Das weiß ich auch nicht. Wirklich nicht. Silvano ist Jahrgang 1935, er war also um die vierzig, als die verrückten Morde 1974 anfingen. Auf dem Höhepunkt der Mordserie war er fast fünfzig… Vielleicht ist er die einzige Ausnahme von dieser Regel, aber auch das Mädchen paßt nicht ins Schema.«
    »Welches Mädchen? Wovon reden Sie?«
    »Von der Tochter des Verdächtigen. Uns hat man abverlangt zu glauben, sie sei eines schönen Morgens, Jahre nach dem, was passiert ist, aufgestanden und habe beschlossen, ins Polizeipräsidium zu gehen und anzuzeigen, daß ihr Vater sie mehrfach vergewaltigt hat. Einfach so. Obwohl wir gesehen haben, daß sie heute kaum zwei Worte über diese Vorfälle herausbringt. Gut, das könnte sein, aber meiner Meinung nach wäre das dann der erste und einzige solche Fall in der Weltgeschichte. Und ein Serienmörder, der erst mit fünfzig anfängt wie unser Verdächtiger, wäre noch so eine Ausnahme. Denn alle Statistiken besagen etwas anderes.«
    »Und Silvano?«
    »Vierzig. In der Beziehung paßt er genausowenig, aber bei ihm liegt das Problem anders. Er hatte – wie der Verdächtige – alles andere als ein dürftiges Sexualleben, ganz gleich, welche moralischen Maßstäbe man anlegen will. Er war doch ganz offensichtlich ein sexueller Alleskönner, hatte Spaß an Frauen, Männern, Gruppen – und er war immer, immer derjenige, der das Heft in der Hand hatte, der das Geschehen bestimmte.«
    »Ich dachte, wir wollten Silvano beschuldigen«, warf Ferrini ein, »und jetzt verteidigen Sie ihn.«
    »Ich verteidige ihn nicht«, gab der Maresciallo zurück, »ich weigere mich nur, die Fakten so hinzubiegen, daß sie auf ihn zutreffen. Einen Unterschied gibt es schon. Ich denke… ich versuche einfach, an der Stelle weiterzugehen, wo Romola haltmachen mußte. Denn bis dahin war er ja schon gekommen, als man ihn aus dem Fall hinausdrängte, doch das muß nicht heißen, daß er dort stehenbleiben wollte.«
    »Das sehe ich auch so. Und trotzdem, 1968, das war Silvano. Und davon hätte sich Romola auch nie abbringen lassen.«
    »Nein, da geht es mir genauso. Eine Waffe, mit der man jemanden umgebracht hat, kann man auch nicht verkaufen. Wenn sie in andere Hände gelangte, muß sie gestohlen worden sein. Aber lassen wir mal die Waffe beiseite, da sind ja auch noch andere kleine Einzelheiten.«
    »Was für Einzelheiten?«
    »Die Mordopfer. Ihre Leichen wurden nach dem Mord voneinander gelöst. Das ist die Wiederholung eines sehr seltsamen und sehr speziellen Details aus dem Fall von 1968. Dann die Handtaschen, er hat in ihren Handtaschen herumgewühlt, hat Sachen rausgeholt – Geld hat er den Opfern aber nicht abgenommen. 1968 wurde das wenige Geld nicht genommen, das sich in der Handtasche befand, da waren sie hinter etwas Wichtigerem her. Und zu guter Letzt noch der Tatort. Es ist immer derselbe.«
    »Womit wir wieder bei Silvano angekommen wären! Guarnaccia, Sie drehen sich im Kreis.«
    »Keineswegs.«
    Der Maresciallo redete leise, als spräche er vor sich hin.
    »Deshalb kann es Silvano nämlich nicht sein. Es kann nur jemand sein, der will, daß wir dies annehmen. Jemand, der sich an 1968 erinnert, dessen Erinnerung aber nicht ganz korrekt ist. Oder vielleicht jemand, der das meiste über diesen Fall nur aus der Zeitung kennt und der,

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