Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
Bleimodelle von Carabinieri in historischen Uniformen. Ferrinis Frau und die Kinder waren nebenan in der Küche. Er hörte den Fernseher und ihr munteres Reden.
    »Hier bitte.«
    Der Grappa in der langen, sehr dünnen Flasche war nicht wie sonst farblos, sondern schien einen Stich ins Grüne zu haben, was an den scheinbar in der Flasche wachsenden Basilikumblättern lag. Ferrini schenkte zwei Gläser ein.
    »Dann schießen Sie mal los.«
    Er setzte sich in einen Sessel dem Maresciallo gegenüber.
    »Woher wußten Sie das?« fragte der Maresciallo noch einmal.
    »Sie übertreiben. Ich konnte doch nicht wissen, was sie finden würden.«
    »Aber Sie wußten, daß es in die Erde eingegraben war.«
    »Guarnaccia! Der anonyme Brief.«
    »Aber den hatten Sie doch gar nicht gesehen.«
    »Nein. Sie etwa?«
    »Nein… allmählich begreife ich, worauf Sie hinauswollen.«
    »Dann war es also eine Kugel?«
    »Eine Zweiundzwanziger. Sie war geladen und abgefeuert worden, und die Marke stimmt natürlich auch.«
    »Trotzdem brauchen Sie kaum zu befürchten, daß die Kugel aus der bewußten Zweiundzwanziger abgefeuert wurde. Wir haben – wie viele eigentlich? – ungefähr dreiundfünfzig sichergestellte Kugeln. Aber die Zahl spielt keine Rolle, denn wenn es eine von denen war, bekommt das die Verteidigung sowieso heraus. Nein, zu mehr als einem Medienspektakel taugt das nicht. Die Zeitungen und das Fernsehen werden sich mit Freude darauf stürzen, ohne sich allzuviel um die Einzelheiten der ballistischen Untersuchung zu scheren. Sie werden sehen, an dem Tag, an dem die genauen Daten für die Presse zugänglich werden, gibt man ihnen etwas Neues, um sie abzulenken. Ich nehme an, die Filmaufzeichnung ist lückenhaft, aber damit lassen sich ja keine Zeitungen verkaufen, nicht? Echt schade, daß ich die Vorführung verpaßt habe, aber manchmal ist es klüger, wenn man nicht unter den Zuschauern ist. Jetzt erzählen Sie mir aber mal die Einzelheiten.«
    »Ich war auch nicht in der Nähe, als sie sie fanden.«
    »Was für ein Zufall.«
    »Vermutlich haben Sie recht. Und das ist auch der Grund, weshalb Bacci bei mir war. Jedenfalls hatten sie diese Holzpfähle über die tiefe Pfütze gelegt, und die Kugel steckte in einem der Löcher, durch die der Draht gezogen wird, ganz tief im Holz.«
    »Ganz klar, daß man dort Kugeln versteckt. Wenn sie so tief im Holz steckte, wie hat er dann erklärt, daß gerade er sie gefunden hat?«
    »Es hatte stark geregnet. Er sagte, er habe etwas glitzern sehen, was sich dann als Oberfläche der Kugel erwies.«
    »Ist das zu glauben! Ich hätte ihn für klüger gehalten. Damit dürfte klar sein, daß das Ganze nur dazu dient, der Presse neues Futter zu geben. Sonst würde das doch niemand schlucken. Mir tut nur Bacci leid. Es war mies, gerade ihn dafür auszuwählen statt einen seiner eigenen Leute.«
    »Er weiß, wie dringend Bacci auf seine Beförderung angewiesen ist.«
    »Trotzdem war es ein gemeiner Trick. Jeder stellt Verdächtigen mal eine Falle. Ich hab das auch schon getan. Aber wenn es schiefgegangen wäre, wenn der Verdächtige sich als unschuldig erwiesen und kein Geständnis abgelegt hätte, dann hätte ich allein für meinen Fehler bezahlen müssen. Welche Rolle sollte Bacci denn spielen? Den, der es hatte glitzern sehen?«
    »Nein, es war anders inszeniert. Er fing heute vormittag an, mit Bacci zu plaudern, während ein neuer Film in die Kamera eingelegt wurde. Sie spazierten durch den Gemüsegarten, der gleich daneben ist. Ich weiß noch, daß ich sie sah und dachte… Jedenfalls sah es so aus, als plaudere Simonetti über das Wetter und den vielen Schmutz überall und wie schwierig dieser Job doch sei. ›Gestern waren meine Schuhe ganz durchweicht. Und das nur nach einem Tag Arbeit, aber ich kann es mir nicht leisten, jetzt krank zu werden.‹ ›Nein, Signore, sicher nicht.‹ ›Wir haben keine so wunderbaren Gummistiefel, wie sie zur Ausrüstung von Euch Carabinieri gehören, darum hab ich mir diese hier gekauft. Was sagen Sie?‹ ›Die sehen ziemlich robust aus.‹ ›Ganz ähnlich wie Ihre, obwohl ich nicht weiß, ob das Profil ebenso tief ist. Ich hab vergessen, was für ein Fabrikat das ist, es steht unten auf der Sohle, aber bei dem vielen Schmutz…‹«
    Ferrini brüllte vor Lachen. »Das ist unglaublich. Er hat den Schmutz abgewaschen, und da glitzerte die Zweiundzwanziger.«
    »Im Profil eingeklemmt.«
    »Er ist ein größerer Schwachkopf, als ich dachte. Und was sollte der

Weitere Kostenlose Bücher