Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
das Bild? Wenn dieser junge Mann es von Landini geerbt hat, wie ist es dann zu Landini gelangt? Das zumindest müßte in dem Verzeichnis stehen. Landini war kein Dummkopf.«
    »Nein, sicher nicht. Aber das Bild gehörte der Familie, verstehen Sie. Vermutlich ein Porträt eines Vorfahren aus der Familie der dei Gherardini. Sehr überzeugt sehen Sie nicht aus.«
    »Tja, wenn ich ehrlich sein will, Maresciallo, bin ich das auch nicht. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir zu meinem Wagen gingen? Ich muß zum Ausladen dort sein.«
    »Ja, natürlich. Ich sollte Sie nicht aufhalten…«
    Sie gingen gemeinsam durch den steinernen Torbogen mit der großen Eisenlaterne. Als sie auf der anderen Seite heraustraten, nahm Biondini den beigefarbenen Regenmantel, den er sich über die Schulter gelegt hatte, und zog ihn an.
    »Anscheinend wird es kälter. Man weiß nicht, was man bei diesem verfluchten Wetter anziehen soll, aber so wie gestern – oder war es vorgestern? – will ich nicht noch einmal durchnäßt werden.«
    »Vorgestern war das… Mir ging es genauso. Können Sie mir sagen, was Sie bei diesem Gemälde nicht überzeugt? Sie glauben nicht, daß es ein Antonio Franchi ist, obwohl Sie es noch nicht gesehen haben?«
    Biondini lachte. »Ich bin kein Genie – und Hellseher auch nicht! Sie haben eine so hohe Meinung von meinen Fähigkeiten, daß es mich immer aufmuntert, mit Ihnen zu sprechen.«
    Hatte er sich wieder zum Narren gemacht? »Ich wollte damit nur sagen, daß Sie immerhin ein Fachmann sind – es ist Ihre Arbeit, vielleicht haben Sie deshalb einen Grund für Ihre Vermutung?«
    »Ja, und zufällig kenne ich mich bei Franchi ganz gut aus. Ich habe den einen oder anderen Aufsatz über ihn geschrieben, aber das heißt nicht, daß ich ein Bild von ihm identifizieren könnte, ohne wenigstens eine Fotografie gesehen zu haben – ist denn eine Fotografie vorhanden?«
    »Keine Ahnung, ich kann fragen.«
    »Wenn es eine gäbe, würde ich sie mir gern ansehen. Ich war nämlich für alle Bilder von Franchi, bei denen Zuschreibungen notwendig waren, verantwortlich – ausgenommen natürlich die größeren Werke, die er für verschiedene Kirchen und Klöster ausgeführt hat, aus denen die Bilder nie richtig entfernt wurden und die sehr genau verzeichnet sind. Deswegen bin ich bei einem Dei- Gherardini-Porträt, von dem niemand etwas weiß, ein wenig skeptisch. Franchi selbst hat sorgfältige Verzeichnisse geführt, wissen Sie.«
    »Das hat Marco mir schon gesagt, er hat aber auch gesagt, daß Franchi seine eigenen Sachen kopiert hat.«
    »Ja, das hat er, aber er hat auch seine Kopien sorgfältig katalogisiert. Ein oder zwei Gemälde fehlen – fehlen in dem Sinne, daß niemand weiß, in wessen Besitz sie sich befinden oder ob sie zerstört wurden –, aber um Dei-Gherardini- Porträts handelt es sich dabei nicht. Das ist eher ein Suchproblem als ein Problem der Identifizierung. Ich würde Ihrem jungen Freund den Rat geben, sich an dem Bild zu freuen, so es ihm gefällt, und wenn es sich wirklich schon seit Generationen im Familienbesitz befindet, dürfte es für ihn ja sowieso von besonderem Wert sein, finden Sie nicht?«
    »Sicher…«
    »Hier steht mein Wagen. Ein Landini sollte man sein, dann würde man einen großen Wagen fahren und nicht diesen kleinen Fiat. In Staatsdiensten werden wir nie reich, Maresciallo.«
    Der Maresciallo konnte nur zustimmend seufzen, denn sein eigener Kleinwagen war das gleiche Modell, obwohl vielleicht nicht ganz so alt wie dieser. Biondini suchte nach seinem Schlüssel.
    »Warum macht er sich denn überhaupt Sorgen? Ach, hier ist er ja.«.
    »Sorgen?«
    »Landinis Sohn. Worüber macht er sich solche Sorgen, daß er zu Ihnen gekommen ist?«
    Hatte sich der Maresciallo nicht dasselbe gefragt und geargwöhnt, daß Marco ihm etwas verheimlichte?
    »Er… er hatte vorher nie davon gehört, daß sich ein solches Bild im Familienbesitz befindet, und dachte, wenn es sich als Fälschung erwiese, würde der Name seiner Mutter…«
    »Eine Fälschung? Wie kommt er denn auf die Idee? Es kann sich doch auch um eine fehlerhafte Zuschreibung handeln. Wie kommt er denn auf Fälschung?«
    Doch je mehr Worte Biondini für seine Zweifel fand, desto mehr versuchte der Maresciallo, sie zu zerstreuen. »Er hat die Notizbücher seines Vaters durchgesehen und ist dort auf das Bild gestoßen. Irgendwo fand er die Telefonnummer eines Mannes, der sich als Restaurator ausgibt.«
    »Ich würde doch annehmen, daß

Weitere Kostenlose Bücher