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Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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fällt aber, wenn er wieder in die Gesellschaft entlassen wird und auf sich allein gestellt ist, sofort in sein altes Verhaltensmuster zurück und tötet wieder. In Spanien ist es zu einem Riesenskandal gekommen, als ein Serienmörder, den man wegen guter Führung entlassen hatte, sofort wieder einen Menschen umbrachte. Der Vater des jungen Opfers hat zwei Millionen Unterschriften gesammelt, um Richter davon zu überzeugen, daß für solche Verbrechen härtere Strafen ausgesprochen werden müssen. Dasselbe passierte auch in der Schweiz, wo eine lebenslange Freiheitsstrafe maximal fünfzehn Jahre Haft bedeutet. Danach kann der Gefangene entlassen werden. Und sogar vor der Haftentlassung kann ein Gefangener dort bei guter Führung ab und zu Hafturlaub bekommen. Unser Sexualstraftäter ist nämlich in den meisten Fällen ein vorbildlicher Häftling, der seinen Wärtern keinerlei Schwierigkeiten macht und daher als erster Hafterleichterungen erhält oder sogar vorzeitig entlassen wird. Offensichtlich sind alle von Psychiatern ausgesprochenen Warnungen vor den damit verbundenen Gefahren auf taube Ohren gestoßen und haben den traditionellen Strafvollzug in keiner Weise beeinflußt.«
    Außerdem ist es ganz nett, schöne Augen zu haben, aber die Art und Weise, wie er damit Leute ansieht, ist wirklich unerträglich. Dieser verächtliche Ausdruck, der nun die Psychiater traf, die weiß Gott wie lange daran gearbeitet hatten, um den Stapel Papiere zusammenzustellen, der nun vor ihm auf dem Tisch lag.
    »Ich verlange nicht von Ihnen, daß Sie dieses Profil, das uns vom FBI in Quantico, Virginia, zur Verfügung gestellt wurde, ganz lesen. Das würde Sie zuviel Zeit kosten – Zeit, die ich lieber für praktischere Aufgaben verwenden möchte als für das Durchackern von solchem Psychojargon.«
    »Das ist die Stelle, an der wir lachen sollen«, flüsterte Ferrini neben ihm, als die Männer, die ihnen auf der anderen Tischseite gegenübersaßen, auch pflichtschuldig zu lachen begannen, und die Augen des Maresciallo traten noch ein wenig mehr vor als sonst. An der Art und Weise, wie Bacci in das leise Lachen links und rechts neben sich einstimmen wollte, spürte der Maresciallo, obwohl er sich nicht zu ihm umdrehte, wie angespannt der junge Mann immer noch war. Es konnte nichts schaden, wenn er noch einmal mit ihm sprach, sobald das möglich war, denn wenn er weiter so verkrampft blieb, konnte er Simonetti wirklich allmählich auf die Nerven gehen und ihn dazu veranlassen, ihn durch einen anderen Kollegen zu ersetzen. Und das würde Bacci nie verwinden. Im Grunde verwand Bacci überhaupt nie irgend etwas. Zu viel Verantwortung und zu jung, das war es vermutlich… Nun hatte der Maresciallo den Anschluß verpaßt, aber beim besten Willen… er war an eine solche Vorgehensweise nicht gewöhnt, und der Mensch ist nun mal ein Gewohnheitstier. All dieses theoretische Gerede, anstatt rauszugehen und den betroffenen Menschen ins Gesicht zu schauen, sich ihre Häuser anzusehen, die Welt zu beschnuppern, in der sie lebten, ihre Mienen zu beobachten, wenn sie einen anlogen… Schöne dunkle Augen, ja wirklich.
    »Es dürfte inzwischen also auf der Hand liegen, daß wir nach einem Mann suchen, der bereits wegen Gewaltverbrechen oder perversem Sexualverhalten vorbestraft ist, der aber auch mit Schußwaffen und mit einem einschneidigen Messer umgehen kann. Denken Sie auch bitte daran, daß wir zu Beginn unserer Ermittlungen einen Chirurgen zwar nicht unbedingt ausschließen konnten, daß wir aber nicht notwendigerweise einen suchten. In einer Kunststadt wie Florenz arbeiten viele Menschen mit solchen Messern: Leute, die mit Tierhäuten zu tun haben, oder, wenn wir in dieser Richtung weiterdenken, die Hunderte von Menschen, die in Florenz Gürtel, Taschen, Schuhe, Pelzmäntel und so weiter herstellen. Im Anfangsstadium unserer Ermittlungen haben wir auf diesem Gebiet keinen Stein auf dem anderen gelassen, und das hat uns viel Zeit und Mühe gekostet. Unser psychiatrisches Täterprofil gibt uns ebenfalls einige nützliche Anhaltspunkte, an denen wir uns im Verlaufe unserer Untersuchung, wenn es angezeigt war, immer wieder orientiert haben. Es ist wahrscheinlich, wenngleich nicht sicher, daß unser Verdächtiger zur Grausamkeit gegenüber Lebewesen neigt, die jünger, schwächer, verletzlicher sind als er selbst. Dies kann sich als Grausamkeit gegenüber Tieren oder als schlechte Behandlung von Frauen und/oder Kindern äußern. Unser Verdächtiger

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