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Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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mich, ob mir Personen auf Flavios Grundstück aufgefallen seien. Flavio hatte der Polizei die Namen einiger Männer gegeben, die er verdächtigte, etwas gegen ihn zu planen. Diese Anzeige war später seine Rettung, denn er konnte kein Alibi vorweisen, das diese Bezeichnung verdient hätte. Er war in die Nähe von Como gefahren, um seinen Neffen heimzuholen, war dort oben aber in irgend etwas reingeraten und mußte weg. Und Sie können sich ja vorstellen, daß ein Mitglied dieser Familie kein Alibi war, sonst hatte ihn aber niemand gesehen.«
    »Er sollte Ihnen dankbar dafür sein. Aber was könnte er uns denn erzählen?«
    »Das weiß ich auch nicht im voraus, aber bestimmt kann er uns ein paar Einzelheiten über Familienmitglieder sagen, durch die wir ein etwas klareres Bild bekommen. Zum Beispiel über seinen Streit mit Silvano. Der hat ja ausgesagt, er hasse Flavio, weil dieser seinen Sohn verdorben habe. Aber mit welcher Begründung? Vielleicht kann Flavio uns sagen, ob Nicolino wirklich Silvanos Sohn ist und ob Nicolino das auch weiß? Außerdem ist da ja noch unser Freund… wie war sein Name gleich?«
    »Savaltore Angius? Oh, ja, der.«
    »Salvatore war nicht nur Silvanos Freund, er ist auch irgendwie mit ihm verwandt. Ich probier's mal. Darf ich Ihr Telefon benutzen?«
    »Um diese Zeit?«
    »Ich ruf doch nicht Flavio an, die Nummer hab ich gar nicht. Aber ich weiß, wer sie hat. Ein gewisser Capitano Frilli, ein Mann ganz nach meinem Geschmack. Ist vom Maresciallo aufgestiegen und hat mit mir die Offiziersschule besucht. Er ist genau in der Gegend, und er hat auch die Akte über Flavio.«
    »Trotzdem, es ist zwei Uhr!«
    »Um diese Zeit sieht er fern. Er schläft nachts nur zwei, drei Stunden, hat den Fernseher vor dem Bett und sieht sich Filme an, aber so leise, daß seine Frau nach dem Lesen einschlafen kann. Keine Sorge, sie stellen mich schon zu ihm durch.«
    Doch der Capitano war nicht im Bett und sah fern, und der Carabiniere, der das Telefon abnahm, war von dem Anruf auch nicht im mindesten überrascht. Überrascht war Ferrini.
    »Ich verstehe nicht ganz… Wie ist das möglich? Nein, nein. Sie müssen da etwas verwechselt haben. Wenn er vor Stunden jemanden erwartet hat, dann war nicht ich das. Aber egal, wo ist er denn jetzt? Aha. Hm. Nein, ich nicht. Erzählen Sie mal von Anfang an…«
    An Ferrinis Ende der Leitung war lange Zeit Schweigen, während er nur zuhörte und dabei bestürzt den Maresciallo ansah, das Gespräch aber nicht unterbrechen konnte, um diesem wenigstens grob zu schildern, was er gerade erfuhr.
    »Wann war das? Aha, verstehe… also gut, weiß er genau, wer…? Verstehe. Richtig, richtig. Hören Sie, wir fahren sofort los und kommen direkt zu Ihnen. Wenn der Capitano inzwischen ins Büro zurückkommt, ist es gut, wenn nicht, fahren wir dorthin.«
    Ferrini hängte ein. »Wir müssen los.«
    »Wohin denn?«
    »Nach Pisa. Es geht um Flavio. Sie werden es nicht glauben, aber ein Mord ist verübt worden. Zwei Tote in einem Auto.«
    »Sie wollen mir doch nicht sagen, daß wir jetzt wieder bei Flavio angekommen sind, nachdem wir ihn gerade aus dem Kreis der Verdächtigen ausgeschlossen haben?«
    »Nein, nicht Flavio, denn den hat jemand beseitigt. Er ist einer der zwei Toten in dem Auto.«
    Viel konnten sie nicht erkennen. Die Nacht war schwarz und das Gelände zu weit von irgendeiner Lichtquelle entfernt. Bis zum nächsten Dorf waren es mehrere Kilometer. Mit den Taschenlampen bekamen sie nur einen ungefähren Eindruck von steilen, bewaldeten Abhängen, einer hellen steinigen Straße und einer Schlucht, die rechts von ihnen abfiel.
    »Wenn Sie gekommen wären, als die Feuerwehrautos noch da waren – die hatten gute Lampen. Aber jetzt sieht man da unten rein gar nichts mehr.«
    Angestrengt versuchten sie, in der Schlucht etwas zu erkennen, aber auch mit den Scheinwerfern ihrer Wagen konnten sie nichts ausmachen. Der in der Nachtluft liegende, vom Wind heraufgewehte Geruch war überwältigend, ein beißender Gestank nach verbrannten grünen Blättern, Gummi und Plastik und nach verkohltem Fleisch.
    Eine gute Stunde lang saßen sie anschließend mit dem Capitano in seinem Büro. Er war wirklich sympathisch, wie Ferrini gesagt hatte, und er verstand sein Handwerk. Man hatte ihn um ein Uhr nachts angerufen, ebenso die Feuerwehr. Ein Auto brannte in der Schlucht, und das Feuer hatte bereits auf so viele umstehende Bäume übergegriffen, daß man die Flammen aus großer Entfernung sah. Es

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