Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
hatte den Brief kaum geöffnet, da drang der Hauch eines unverwechselbaren Parfüms in seine Nase, und er wußte Bescheid.
    Geduldig wartete der Maresciallo vor der Pizzeria Dante, aber von Ferrini war nichts zu sehen. Die Pizzeria befand sich an einer Häuserecke in der Nähe der Brücke, auf halbem Wege zwischen ihren jeweiligen Quartieren auf der zum Revier des Maresciallo gehörenden Seite des Flusses. Es war kalt, im Abendwind im Freien herumzustehen, doch der Maresciallo hatte keine Lust, allein hineinzugehen, und blieb deshalb, wo er war, schaute über die von Lampen erleuchtete Brücke und wartete auf Ferrinis federnden Schritt. Nichts.
    »Guarnaccia!«
    »Gütiger Himmel, wozu haben Sie denn Ihr Auto mitgebracht? Wir fahren doch nicht woandershin, oder?«
    »Nachher gehen wir ja noch zu Ihnen aufs Revier. Für Sie liegt es günstig, aber ich habe keine Lust, nachts um drei zu Fuß nach Hause zu gehen.«
    »Aber Sie werden keinen Parkplatz finden.«
    »Doch. Gehen Sie schon rein und suchen Sie uns einen Tisch.«
    Der Maresciallo tat, wie ihm geheißen.
    »Für zwei Personen? Ist Ihnen dieser recht?«
    »Ich denke schon.«
    Es sollte natürlich anders kommen. Ferrini kam breit lächelnd herein, der einzige, der zu dieser Abendstunde in Florenz einen Parkplatz auftreiben konnte, keine Frage.
    »Dante!« rief er sofort laut schallend aus, und der Besitzer der Pizzeria, ein Mann in den Fünfzigern, tauchte aus dem Nirgendwo auf. Um seinen Bauch spannte sich auffällig mit Markenlabels gespickte Designer-Lederkleidung, auf seinen feisten Fingern steckten schwere Ringe.
    »Wen haben wir denn da!«
    Er klopfte Ferrini auf den Rücken. »Nein, nein, die Herren sollen nicht hier sitzen. Setz sie an meinen Tisch.«
    »Wir müssen reden«, warf Ferrini warnend ein.
    »Na, dann redet. Ich esse nie vor zehn. Bevor ihr geht, setze ich mich für einen Augenblick zu euch, und wir trinken was Gutes. Sandro! Kümmere dich um die Herren und beeil dich, sie haben zu arbeiten.«
    Darauf folgten einige schnell und flüsternd mit dem Kellner gewechselte Worte, und Dante winkte ihnen zu und verschwand. Sandro kam mit einer Flasche und einem Korkenzieher. Die Flasche war staubig, und er stellte sie vorsichtig auf den Tisch und wischte sie ab. Der Maresciallo zog fragend eine Augenbraue hoch, aber Ferrini runzelte die Stirn und machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Mit anständigem Wein arbeiten wir genauso gut wie mit billigem. Außerdem«, fügte er hinzu, als Sandro eine Speisekarte holen ging, »kann ich einen alten Freund nicht kränken. Gut, bringen wir erst mal das Essen hinter uns, dann können wir weitermachen.«
    Der Maresciallo fügte sich. Sie hatten sich bei diesem Fall schon mehrmals getroffen, um miteinander zu reden, und aus einem unerfindlichen Grund gingen diese Zusammenkünfte immer zu neunzig Prozent für Essen und Anekdoten aus früheren Fällen Ferrinis drauf. Richtig zum Reden kamen sie nie vor elf Uhr, und manchmal wurde es gar Mitternacht. Diesmal, mußte der Maresciallo sich eingestehen, war er selbst schuld. Er hatte eine Einladung abgelehnt, bei Ferrini zu Hause mit der ganzen Familie zu essen, weil der ganze Abend über fröhlichem Geplauder hingegangen wäre. Umgekehrt konnte er Ferrini nicht einladen, da – wie ihm eingefallen war – Teresa am folgenden Tag nach Hause kam und er dann keine Zeit mehr hätte, die Küche noch einmal zu putzen. Er hatte vorgeschlagen, irgendwo in der Nähe einen Teller Spaghetti zu essen, aber, wie nicht anders zu erwarten, kannte Ferrini da ein Lokal… »Gut, was?«
    »Sehr gut – hören Sie, das ist ein ruhiges Eckchen…«
    Seine großen Augen schweiften durch den Raum. Es saß niemand so dicht neben ihnen, daß er ihr Gespräch mithören konnte. »Wir könnten ja schon mal anfangen, solange wir aufs Essen warten, und uns Mühe geben, daß es nicht drei Uhr wird.«
    »Wenn Sie meinen.«
    Ferrini sah nicht begeistert aus. Er ließ sich gern Zeit beim Essen.
    Der Maresciallo ließ nicht locker. »Mir geht der Mord von 1968 nicht aus dem Kopf. Ich bin es nicht gewohnt, einen Fall aus zweiter Hand anzugehen. Man kann ja schon davon lesen, was der und der gesagt hat, aber wenn man vor Ort ist, wenn man einem Menschen direkt in die Augen sieht, das ist etwas ganz anderes.«
    »Ja, ich weiß, worauf Sie hinauswollen, aber trotzdem denke ich, Romola hat in dem Punkt Klarheit geschaffen, Beweise hin oder her. Fabio Muscas muß etwas damit zu tun haben, sonst hätte er

Weitere Kostenlose Bücher