Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ungeheuer von Florenz

Das Ungeheuer von Florenz

Titel: Das Ungeheuer von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
vierundzwanzig Stunden vergangen, und sie saßen zusammen in seinem Büro, doch der Maresciallo war immer noch verblüfft.
    »Der Staatsanwalt, der mit Romola zusammengearbeitet hat, muß doch auf seiner Seite gewesen sein, wenn er die Untersuchung schon so weit vorangetrieben hat.«
    »Steht sein Name eigentlich in dem Bericht? Ich habe ihn ja nur durchgeblättert, wie Sie wissen.«
    »Nein, Romola nennt ihn nicht.«
    »Hm. Ein kleines Detail, aber ein wichtiges. Jedenfalls: Der leitende Staatsanwalt wurde im entscheidenden Moment zu einem anderen Fall abgezogen, und seine Stelle hat jemand anders eingenommen. Jetzt fragen Sie mich mal, wer.«
    »Wer?«
    »Simonetti.«
    »Gütiger Himmel.«
    »Er brauchte sich nur auf die Lauer zu legen und zu warten. Anklage zu erheben ist ja nicht Aufgabe eines Ermittlungsrichters. Er unterzeichnet zwar den Haftbefehl, aber nur auf Verlangen des Staatsanwalts. Und der hat es eben nicht verlangt. Und dafür erntet er nun den Lohn. Ruhm und Ehre werden ihm zufallen.«
    »Wenn er den Fall löst. Romola hat es ja versucht und den Fall verfolgt, ob das nun seine Aufgabe war oder nicht. Hier…«
    Der Bericht lag auf dem Schreibtisch des Maresciallo.
    »Dieser Bericht ist mehr als eine Pflichtübung. Sie sagen, Sie hätten ihn nicht genau gelesen.«
    »Ich hatte keine Veranlassung dazu, ich erfuhr sowieso immer, was vorging. Wen das Ganze nicht interessierte, konnte sich taub stellen. Eine eingestellte Untersuchung ist ja kaum was Neues.«
    »Ich weiß, ich finde vielleicht nicht die richtigen Worte, aber bemerkenswert ist doch eigentlich, wie der Bericht abgefaßt ist. Ich habe noch nicht viele solche Berichte gelesen, ich bin kein Experte, denn unsere Arbeit ist ja längst vorbei, wenn eine Untersuchung ein solches Stadium erreicht hat.«
    Der Maresciallo schaute mit blicklosen Augen auf die an der Wand angebrachte Karte seines Stadtviertels, wie er es immer beim Nachdenken zu tun pflegte, heftete seinen bekümmerten Blick nun jedoch wieder auf Ferrini. »Was immer dieser Bericht zu sein vorgibt, er ist eine Anklage. Es ist komisch, aber die Art, in der der Verfasser Silvano beschuldigt, erinnert mich an die Art, wie auch Sergio Muscas ihn beschuldigt hat. ›Silvanos Frau ist auf Sardinien gestorben, und das Kind blieb auch dieses Mal verschont. Ich will gar nichts andeuten. Silvano Vargius hatte ein Auto.‹ Solche Formulierungen meine ich, verstehen Sie. Der Ermittlungsrichter will genau das sagen, was Sergio auch gesagt hat: Ich will ihn nicht reinreiten, aber er hat es getan. Außerdem spürt man seinen Zorn ganz deutlich. Er ist sehr verbittert.«
    »Wären Sie das nicht?«
    »Ich weiß es nicht, denn ich verstehe nicht, warum. Warum haben sie das getan?«
    Ferrini zuckte mit den Schultern. »Ich kenne nur die Gerüchte, die zu der Zeit im Umlauf waren. Sie wollten Romolas Ungeheuer nicht. Ein ehrgeiziger Mensch, dessen Namen ich nicht nenne, wollte nicht, daß Romola Anerkennung findet, und hat deshalb die Untersuchung in ganz anderer Richtung neu eröffnet. Das war zu der Zeit, als Flavio im Gefängnis saß und – Pech! Wieder falsch! – die beiden Deutschen ermordet wurden. Dann fing das Gerangel um die Beweise an. Der Campingbus mit den beiden Opfern drin wurde weggebracht, ehe man sich's versah. Und ehe irgendwelche Spuren gesichert worden waren, weil man den Bus, wie damals gemunkelt wurde, den Klauen Romolas und der Carabinieri entreißen und ihn in den Zuständigkeitsbereich von Simonetti und der Zivilpolizei überführen wollte.«
    »Das kann ich einfach nicht glauben…«
    »Nein? Ich war damals dabei. Das war noch vor meiner Zeit in der Stadt. Damals war ich für das Revier in Galluzzo verantwortlich, und ich habe auch die Leichen gefunden.«
    »Sie waren das?«
    »Aber sicher. Ich habe gesehen, wie sie den Campingbus weggefahren haben, und ich wußte, daß noch keine Spuren gesichert waren. Was passiert Ihrer Meinung nach, wenn man ein Wohnmobil mit Einschußlöchern in den Scheiben auf einer Landstraße wegfährt?«
    »Vermutlich ist das Glas zerbrochen.«
    »Ganz genau. In der Karosserie waren ja auch noch Einschußlöcher, und man hatte deren Abstand zum Boden nicht gemessen… Es war ein einziges Durcheinander.«
    »Aber, das ist doch nicht… Als ich sagte, ich könnte das gar nicht glauben, meinte ich doch nur, daß sogar jemand, der sehr ehrgeizig ist… bei so einem ernsten Fall…«
    »Wer wirklich ehrgeizig ist, für den ist nichts so ernst wie die eigene

Weitere Kostenlose Bücher